Leichtathletik Eine Liste ohne Wert?

Die Leichtathletik hat im Kreis Niederrhein-West Probleme: Die Leistungen werden schlechter. Dies spiegelt sich in der Kreisbesten-Liste wider. In der finden sich Resultate, "die einfach nicht hinein gehören", sagen Fachleute.

Die Kreisbestenliste 2009 vermag nicht darüber hinweg zu täuschen: Die Leistungskurve bei Männern und Frauen sowie der weiblichen Jugend A geht weiter nach unten. "Querbeet sind die Resultate schlechter geworden", stellt Edeltraud Boeck (73), langjährige Statistikerin für den Kreis Niederrhein West (Kreis Viersen, Städte Mönchengladbach und Krefeld) fest.

Die Leistungen des 24-jährigen Hermann-Josef Stefes (LG Mönchengladbach) und der 31-jährigen Silke Optekamp bisher LGM, künftig Kassel), die die Mittel- und Langstrecken anführen, täuschen nicht über den allgemeinen Trend im Kreis hinweg. "Nun ja, wir hatten Ausnahmeathleten wie Michael Schrader, der aber zum Jahresende von Uerdingen nach Leverkusen gewechselt ist", sagt Edeltraud Boeck. Im Diskuswurf musste sich der 22-jährige Olympia-Zehnkampfteilnehmer aber dem 20 Jahre älteren Senioren-Vize-Weltmeister Christopher Gerhard (ASV Süchteln) mit 44,63 zu 43,09 Metern beugen.

Bei der A-Jugend beherrschen die Uerdinger durchweg die Kreisszene, obwohl es "Spielverderber" wie Felix Schulze-Rautenberg (TV Pongs) über 100 und 400 Meter (11,17 bzw. 49,21) und den nun zur Männerklasse wechselnden Tim Mertens (TSV Kaldenkirchen) über 200 Meter (22,36) gab. "Es gibt Leute, die gehören einfach nicht in die Kreisbestenliste hinein", schimpft Edeltraud Boeck. Der Kreis füllt aber die Listen mit den zehn besten Resultaten in einem Jahr aus – sofern vorhanden. "Die Bestenliste erweckt so bei den Erwachsenen oft den Eindruck, eine Senioren-bestenliste zu sein", so Edeltraud Boeck. Bei der Jugend B ist alles gut. Im Nachwuchs darunter, in den Schülerklassen, konzentrieren sich die Leistungen nicht mehr ganz nach Uerdingen: "Kempen ist weniger geworden, ebenfalls Gladbach - bei der MLG. LAZ und TV Pongs legten dagegen zu. LG Viersen holte mächtig auf, ASV Süchteln, OSC Waldniel, TSV Kaldenkirchen und mehr die SG Dülken sind vertreten." "Für Schüler und Jugend sind unsere Vereine sehr aktiv", stellte Sportwart Joachim Broch fest: "Das Angebot für Männer, Frauen und den Seniorenbereich wird immer weniger. Für die Senioren wird viel auf Straße und Volksläufe ausgewichen."

Neu für die Niederrhein-West-Leichtathleten ist die intensive Zusammenarbeit mit dem Kreis Kleve ab der Schülerklasse A (14/15 Jahre) über die Jugend bis hin zu den Erwachsenen in der Stadion-Leichtathletik. "Wir sind in der glücklichen Lage, Meisterschaften für diese Zielgruppe zusammen auszurichten. Sie kommen in unseren Kreis, wir gehen zu ihnen. Es war nötig, weil die Teilnahmezahlen zuletzt rückläufig waren", sagt Joachim Broch. Und hofft: "Dass unsere Sportler durch neue Konkurrenz motiviert und herausgefordert werden." Neue, zusammengefasste Kreise zu Bezirken zu bilden, "war zuletzt kein Thema mehr. Auch auf höherer Ebene nicht mehr so gewollt", sagt Joachim Broch.

Positiv sieht er, dass das Mönchengladbacher Grenzlandstadion, "Flaggschiff" unter den Leichtathletikstadien im Kreis Niederrhein-West, wieder wettkampftauglich "und für höhere Meisterschaften, wie Jugend-DM, hergerichtet wird".

(RP)
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