Lokalsport Tennisklubs setzen auf schnelle Hilfe

Kreis · Rund 90 Prozent aller Tennisvereine im Grenzland besitzen mittlerweile einen eigenen Defibrillator. Damit können die Mitglieder im Falle eines Herzstillstandes auf der Anlage Soforthilfe leisten - und vielleicht Leben retten.

Die Zahlen sind ebenso beeindruckend wie besorgniserregend: Alle fünf Minuten bricht in Deutschland ein Mensch zusammen, weil sein Herz aussetzt. Der plötzliche Herztod droht. In Deutschland sterben jedes Jahr rund 150 000 Menschen an einem plötzlichen Herztod. Öffentliche Beachtung findet er jedoch vor allem, wenn er bei jungen Menschen auftritt, zum Beispiel im Sport. In den meisten Tennisvereinen im Grenzland ist man sich dieser ständigen Gefahr bewusst und versucht, sich möglichst optimal auf den ernsten Notfall einzustellen. "Wer diese dramatische Situation einmal miterlebt hat, der vergisst das niemals mehr", sagt Josef Schreurs, der Pressewart des Elmpter Tennis Clubs.

Der passionierte Tennisspieler hat genau genommen schon viermal diese beklemmende Situation erlebt. Dabei lag er selbst schon einmal nach einem Herzstillstand und Reanimation elf Tage im Koma. Er hat überlebt, aber in den anderen drei Fällen jedoch kam jede Hilfe zu spät. Zweimal geschah dies auf der Elmpter Anlage selbst. Diese Erfahrungen haben Schreurs geprägt, und er engagiert sich in seinem Verein seither auch energisch für Aufklärung und Weiterbildung in Sachen "Plötzlicher Herztod".

Der schnelle und fachkundige Einsatz eines Defibrillator kann dabei Leben retten. Weil die beiden Faktoren Zeit und sachgerechte Erste-Hilfe in den ersten, besonders kritischen Momenten nach einem Kollaps entscheidend sind, ist eine regelmäßige Schulung an dem "Defi" oder wie die Mediziner fachlich korrekt sagen "AED" (Automatischer Externer Defibrillator) unerlässlich. Bei Kammerflimmern kann eine Defibrillation eine lebensrettende Maßnahme sein. Mit dem Elektroschockgerät wird dem Betroffenen über Elektroden an der Brust ein Stromstoß versetzt, um die normale elektrische Aktivität des Herzens wieder herzustellen.

Rund 90 Prozent aller Tennisvereine im Grenzland besitzen mittlerweile einen eigenen AED. "Dies sollte nach den Erfahrungen in den letzten Jahren eine Selbstverständlichkeit sein, ist aber nach wie vor eine freiwillige Option", berichtet Stephan Remigius, Sportwart des Tenniskreises Viersen und selbst schon Zeuge einer Herzattacke seines Gegners. "Beim Viersener HTC und beim Dülkener TC hat man nach diesem Vorfall sofort ein Defi angeschafft. Die Anschaffungskosten liegen bei 900 bis 1400 Euro. Doch bei diesem Thema sollte Geld eigentlich keine Rolle spielen", betont Stephan Remigius.

Doch auch wenn ein AED in nahezu jedem Verein vorhanden ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass er auf anhieb gefunden wird und er schnell und richtig angewendet wird. Um möglicht optimal auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, veranstaltet der Elmpter TC regelmäßig vereinsinterne Defibrillator-Schulungen. ETC-Mitglied Chris Niakaros ist OP-Assistent in einer heimischen Klinik bringt die nötige Kompetenz mit, um das Gerät allen ETC-Teams, Vorstand, Trainern und interessierten Mitgliedern zu präsentieren. "Was nützt das beste Gerät, wenn es nicht richtig und schnell bedient werden kann?", fragt Josef Schreurs.

Selbst beim ETC-Sommerfest am 5. September ist die kollektive Schulung in diesem Jahr ein Programmpunkt. "Auch auf die Gefahr hin, dass sich der Spaßfaktor dabei in Grenzen hält. Doch das Thema ist zu wichtig, als dass wir nicht regelmäßig 20 Minuten investieren sollten, um für diese Ausnahmesituation gewappnet zu sein", sagt Josef Schreurs. Der Mann weiß schließlich, wovon er redet.

(RP)
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