Fußball Immer mehr Eltern rasten beim Fußball aus

Die Jugendspruchkammer des Fußballkreises Mönchengladbach/Viersen verhandelt derzeit gehäuft Fälle, in denen Erwachsene am Spielfeldrand die Contenance verlieren. Ein Vater darf ein Jahr keine Jugendspiele sehen.

Der Vater eines E-Jugendlichen (Altersklasse acht bis zehn Jahre) von Rot-Weiß Venn kann es nicht fassen. Ein Jahr lang darf er die Spiele seines Sohnes nicht besuchen. Bei einem E-Jugend-Turnier war er Betreuer und war beim Finale der gegnerischen Bank gegenüber ausfallend geworden, soll angeblich eine Morddrohung ausgesprochen haben, als sein Sohn nach einem vermeintlichen Foulspiel am Boden lag. Dieser Vorwurf konnte zwar nicht abschließend geklärt werden, und der Beschuldigte hinterließ einen vernünftigen Eindruck vor dem Sportgericht. Die Spruchkammer musste aber mit der Strafe klar machen, dass ein solches Verhalten nicht geduldet wird.

Kinder haben vor Angst gezittert

"Es ist ausgesagt worden, dass die Kinder auf der Odenkirchener Bank vor Angst gezittert haben und nicht mehr weiterspielen wollten. So etwas können wir nicht tolerieren", sagte Bernhard Lua, Jugendspruchkammer-Vorsitzender des Kreises Mönchengladbach/Viersen. Drei Jahre Verbot wären möglich gewesen, der Vater kam also noch glimpflich davon. Andere Strafmechanismen konnten nicht greifen, weil der Beschuldigte nicht Mitglied des Vereins ist. Rot-Weiß Venn muss nun dafür sorgen, dass die Platzsperre eingehalten wird.

Fälle in denen die Zuschauer am Spielfeldrand die Contenance verlieren , gerade in den jüngsten Altersklassen, haben sich zuletzt gehäuft. "Das ist bereits das dritte Verfahren in den unteren Klassen in diesem Jahr, ein viertes steht bevor", sagt Lua. So musste er sich mit der Kammer bereits mit einem Spielabbruch bei den Bambini und der Schiedsrichterbeleidigung eines E-Jugend-Trainers befassen. Bald wird ein Fall verhandelt, in dem ein F-Jugend-Coach Spieler und Eltern des gegnerischen Vereines beleidigt haben soll.

Für Lua spielt auch die Ausbildung der Trainer eine entscheidende Rolle. "Ich leite die Spruchkammer noch nicht so lange, habe aber bisher noch keinen Fall gehabt, bei dem ein lizenzierter Trainer auffällig geworden ist", sagt er. Ohnehin sind es nicht selten die Eltern, die vom Rand für Unruhe sorgen. In acht von neun Kreisen des Fußballverbandes Mittelrhein wird den Eltern inzwischen bei Spielen auf dem Kleinfeld vorgeschrieben, mindestens 15 Meter Abstand zum Spielfeldrand halten zu müssen. Im Kreis Kempen-Krefeld gibt es zwar bisher keine Häufung solcher Vorkommnisse, doch die Problematik ist auch hier bekannt. "In den unteren Altersklassen sind es so gut wie nie Spieler, sondern fast immer Angehörige, die für Unruhe sorgen", sagt Werner Gatz, Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses. "In der A- und B-Jugend sind es überwiegend verbale Ausfälle der Spieler", sagt Gatz.

Positiv war im beschriebenen Fall, dass der Fußball seine Selbstreinigungskräfte zeigte. Schon vor der Verkündung des Urteils stand der "Übeltäter", der sich bei den Kindern entschuldigen will, wieder mit den beiden Odenkirchener Übungsleitern zusammen.

(RP)
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