Lokalsport Taekwondo kann Menschen verbinden

Viersen · Die KSG Oh-Do-Kwan Dülken ist ein gutes Beispiel dafür, wie mit Hilfe des Sports Integrationsarbeit für Flüchtlinge geleistet werden kann. Beim Taekwondo spielt die Nationalität keine Rolle, Berührungsängste gibt es nicht.

Lokalsport: Taekwondo kann Menschen verbinden
Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Alle Augen sind auf Naerio Chagi gerichtet. Der junge Mann aus Guinea hat gerade das Zeichen zur Aufstellung gegeben. Nach etlichen Aufwärmrunden in der Turnhalle der Paul-Weyers-Grundschule steht Chagi jetzt vor der Taekwondo-Gruppe der KSG Oh-Do-Kwan Dülken. Eine kurze Ansage auf koreanisch samt einer Demonstration der ersten Schlagtechnik von Chagi, dann erfolgt ein mehrstimmiges "Kia". Der Kampfschrei begleitet jede der fließenden und geschmeidigen Bewegungen der Kursteilnehmer, die allesamt das ausführen, was Chagi vorgibt.

"Naerio macht das hervorragend. Er gehört seit etwas über einem Jahr zu uns und ich habe ihm heute das Aufwärmtraining übergeben. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Dafür muss man nicht perfekt deutsch können, sondern die Bewegungen korrekt ausführen und andere auf ihre Fehler aufmerksam machen", erklärt Thomas Schneider. Der KSG-Vorsitzende Dülken beobacht die gesamte Gruppe samt Chagi genau, um gegebenenfalls zu korrigieren, aber das ist nicht nötig. Die Konzentration, mit der der Afrikaner die verschiedenen Selbstverteidigungsübungen des Taekwondo vorführt, ist spürbar. Seit Jahrzehnten geht es bei dem Verein, der sich dem Teakwondo verschrieben hat, international zu, aber jetzt hat man sich insbesondere die Flüchtlingsarbeit auf die Fahnen geschrieben. Über die Stadt Viersen entstand der Kontakt zu den Flüchtlingen. "Wir hatten gehört, dass sich schon andere Sportgruppen in die Flüchtlingsarbeit eingebracht haben und wollten uns ebenfalls engagieren", erinnert sich Schneider. Man entwarf Plakate, die unter anderem in den Flüchtlingseinrichtungen ausgehangen wurden. Die ersten neugierigen Flüchtlinge kamen, wurden offen und herzlich aufgenommen und blieben. "Für die Flüchtlinge ist es wichtig, Kontakte zu haben und einmal aus ihrem doch recht eintönigen Alltag heraus zukommen. Zudem können wir ihnen Möglichkeiten geben, sich selber im Sport einzubringen und zwar als Trainer. Das sind kleine Perspektiven", sagt Schneider, der nicht nur Vorsitzender des Vereins, sondern auch zweiter Vorsitzender im Stadtsportverband und Landeslehrwart für Taekwondo im Deutschen Olympischen Sportbund ist. In Anbetracht des Mangels an ehrenamtlichen Trainern könnten talentierte und begeisterte Flüchtlinge wie Chagi ausgebildet werden. Der Vorteil vom Taekwondo ist dabei die gemeinsame koreanische Sprache. Egal, welche Nationalität, jeder weiß, welcher Begriff zu welcher Übung gehört. Für ihren Einsatz in Sachen Flüchtlinge erhielt der Verein bereits Gelder von der NEW-Vereinsförderung und dem Landessportbund. Mit diesen Zuwendungen konnten für die Flüchtlinge die entsprechende Sportbekleidung angeschafft und Mitgliedsbeiträge bezahlt werden. "Sport ist eine gute Idee", meint Mvuama Landu, der aus dem Kongo kommt und knapp ein Jahr beim Taekwondo dabei ist.

Bei den Trainierenden hat mittlerweile Schneider wieder seine Trainerrolle übernommen. Es geht um verschiedene Techniken, mit denen ein imaginärer Angreifer abgeblockt werden soll. Der Schutz des eigenen Körpers sowie Schläge und Tritte zur Abwehr folgen in rascher Reihenfolge. Schweißperlchen rollen bei den Teilnehmern. "Man powert sich richtig aus, tut etwas für die Kondition, das Gleichgewicht, die Konzentration und entspannt auch", meint Mareike Kibeti lächelnd. Wobei sie es sehr gut findet, das Teakwondo in Dülken international gelebt wird.

(tref)
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