Fußball Freistoßspray auch bei den Amateuren?

Fussball · Nach den guten Erfahrungen bei der Fußball-WM feierte das Hilfsmittel für die Schiedsrichter am Wochenende auch in Deutschlands Profiligen Premiere. Laut Verbandsobmann Wolfgang Jades ist der Einsatz auch in unteren Ligen denkbar.

Robert Hartmann wird in die Analen des deutschen Fußballs eingehen. Er war es nämlich, der am vergangenen Freitag in der Zweitligapartie zwischen dem VfL Bochum und Darmstadt 98 als erster Schiedsrichter in Deutschland das neue Freistoßspray offiziell einsetzte. Nach der positiven Resonanz bei der Weltmeisterschaft in Brasilien hatte sich die DFL (Deutsche Fußball-Liga) ziemlich schnell entschlossen, dem Zentimeterschinden vor der Ausführung von Freistößen per Sprühstoß ein Ende zu bereiten. Nachdem es nach einer Untersuchung des TÜV zunächst so ausgesehen hatte, als verzögere sich die Einführung des Hilfsmittels für die Schiedsrichter, ging die Premiere in den deutschen Profiligen nun doch wie geplant über die Bühne, und es stellt sich die Frage, ob demnächst auch bei den Amateuren gesprüht wird.

Wolfgang Jades, Obmann des Fußball-Verbandes Niederrhein, kann sich durchaus vorstellen, dass das Freistoßspray in Zukunft auch unterhalb der 3. Liga zum Einsatz kommt: "Auch den elektronischen Spielbericht gab es zuerst bei den Profis, und er hat sich inzwischen bis ganz unten durchgesetzt. Wenn etwas sinnvoll ist, sollten alle davon profitieren." Doch aus Jades' Sicht wird das noch dauern: "Wir müssen erst einmal abwarten, wie sich das bei den Profis und im DFB-Pokal bewährt. Dann werden für frühestens Anfang nächsten Jahres in die Diskussion einsteigen, ob eine Einführung zur Saison 2015/16 auch in der Regionalliga sinnvoll ist." Klar ist, dass in eine solche Entscheidung auch die Schiedsrichter mit einbezogen werden müssen. Doch die scheinen die technische Neuerung nicht nur auf höchster Ebene zu begrüßen. Auch Werner Gatz als Schiedsrichter-Obmann im Fußballkreis Kempen-Krefeld hält viel von dem Hilfsmittel für ihn und seine Kollegen: "Die Resonanz bei uns ist sehr positiv. Das Freistoßspray ist eine gute Sache, denn es sorgt für klare Verhältnisse. Wir müssen nicht ständig im Blick haben, wie sich die Spieler in der Mauer vor einem Freistoß verhalten." Deswegen kann sich Gatz sehrwohl die Verwendung auch in Amateurligen vorstellen, doch auch er glaubt nicht an eine schnelle Einführung. Denn es müssten nicht nur die Erfahrungen bei den Profis abgewartet werden, es gelte auch noch wichtige Fragen zu klären. Etwa wie mit dem Spray umgegangen werden soll, wenn Schnee liegt, und wer für die Kosten der Anschaffung aufkommt? Eine Dose des Sprays schlägt aktuell mit 12,95 Euro zu Buche.

Auch der ehemalige Borussia-Profi Chiquinho, jetzt Trainer beim Landesligisten Union Nettetal, will eine Einführung des Freistoßsprays bei den Amateuren nicht ausschließen, doch wirklich daran glauben kann er nicht: "Wir haben doch gesehen, wie lange und kontrovers über das Thema seit der WM diskutiert wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da einer die Mühe macht, um einen Einsatz bis in die untersten Ligen durchzusetzen." Für ihn steht allerdings fest, dass das neue Spray den Schiedsrichtern hilft: "Dann werden die Regeln eher eingehalten." Auch Danny Thönes, Coach des Bezirksligisten Fortuna Dilkrath steht dem Freistoßspray grundsätzlich positiv gegenüber, doch er stellt mit Blick auf die Einführung bei den Amateuren die Kosten-Nutzen-Frage in den Raum: "Ich stelle mir das zwar durchaus amüsant vor. Doch ich frage mich, ob wir wirklich davon profitieren können. Vielleicht sollte das Geld besser in die Fortbildung der Schiedsrichter investiert werden."

(RP)
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