Niederkrüchten Sternsinger bringen Segen und Hoffnung

Niederkrüchten · Rund um den heutigen Dreikönigstag ziehen in ganz Deutschland Kinder als Sternsinger durch die Straßen. In Elmpt und Overhetfeld waren rund 60 Kinder der Pfarrei St. Laurentius unterwegs, um Spenden für arme Kinder zu sammeln.

 Unterwegs als Heilige Drei Könige sind Marie, Jakob, Martin und Jan (von links) – hier in Overhetfeld. Sie bringen den Segen in jedes Haus und sammeln Spenden für arme Kinder in der ganzen Welt.

Unterwegs als Heilige Drei Könige sind Marie, Jakob, Martin und Jan (von links) – hier in Overhetfeld. Sie bringen den Segen in jedes Haus und sammeln Spenden für arme Kinder in der ganzen Welt.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die roten, blauen und grünen Gewänder breiten sich im Wind wie Flügel aus, flattern hin und her. Die golden glitzernden Kronen sitzen fest auf den Köpfen der vier Kinder, sodass ihnen der Wind nichts anhaben kann. An diesem grauen Vormittag fällt die kleine Gruppe mit ihren bunten Königskleidern besonders auf — ist doch außer ihnen kaum jemand auf der Straße in Overhetfeld. Die wenigen Autofahrer, die der Sternsingergruppe begegnen, winken ihnen zu.

"Zum Glück regnet es nicht mehr. Denn dann gehen die Kronen kaputt und die Umhänge sind schnell klatschnass", sagt Martin Lankes. Der Neunjährige zieht zum fünften Mal als Sternsinger in Overhetfeld von Tür zu Tür und bringt den Menschen den Segen für das neue Jahr. "Beste beste am Sternsingen ist aber, dass wir anderen Kindern helfen", sagt Martin, der sich für zwei Tage in Balthasar — einen der drei Weisen, die Jesus im Stall fanden — verwandelt. In diesem Jahr ist er mit seinem Bruder Jakob, seinem Cousin Jan und Cousine Marie unterwegs.

Insgesamt machen in Elmpt und Overhetfeld rund 60 Kinder der Pfarrei St. Laurentius bei der Sternsingeraktion mit, um Spenden für Flüchtlingskinder in Malawi zu sammeln. "Das ist in diesem Jahr das Beispielland der Sternsingeraktion", sagt Martin. Im vergangenen Jahr hätten sie mit ihrer Gruppe alleine 300 Euro gesammelt — insgesamt waren es in St. Laurentius 6700 Euro. "Damit konnte dann ein Krankenwagen für ein Dorf bestellt werden", sagt Martins Cousin Jan. Begleitet werden die Kinder von fast 30 ehrenamtlichen Erwachsenen — meist den Müttern der Kinder.

Besonders aufgeregt ist die erst dreijährige Marie Cüsters. Mit ihrem langen weißen Gewand muss sich das Kindergartenkind richtig anstrengen, die hohen Stufen zu den Häusern am Kapellenfeld zu bewältigen. Zu anstrengend sei das aber nicht: "Das macht Spaß", sagt Marie mit strahlendem Lächeln und rennt zur Türklingel. "Stern über Bethlehem zeig uns den Weg ..." schallt es vor der ersten Haustür in hellen Tönen aus den Kinder-Kehlen. Als die Tür geöffnet wird, kommt der Text noch etwas zögerlich über die Lippen, aber der Segen kommt trotzdem an. Und auch die ersten Scheine landen in der Sammeldose.

"Über Scheine freuen wir uns immer besonders, denn wir wollen möglichst viel Geld sammeln. Wir wünschen den Leuten aber auch ein gesegnetes Jahr, wenn sie uns nichts geben. Schließlich heißt das Motto ,Segen bringen, Segen sein'", sagt Martin. Dass die Leute weder Geld noch Süßigkeiten gäben, käme aber sehr selten vor. "Es macht auch keiner die Tür wieder zu, wenn wir kommen", sagt Jan. Der Fünfjährige freut sich, dass in Overhetfeld und Elmpt die meisten Leute schon auf die Sternsinger warten. "Für die Kinder ist es toll zu sehen, dass sie den Menschen eine Freude machen", sagt Simone Cüsters. Sie organisiert die Sternsingeraktion in St. Laurentius. Bereits im Dezember hatten sich alle Kinder und Erwachsenen getroffen, um die Texte, die die drei Könige aufsagen, zu lernen.

Auch das Motto der diesjährigen Dreikönigsaktion "Segen bringen, Segen sein: Hoffnung für Flüchtlingskinder in Malawi und weltweit" war dort besprochen worden. "So wissen die Kinder ganz konkret, wo für sie sich einsetzen", sagt Cüsters. Sie ist begeistert, wie motiviert gerade die kleinsten Kinder bei der Sache sind. "Leider bleiben viele nach dem Grundschulalter nicht mehr dabei, weshalb wir auch darauf angewiesen sind, dass die Kindergärten in ihrem Bezirk einige Straßen übernehmen", sagt Cüsters.

Ihre Tochter Marie ist derweil mit den drei Jungs schon auf dem Weg zum nächsten Haus, wo ihr inzwischen flüssiger Vortrag von lautem Hundegebell unterbrochen wird. "Oh je, der Hund ist im Flur. Macht ruhig weiter. Ich halte die Tür zu", sagt die ältere Frau und kommt raus zu den Kindern. Der Hund zwei Häuser weiter ist da schneller. Noch bevor die Besitzerin ihn festhalten kann, springt er aufgeregt an Martin und Jakob hoch. Die lassen sich aber gar nicht aus der Ruhe bringen und singen einfach weiter. "Angst haben wir vor Hunden nicht, und so was passiert auch nicht oft", sagt Jakob. Insgesamt acht Stunden sind die vier an zwei Tagen mit ihren Müttern Anke Lankes und Simone Cüsters unterwegs. Zeit, die sie in den Ferien gerne für den guten Zweck opfern. "Es macht uns ja auch Spaß, gemeinsam loszuziehen", sagt Martin.

(RP)
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