Viersen Stipendiatin präsentiert ab Sonntag ihre Werke

Viersen · Die Abschlussausstellung von Nina Nowak geht unter dem Titel "Zeroes on the loose" in der Städtischen Galerie Viersen über die Bühne

 Ab Sonntag gibt es in der Städtischen Galerie in Viersen die Abschlussausstellung von Nina Nowak zu sehen.

Ab Sonntag gibt es in der Städtischen Galerie in Viersen die Abschlussausstellung von Nina Nowak zu sehen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Eine besondere Zeit geht für die 1984 geborene Künstlerin Nina Nowak zu Ende. Ein Jahr lang war sie die Stipendiatin des Kunstgenerators, einer Initiative der NEW gemeinsam mit der Stadt Viersen. Als sie vor fast genau einem Jahr in einem Interview gefragt wurde, welche Pläne sie in Viersen habe, sprach sie von der Holzbildhauerei, von der Auseinandersetzung mit dem Thema Vegetation und ihrer Freude darüber, für all das Zeit und Ruhe zu haben. Das ist schließlich das Wesen eines Stipendiums: sich frei von finanziellen Sorgen einem Thema widmen zu können, zu experimentieren, auszuprobieren und zu neuen Ergebnissen zu kommen. Am Sonntag nun wird ihre Abschlussausstellung in der Städtischen Galerie eröffnet. Sie trägt den Titel "Zeroes on the loose".

Was bedeutet "Zeroes on the loose"? Was hat der Begriff mit Nina Nowaks Kunst zu tun? Geht man durch die Ausstellungsräume, stellen sich weitere Fragen: Was haben polierte Stahlrohre mit der Proxemik, der Lehre von der eingenommenen Distanz zwischen Menschen zu tun? Auf welche Weise sind Kunststoffplanen, die im Raum hängen, mit einem von Nowak gefertigten hochglanzpolierten Holzobjekt, Kunststoffbällen und einer Wanne voller Holzbodenseife verbunden?

Zum Titel: "Zeroes on the loose" - das ist eine Zeile aus dem Gedicht "Möglichkeiten" der polnischen Autorin Wislawa Szymborska, in der es übersetzt heißt: "Ich ziehe freigestellte Nullen denen vor, die hinter einer Ziffer aufgeführt sind." Ein Spiel unbegrenzter Möglichkeiten der Gedanken eröffnet sich, das Nowak mitspielt: was bedeuten Zahlen, was bedeutet ein Zahlensystem? Wie wird es eingesetzt? Und wozu? Das wiederum findet sich wieder in der Zeichnung zur Proxemik und den Stahlrohren, von denen drei unterschiedlich lange auf Flexibilität zulassenden ovalen Scheiben installiert sind. Sie sind theoretisch ausziehbar und damit in ihrer Länge veränderlich, wie Teleskopstangen. Die Proxemik untersucht, wie nah ein Mensch den anderen in welcher Situation auf sich zukommen lässt, findet dafür zentimetergenaue Bemaßungen, die Nowak in ihren Objekten aufgreift. Die Wissenschaft versucht das Sozialverhalten in Messbares zu pressen, Nowak verwandelt diese Messungen in Objekte. Nowaks künstlerisches Denken kreist auch immer um die Frage, welche Bedeutungsebenen ein bestimmtes Material mitbringt.

Dies spielt auch in der Rauminstallation "Les exercises" eine Rolle: die Planen, das Holz, die Bälle, das Bad - sie finden direkt ihren Weg zu den Sinnen des Betrachters, der darüber seine Assoziationen, seine Bedeutungsebenen entdeckt. In einigen ihrer Arbeiten widmet sich Nowak der Herkulesstaude: Sie stellt eine Seite aus einem alten Pflanzenbuch aus, die die positiven und schönen Merkmale der aus dem Kaukasus stammenden Herkulesstaude beschreibt. Nowak interessiert, wie und warum sich die Wahrnehmung in den letzten 100 Jahren verwandelt hat, wie eine schöne Pflanze zu einer verschmähten und hochgefährlichen Pflanze werden konnte.

(b-r)
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