Lokalsport Neuer Fokus bei deutscher Nummer eins

Viersen · Obwohl wieder im Scotch-Double-System gespielt wird, freut sich der Essener Martin Horn auf die Billard-WM für Dreiband-Nationalteams in Viersen. Er ist gut drauf und will künftig wieder international ganz weit oben mitmischen.

 Während einer nervenaufreibenden Dreibandpartie braucht Martin Horn auch schon mal einen Energieschub. Künftig will er wieder stärker in der internationalen Spitze mitmischen.

Während einer nervenaufreibenden Dreibandpartie braucht Martin Horn auch schon mal einen Energieschub. Künftig will er wieder stärker in der internationalen Spitze mitmischen.

Foto: Beineke

Eigentlich müsste Martin Horn das sogenannte Scotch-Double-System meiden wie der Teufel das Weihwasser. Seit nämlich bei der Billard-Weltmeisterschaft für Dreiband-Nationalmannschaften in Viersen dieses System eine Rolle spielt, ist Deutschlands bester Dreiband-Billardspieler dreimal in Folge leer ausgegangen - egal, welchen Partner er an seiner Seite hatte. Hinzu kam die Pleite im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft in Brandenburg, als Deutschland schon in der Vorrunde die Segel streichen musste. Doch vor der nächsten WM-Auflage in Viersen vom 22. bis zum 25. Februar äußert sich Horn pragmatisch. "Einmal im Jahr Scotch Double zu spielen, ist okay. Wir haben voriges Jahr eine gute WM gespielt, mit unsere Emotionen die Leute mitgerissen. Ich freue mich auf Viersen."

Scotch Double bedeutet, dass die beiden Spieler einer Mannschaft in einer Art Doppel abwechselnd stoßen, bis ein Fehler passiert, dann ist das gegnerische Team dran. Wurde diese Spielart 2015 und 2016 nur eingesetzt, um bei Gleichstand nach den beiden Einzelpartien in einem Doppel bis 15 Punkte eine Entscheidung herbeizuführen, so gab es im Vorjahr erstmals nur noch ein Scotch-Double-Spiel bis 40 Punkte. Dadurch sollte der Teamcharakter stärker betont werden. Die Reaktionen fielen im Vorfeld - einige Spieler blieben gleich zu Hause - und hinterher sehr gemischt aus. Martin Horn selbst hatte nach dem WM-Aus im vorigen Jahr noch erklärt, dem Weltverband einige Änderungstipps mit auf den Weg gegeben zu haben. Doch Ende Februar, bei der 29. Auflage in Folge in Viersen, wird definitiv noch mal genauso gespielt wie 2017.

Dass der Essener Horn sich so milde gibt, mag auch damit zusammenhängen, dass es wegen der Reduzierung auf 16 WM-Teilnehmer einen neuen Turnierablauf geben wird. Und der gefällt ihm richtig gut. Künftig gibt es nämlich drei Vorrundenpartien. "Dann lohnt sich auch für Mannschaften eine weite Anreise eher, wenn sie schon in der Vorrunde ausscheiden sollten", erklärt Martin Horn. Ein frühes Ausscheiden ist für ihn allerdings keine Option. Im Gegenteil. An der Seite von Ronny Lindemann, mit dem er schon voriges Jahr das deutsche A-Team bildete, und mit Ersatzmann Dustin Jäschke will er definitiv mal wieder eine Medaille holen. Letztmals gab es für Deutschland in Viersen Edelmetall, als Horn zusammen mit Stefan Galla 2014 den dritten Platz belegte und Bronze holte. "Wir definitiv mal wieder dran. Ins Halbfinale möchte ich schon", betont Martin Horn.

Selbstbewusste Töne, die nicht von ungefähr kommen. Die Tode von Mutter und Vater waren voriges Jahr zwar heftige Schicksalsschläge, doch nach einer langen Leidenszeit der Eltern mit entsprechenden Sorgen beim Sohn hatten sie nach der Trauer aus leistungssportlicher Sicht auch befreienden Wirkung. In der Folge spielte Horn groß auf, holte sich unter anderem souverän die Deutsche Meisterschaft im Endspiel gegen Dustin Jäschke. Inzwischen ist die Motivation bei dem gerade 47 Jahre alt gewordenen Profi so groß, dass er nach längerer Abstinenz auch international wieder ganz weit oben mitmischen möchte. "In den nächste beiden Jahren will ich unter die besten 14 der Welt kommen", sagt Horn. Da wäre eine Medaille bei der WM in Viersen ganz sicher ein passendes Signal an die Konkurrenz.

(RP)
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