Fußball Hartes Programm für den Traum vom Profi

Viersen · Die Viersener Talente Lennart Mehler und Daniel Pfaffenroth kicken in der U 13-Mannschaft des niederländischen Zweitligisten.

Freitagnachmittag, die Sonne geht langsam unter und VVV Venlos Jugendmannschaften nehmen das Training auf. So auch die U 13 von Trainer Pim Hendrix, in der auch zwei deutsche Junges aus Viersen kicken. Lennart Mehler (11) und Daniel Pfaffenroth (12) spielen seit August für den Nachwuchs von Venlo. Entdeckt wurden sie vom Viersener Daniel Jungblut, der ehrenamtlich für die deutsche Scouting-Abteilung des niederländischen Zweitlistigen arbeitet, bei einem Jugendturnier in seiner Heimatstadt. "Sie waren immer anspielbereit und konnten sich oft gegen die Spieler großer Vereine durchsetzen."

Nach dem Aufwärmen steht erst einmal Torschusstraining auf dem Plan. "Der Tagesablauf ist für die Jungs ganz schön fordernd. Um 15.30 Uhr haben sie Niederländischunterricht, und um 16.30 Uhr beginnt das Training", sagt Dirk Mehler, Lennarts Vater, der mit seiner Frau Silke und Markus Klinkhamels, ihrem ehemaligen Trainer bei Concordia Viersen, am Rande des Platzes das Training beobachten. "Die schulischen Leistungen müssen stimmen, was momentan auch sehr gut passt", sagt Mehler, außerdem entwickele sich Lennarts Selbstständigkeit. "Wir haben alles in der Familie besprochen vor dem Wechsel", sagt Mutter Silke. Lennart hat noch eine Schwester, die an einem Tag wie an diesem alleine ist. Nach dem Training hat Lennart noch einen Sponsorentermin, er darf ein Spiel von Venlos Profiteam auf den VIP-Plätzen verfolgen. "Wir haben gesagt, wenn wir Lennart dazu drängen müssen, zum Training zu gehen, beenden wir das Abenteuer Venlo", betont Silke Mehler. Das Profispiel verfolgen die Viersener jedoch nur in der ersten Halbzeit, Lennart hat tags darauf ein Auswärtsspiel und muss früh aus den Federn. Lennarts Wochenprogramm ist hart, ähnlich ist es bei Daniel. Montags ist er beim DFB-Stützpunkttraining, dienstags in Helmond (VVV kooperiert mit dem dortigen Club beim Training), donnerstags und freitags Training in Venlo. "Nur mittwochs hat kein Training und keine Schule. Und was macht er: Er verabredet sich zum Fußballspielen", sagt Dirk Mehler und lacht dabei.

Inzwischen lässt Hendrix das Passspiel aus der Bewegung heraus trainieren, lautstark fordert er von den Jungs mehr Bewegung. Zwischendurch unterbricht er das Training immer wieder oder spricht individuell mit einzelnen Spielern. Dass morgen ein Spiel ansteht, merkt man nicht, Hendrix fordert seine Spieler. Klinkhamels beobachtet das Treiben intensiv und notiert sich eine Übung. "Lennart beginnt inzwischen, Niederländisch zu sprechen, und der Torhüter fängt an, Deutsch zu reden", sagt Dirk Mehler. Am Trainingsende folgt ein kleines Übungsspiel auf einem kleinen Feld. Vorher trainierte Hendrix aber noch Sprungkraft und Antritt in einer gemeinsamen Übung.

Nach dem Training sitzen Daniel und Lennart geduscht im Büro von Pim Hendrix, Daniels Vater Alex Pfaffenroth ist dazugekommen. "Niederländisch zu sprechen, ist noch etwas schwer. Beim Probetraining war ich etwas aufgeregt, inzwischen aber klappt alles gut", sagt Lennart Mehler, neben ihm sitzt Daniel. "Ich wollte beim Probetraining zeigen, was ich kann", sagt er, für den die Sprache auch noch die größte Hürde ist. Sie werden sie meistern, das merkt man, als sie später ihrem Trainer bei der einen oder anderen Vokabel unterstützend zur Seite springen. Beide berichten, dass es intensiver und körperlicher zugeht als noch bei Concordia Viersen, außerdem sei das Spiel schneller. "Mir machen Torabschluss und Ballbesitz am meisten Spaß", sagt Lennart, dem sich Daniel anschließt, "und dass ich Fußball spielen kann", fügt Daniel hinzu. Beide möchten in Venlo besser werden, sagen sie. Als Fernziel würden sie es gerne zu Borussia Mönchengladbach schaffen, wo Daniel bereits für kurze Zeit war.

Pim Hendrix lächelt über das ganze Gesicht, als die beiden das sagen. Er lobt sie für ihre Entwicklung in den vergangenen Monaten. Sie würden sich im Bus inzwischen zu den niederländischen Teamkollegen setzten und binden sich auch so gut in die Gruppe ein. "Beide sind feste Größen im Team. Daniel spielt einen offensiven Linksverteidiger, der immer nach vorne will. Und Lennart kann im offensiven Mittelfeld alle Positionen spielen, er ist der König der Assists." Der Trainer bemerkt, dass sie lockerer werden, doch er weiß auch, dass ihre Entwicklung noch nicht am Ende ist. Vielleicht klappe ja auch noch der Sprung nach Mönchengladbach. "Dann", ergänzt Hendrix lachend, "dann nehmen sie mich mit."

(pepp)
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