Bürgermeisterwahl Redaktionsgespräch mit Olaf Fander (für Vie) "Stadt soll sich mehr für Einzelhandel einsetzen"

Viersen · Viel wird im Wahlkampf geredet, doch selten Tacheles. Was wollen die Kandidaten? Was können sie? Unsere Zeitung hat die einzelnen Kandidaten in die Redaktion eingeladen, um mit ihnen über Sachthemen zu reden. Heute: Olaf Fander (Für Vie).

 Olaf Fander von der Partei "für Vie".

Olaf Fander von der Partei "für Vie".

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Viersen Wenn einer sich in Viersen auskennt, dann Olaf Fander. Der 58-Jährige ist in Süchteln geboren und seit 1986 mit einem Heizungs- und Sanitärbetrieb selbstständig. "Ich fahre jeden Tag durch die Stadt, ich sehe ihre Stärken und Schwächen, und ich spreche täglich mit vielen Menschen", sagt der Handwerksmeister. In der Redaktion sprach Fander über Stadtentwicklung, Einzelhandel, Finanzen und natürlich "seinen" Stadtteil Süchteln.

Stadtentwicklung "Mit Löhcenter, Erschließungsring und Bahnhofsvorplatz ist in Alt-Viersen in den vergangenen zehn Jahren viel geschehen", sagt der Bürgermeisterkandidat von Für Vie. Die Entwicklung dort sei weitgehend abgeschlossen. Dülken sei ebenfalls in Bewegung. "Viel Kraft ist nach Dülken und in die Südstadt geflossen. Selbst Boisheim hat sein Dorflädchen. Nur Süchteln ist das Waisenkind", findet Fander. Der Handwerksmeister sieht die Stadt bei der Förderung der Stadtteile in der Verantwortung. "Wenn wir vom City-Management nicht abgehängt werden, brauchen wir auch kein Büro wie Dülken." Süchteln sei der einzige Stadtteil, der keinen Wasserbrunnen mehr habe. Seit eineinhalb Jahren werde rundum um den Netto-Markt und den St.-Florian-Platz diskutiert. Ein Drogeriemarkt sei ebenfalls dringend nötig. Dennoch sei Süchteln nicht an dem Punkt wie Dülken. "Aber wir müssen den Status halten, sonst brauchen wir in sechs Jahren auch ein Süchteln-Büro." Entwicklungs- und Investitionsbedarf sieht Fander auch im Freizeit- und Naherholungsgebiet Süchtelner Höhen. Seit Jahren ist die Sanierung der Höhenstraße ein Anliegen der Wählergemeinschaft. "Die Infrastruktur stimmt nicht. Da muss eine vernünftige Parksituation geschaffen werden", kritisiert Fander. Das Gebiet müsse richtig geordnet und strukturiert werden, damit Wanderer und Mountainbiker nicht miteinander kollidierten.

Krankenhaus "Das St.-Irmgardis-Krankenhaus brauchen wir", sagt der Süchtelner. "Ich denke, dass es mit der Geriatrie auch gute Chancen hat bestehen zu bleiben. Es ist ein emotionaler Faktor für den Stadtteil. Viele Süchtelner sind dort geboren und betrachten es als ,ihr' Krankenhaus." Möglicherweise werde es irgendwann mit dem Allgemeinen Krankenhaus Viersen (AKH) zusammen gehen. "Herr Thönnessen wird die gesellschaftliche Neuordnung der beiden Krankenhäuser allerdings nicht fertigstellen", meint der Für-Vie-Ratsherr.

Finanzen Der Süchtelner Unternehmer weiß um die klamme Haushaltssituation der Stadt. In der Verwaltung sieht er allerdings kaum mehr Einsparpotenziale. Deutlich weniger Geld könne man aber ausgeben, wenn man stärker auf das Fachwissen der Verwaltungsleute vertraue und nicht immer wieder für etliche Tausend Euro externe Gutachter bestelle. "Das stärkt und motiviert doch auch unsere eigenen Mitarbeiter in der Stadtverwaltung. Da sitzen doch gute Leute mit Fachwissen." Als Bürgermeister würde Fander auch teure Projekte auf ihre Notwendigkeit prüfen. "Der Radweg nach Waldniel an der alten Eisenbahnstraße wird kaum genutzt, aber dafür wurde viel Geld ausgegeben."

Wirtschaftsförderung "Die Stadt braucht eine eigene Wirtschaftsförderung", sagt Fander. Eine Verschmelzung von städtischer und Kreiswirtschaftsförderung sieht er nicht. "Man könnte natürlich umgekehrt fragen: Wenn sich die Wirtschaftsförderungen der Gemeinden im Kreis alle zwei Monate treffen würde - bräuchte man da noch eine Kreis-Wirtschaftsförderung", sagt Fander. Grundsätzlich könne die Wirtschaftsförderung den Tourismus stärker unterstützen. Diese Aufgabe würde er beim Kreis angesiedelt sehen.

Einzelhandel Mehr Unterstützung von der Stadtverwaltung fordert Fander für den Einzelhandel. Die Stadtverwaltung könnte den Einzelhändlern beispielsweise ganz praktisch helfen, indem sie die Blumenampeln des Werberings mitbewässern würde. Auch bei der Organisation und Durchführung von Stadtfeste sei jede Hilfe erwünscht. "Wir brauchen mehr verkaufsoffene Sonntag. Dafür kann sich die Stadt doch beim Land einsatzen. Schöne Stadtfeste sind für den Einzelhandel sehr wichtig", sagt Fander. Auch über ein "Late Night Shopping" könne man nachdenken. Gut findet der Ratsherr aus Süchteln, dass man in Viersen samstags kostenfrei parken könne. "Sie erledigen ihre Einkäufe, bringen die Sachen ins Auto und gehen noch einen Kaffee trinken. Sie glauben nicht, wie viele Menschen das anzieht."

JOACHIM NIESSEN, LUDGER PETERS UND SABINE JANSSEN FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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