Viersen Stadtarchiv erhält besondere Schulchronik

Viersen · Fünf Mitglieder der Abiturientia 1941 des damaligen Humanistischen Gymnasiums haben Zeitzeugnisse gesammelt

 Auch alte Fotos sind Teil der überreichten Schulchronik. Diese Aufnahme entstand 1951 bei einem Klassentreffen.

Auch alte Fotos sind Teil der überreichten Schulchronik. Diese Aufnahme entstand 1951 bei einem Klassentreffen.

Foto: Busch/RP-Foto: Busch

Eine besondere Schulchronik hat jetzt Viersens Stadtarchivar Marcus Ewers erhalten. Die letzten fünf - Max Lingenbrinck liegt zurzeit im Krankenhaus -, die im Jahr 1941 ihr Abitur am damaligen Humanistischen Gymnasium ablegten, trafen sich jetzt noch einmal außer der Reihe im Viersener Stadtarchiv. Dazu hatten sie auch die ehemalige Bürgermeisterin Marina Hammes eingeladen, deren Mann und Schwiegervater ebenfalls dort Abitur machten sowie den Beigeordneten Paul Schrömbges, der auch das Huma besuchte.

 Peter Giesen, Harry Grieß, Will Brüll, Wilhelm Tomberg und Hans Winz überreichten

Peter Giesen, Harry Grieß, Will Brüll, Wilhelm Tomberg und Hans Winz überreichten

Foto: Marina Hammes.

Eingeladen zu dem Treffen hatte wie seit 1946 Peter Giesen (94). Er hat alle Protokolle der jährlichen Treffen - immer verbunden mit den Namen der Teilnehmer - sauber in einem dicken Ordner abgeheftet, und diesen Ordner überreichte er jetzt Archivar Ewers.

Alle gingen noch einmal auf die Bedeutung von Bildung für junge Menschen ein. Schrömbges betonte: "Die humanistische Bildung eröffnet uns die Welt", und Marina Hammes berichtete aus ihrer AWA - Aktionsgemeinschaft Viersen-West-Afrika - dass alle ihre 520 Patenkinder eine Schule besuchen und inzwischen 17 eine Universität.

In dem Ordner gibt es auch so seltene Belege wie die erste Einladung zum Schülertreffen sowie alle weiteren bis heute, auch eine Bierzeitung des Gymnasiums von 1938, in der sich die Schüler gelobten, Verbindung zu halten und sich regelmäßig zu treffen, was sie seit 1946 auch jedes Jahr einhielten. Mit dabei sind neben Peter Giesen noch Harry Grieß, Will Brüll, Wilhelm Tomberg und Hans Winz, der als einziger von 1933 bis 1941 der Klasse angehörte.

Interessant für die heutige Generation der Schüler - Marcus Ewers hofft die Schulleiter entsprechend zu motivieren - sind viele Erinnerungen der damaligen Schüler, die sie schriftlich festgehalten haben. Dazu gehört, dass die neuen Sextaner zu ihrem ersten Schultag am 1. Mai 1933 in der Festhalle bei einer Rundfunkrede des gerade neu ernannten Reichskanzlers Adolf Hitler antraten.

Das Humanistische Gymnasium erlebte während der NS-Diktatur eine strenge polizeiliche Überwachung der Bildung und musste seinen Namen in "Oberschule für Jungen" ändern. 1934 wurde Schulleiter Matthias Kapelle abgesetzt: "Er wurde unser bester Lehrer für Griechisch und Latein."

Ewers freute sich über diese einmalige Chronik und will sie sich gleich vornehmen, um sie entsprechend in das Archiv einzugliedern und zugänglich zu machen.

(flo)
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