Viersen Streit um Stadtteilbücherei

Viersen · Droht den Bibliotheken in Dülken und Süchteln doch noch das Aus? Viersens Verwaltung will von der Politik grünes Licht für einen entsprechenden Prüfauftrag erhalten. Die CDU spricht von "Respektlosigkeit gegenüber dem Rat".

Dülken und Süchteln müssen weiter um die Zukunft der Stadtteilbüchereien bangen. In einer Tischvorlage für die Kulturausschusssitzung bat die Verwaltung jetzt um die Zustimmung der Politik für einen Prüfauftrag, in dem eine mögliche Schließung der beiden Einrichtungen "durchgespielt" werden sollte. Vor allem die CDU reagierte empört auf dieses Papier: "Das ist eine Unverschämtheit und eine Missachtung einer Ratsentscheidung", so Laura Mavrides, kulturpolitische Sprecherin der Christdemokraten.

Innenstadtnaher Standort

Erst vor einigen Wochen hatte die Viersener Politik mit einer Mehrheit von CDU, Grünen und Linken entschieden, dass in Dülken die Stadtteilbücherei erhalten und aus dem Alten Waisenhaus am Eligiusplatz an einen neuen innenstadtnahen Standort verlegt werden soll. "Da nutzt es nichts, wenn die Verwaltung uns nun jede Woche ein neues Papier vorlegt, um eine Schließung doch noch durchzudrücken", so Mavrides in Richtung des Kulturdezernenten Dr. Paul Schrömbges. Unterstützung erhielt die CDU-Politikerin vom Grünen-Kollegen Friedhelm Werner: "Ich kann nicht erkennen, welche neuen Erkenntnisse die Verwaltung bewogen haben könnten, einen solchen Antrag schon wieder zu stellen. Eine Entscheidung muss doch auch von der Verwaltung mal akzeptiert werden."

Das sieht vor allem die FDP ganz anders. Dr. Frank a Campo, für die Liberalen im Kulturausschuss, spricht mit Blick auf den Mehrheitswillen zum Erhalt der Stadtteilbibliotheken von einer "Koalition der Unvernunft". Und auch FürVIE-Ratsherr Werner Jungblut erinnerte ausdrücklich daran, dass seine Partei sich gegen den Fortbestand der Bücherei in Dülken ausgesprochen habe und ergänzte: "Wenn wir jetzt die Verwaltung beauftragen, die Schließung der beiden Einrichtungen zu prüfen, haben wir damit ja noch keine Entscheidung getroffen."

Dass diese Entscheidung indirekt auf einer ganz anderen Ebene fallen könnte, darauf machte Kämmerer Rolf Corsten aufmerksam: "Als die Politik sich für den Erhalt der Stadtteilbibliotheken aussprach, gingen wir für Viersen von einem Haushaltsdefizit von zehn Millionen Euro aus. Inzwischen hat sich diese Zahl auf 30 Millionen Euro erhöht. Das heißt, die Rahmenbedingungen haben sich fundamental geändert. Wir steuern als Stadt Viersen über kurz oder lang auf eine Überschuldung zu." Und noch etwas ist mit Blick auf die Haushaltssituation anders: "Der Mietvertrag für den neuen Standort in Dülken ist noch nicht unterschrieben. Wir warten hier auf den Rücklauf aus der Bezirksregierung", so Kulturdezernent Schrömbges. FRAGE DES TAGES

(RP)
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