Viersen Streit um Regiobahn

Viersen · Wird es eine bessere Schienenanbindung zwischen Viersen und Düsseldorf geben oder nicht? Befürworter sehen Vorteile für die wirtschaftliche Zukunft des Kreises, Gegner sprechen von "Nebelkerzen" bei den Betriebskosten.

Viersen ringt um seine Position bei der geplanten Verlängerung der "Regiobahn", der S 28 von Kaarst über Schiefbahn und Neersen bis Viersen und weiter nach Venlo. Befürworter, wie der CDU-Ratsherr Thomas Gütgens oder Martina Maaßen, Landtagsabgeordnete der Grünen und Mitglied im Viersener Stadtrat und Kreistag, sehen die wirtschaftlichen, verkehrstechnischen und arbeitsmarktpolitischen Vorteile der besseren Bahnanbindung, die unter anderem die Kreisstadt im 20-Minuten-Takt mit der Landeshauptstadt verbinden würde.

Weitere Arbeitsplätze

"Der Pendlerverkehr im Arbeitsmarkt wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Wir müssen den Menschen im Kreis Viersen die Möglichkeit geben, sich auch in der Umgebung zu orientieren. Bereits heute arbeiten mehr als 1000 Pendler aus dem deutschen Grenzbereich im Großraum Venlo, parallel wächst der Markt rund um Eindhoven. Auch hier entstehen weitere Arbeitsplätze", so Maaßen.

Ähnlich argumentiert Gütgens: "Wir müssen über Grenzen hinweg denken. Ziel muss es sein, dass wir als Stadt und Kreis Viersen gemeinsam mit Mönchengladbach und den Niederländern ein Konzept erstellen, das wir als Region der Landesregierung und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr vorlegen können."

Ganz anders argumentiert der Viersener CDU-Ratsherr und Kreistagsabgeordnete Fritz Meies: "Ich erwarte, dass wir erst einmal im Fachausschuss und im Stadtrat eine Viersener Position erarbeiten. In diese müssen alle Punkte einfließen, von denen Viersen beim möglichen Ausbau von Bahnstrecken betroffen ist." In diesem "Gesamtpaket" sollen — neben der Regiobahn — auch Betrachtungen zum Eisernen Rhein, einem zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen Viersen und Venlo sowie zur "Viersener Kurve" berücksichtigt werden.

Ebenso wie Meies steht auch Viersens Kämmerer Rolf Corsten der Verlängerung der Regiobahn skeptisch gegenüber. Der Kreisverwaltung unterstellt der städtische Kassenwart, bei der möglichen Finanzierung mit Blick auf die anderen Gemeinden des Kreises "Nebelkerzen zu werfen".

Corsten: "Das jährliche Minus der Regiobahn beträgt acht Millionen Euro. Diese Kosten werden zur Hälfte über eine Umlage auf alle Gemeinden des Kreises verteilt. Die restlichen vier Millionen Euro zahlen die Orte, an denen es Haltepunkte gibt. Für Viersen heißt das, dass die Stadt jährlich mit drei Millionen Euro an den Betriebskosten beteiligt ist. Die können wir uns nicht leisten."

Dem widerspricht Maaßen energisch. Die Landtagsabgeordnete wirft dem Kämmerer "fehlendes ganzheitliches Denken" vor. Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Alfons Görgemanns warnt, "kompromissunfähig" zu sein: "Wir müssen unsere Position Viersener beschreiben, aber wir dürfen als Stadt nicht den Fehler begehen, sie zu Maß aller Dinge zu machen."

(RP)
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