Viersen Stadtbibliothek will die Preise erhöhen

Viersen · Mit dem Plan, die Familienausweise abzuschaffen, stieß die Verwaltung im Kulturausschuss auf Kritik: Das sei kein gutes Signal für die Stadt.

 Die Stadtbibliothek am Rathausmarkt bietet eBooks online und ab Mai Hot Spots. Damit begründet sie unter anderem die geplante Erhöhung der Gebühren für den jährlichen Leseausweis.

Die Stadtbibliothek am Rathausmarkt bietet eBooks online und ab Mai Hot Spots. Damit begründet sie unter anderem die geplante Erhöhung der Gebühren für den jährlichen Leseausweis.

Foto: Busch

Die Albert-Vigoleis-Thelen-Stadtbibliothek möchte die Gebühren für die Jahresausweise erhöhen. Derzeit zahlen Erwachsene 15 Euro im Jahr, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre fünf Euro. Auch Studenten, Auszubildende und Schüler ab 18 Jahre zahlen fünf Euro. Für Familien gibt es den Leseausweis für 15 Euro. Hilfe-Empfänger und Schwerbehinderte zahlen ermäßigt fünf Euro.

Im Kulturausschuss wurden jetzt neue Tarife präsentiert. Danach wird für Erwachsene eine Erhöhung auf 20 Euro vorgeschlagen. Kinder und Jugendliche sowie Hilfe-Empfänger und Schwerbehinderte würden sechs, Schüler, Studenten und Azubis zehn Euro zahlen. Familienausweise soll wegfallen. Weitere Erhöhungen sind für die Fernleihe und die Säumnisgebühr vorgesehen. Für Schulanfänger gibt es bislang ein besonderes Angebot: Nehmen sie an einer Führung durch die Bücherei teil, erhalten sie kostenfri einen Leseausweis für ein Jahr. Diese Regelung soll, so erläuterte Bibliotheksleiterin Christiane Wetter gestern auf Nachfrage, bleiben.

In ihrer Vorlage begründete die Verwaltung die Erhöhung damit, dass das Serviceangebot der Bibliothek gestiegen sei: Unter anderem erhalten Nutzer mit ihrem Leseausweis digitale Medien über die "Onleihe". Ab Mai gibt es in der Bücherei auch Hot-Spots. Es sei schwer abzuschätzen, welche finanziellen Auswirkungen eine Gebührenerhöhung hätte, gab die Verwaltung allerdings zu bedenken: Die Folge von Erhöhungen sei "nicht selten ein zeitweises oder dauerhaftes Wegbleiben der Kunden".

Der Kulturausschuss sollte über die Vorlage beraten, ebenso wird es am 25. Januar der Haupt- und Finanzausschuss tun. Am 2. Februar entscheidet dann der Rat. Während Kulturdezernent Dr. Paul Schrömbges erläuterte, dass die Kulturverwaltung auch dem Anliegen des Kämmerers nachkommen müsse, die Einnahmen zu erhöhen, und Wetter darauf aufmerksam machte, dass es seit 2009 keine Erhöhung gegeben habe, war der Kulturausschuss mit dem Vorhaben nicht einverstanden. Dr. Frank a Campo (FDP) fand die Begründung zu schwach, Werner Jungblut (FürVIE) hielt die Steigerung für nicht förderlich, wenn man Leser gewinnen wolle. Angélique Vootz (CDU) fand die Erhöhung "schockierend" - für Studenten und Azubis liege sie bei 100 Prozent. Als Vootz wissen wollte, wie viele Erwachsene, Kinder, Jugendliche, Familien Leseausweise hätten, konnte die Verwaltung keine Zahlen vorlegen. Wetter versprach, diese nachzuliefern. Inzwischen ermittelte das Kommunale Rechenzentrum 5378 aktive Nutzer im vergangenen Jahr - "aktiv" sind Leser, die mindestens einmal im Jahr etwas ausleihen. Darunter waren 1045 Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre. Insgesamt wurden im Jahr 2015 670.517 Medien in der Stadtbibliothek und den Zweigstellen geliehen. 2014 wurden noch 699.856 Ausleihen gezählt.

Stirnrunzeln gab es vor allem für die Erhöhung der Ausweise für junge Leser und den Wegfall der Familienausweise. Damit setze die Stadt ein falsches Signal, meinten Ozan Atakani (SPD) und Laura Mavrides (CDU). Wetter erläuterte, dass die Nachfrage nach Familienausweisen rückläufig sei. Außerdem seien Kinderausweise so programmiert, dass Kinder damit keine Filme für Erwachsene ausleihen können. Beim Familienausweis sei das nicht der Fall. Wetter: "Immer wieder haben wir Diskussionen mit Eltern, die sagen, dass sie das nicht ausgeliehen haben." Mike Spoerer (SPD) fragte, ob man mit der Familienkarte nicht Kinderausweise ausgeben könne?

Schließlich einigte sich der Ausschuss auf eine Erhöhung für Erwachsene um zehn Prozent. Familienausweise sollten beibehalten, ermäßigte, Kinder- und Jugendkarten nicht teurer werden.

(RP)
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