Lokalsport Oscar Wendt - einer fürs Kapitänsamt bei der Borussia

Mönchengladbach · Der Linksverteidiger war in den vergangenen 18 Monaten nahezu konkurrenzlos. Zudem gehört er zu den Ältesten im Team.

Man könnte vermuten, dass das Leben von Oscar Wendt am Niederrhein nun etwas weniger schön ist. Denn es ist auch Lebensqualität, gute Freunde um sich zu haben. Havard Nordtveit ist ein guter Freund von Wendt. Beide wohnten mit ihren Familien in Krefeld, nicht weit entfernt voneinander. Doch nun ist der Norweger weg, er ist nach England gewechselt, zu West Ham United.

Wendt ist jetzt also ohne seinen besten Buddy. Den, mit dem er im Trainingslager traditionell in aller Herrgottsfrühe in den Tegernsee sprang. Den, der auf Reisen stets sein WG-Partner war. Nun hatte Wendt zunächst ein Einzelzimmer, indes nicht aus Pietätsgründen, sondern weil ganz einfach Fabian Johnson noch länger Urlaub hatte. Als der Amerikaner dann ankam im Trainingslager, zog er bei Wendt ein. Damit ist eine der ersten Varianten für das Flügelduo der kommenden Saison in der neuen schwedisch-amerikanischen WG vereint. Beide können künftig im Zimmer auch gesamtmannschaftliche Probleme wälzen, denn sie sind zwei Sechstel des von Trainer André Schubert bestimmten Mannschaftsrates. Beide gehören schon lange zur Kategorie Führungsspieler, beide jedoch könnten diese Rolle etwas extrovertierter spielen, schließlich sind sie hoch erfahrene Profis. Beide sind angesichts ihrer Zugehörigkeit zum Gladbacher "Betriebsrat" zugleich Kandidaten für das Amt des Kapitäns. Wobei man sich im Fall Johnsons kaum vorstellen kann, dass er am lautesten "Hier" schreit, wenn es darum geht. Denn eine Pflicht des Kapitäns ist es, immer Rede und Antwort zu stehen - und Interviews sind eine Disziplin, die nicht Johnsons liebste ist.

Wendt sucht auch nicht mit Nachdruck das grelle Scheinwerferlicht, fürwahr, doch gesteht er offen, dass es für "mich eine große Ehre wäre, Kapitän dieses Teams und bei diesem Klub zu sein". Bei genauerer Betrachtung könnte Wendt sogar Favorit sein auf den Job. Denn der Kapitän wird eher ein Feldspieler sein, weswegen die Torhüter Yann Sommer und Christofer Heimeroth, ebenfalls im "Rat" dabei, wohl wegfallen. Tony Jantschke und Lars Stindl haben im Interview mit unserer Redaktion verkündet, dass sie führen wollen, aber nicht unbedingt mit der Binde am Arm. "Da sind andere, die eher infrage kommen", sagte Stindl. Somit ist Wendt der Einzige, der auf gewisse Weise seinen Handschuh in den Ring geworfen hat. Zudem ist er seit fünf Jahren da, kennt den Klub und das Team genau. "Ich spiele schon lange hier und jeder weiß, wie viel der Verein und meine Kollegen mir bedeuten", sagt Wendt. In der Vorbereitung hat er des Öfteren das Gefühl erlebt, die Binde zu tragen. Denn aktuell ist immer der älteste Feldspieler der jeweiligen Aufstellung dran. Möglich, dass Schubert am Ende auch nach diesem Prinzip den Kapitän bestimmt - es wäre Wendt.

(RP)
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