Junges Szenepublikum, erwachsene Rockfans, gestandene Musiker und Kulturschaffende — sie alle zieht es zum Jahresanfang immer wieder hierher. Das aus der Jugendarbeit der Pfarre St. Clemens entstandene Rockfestival "Süchteln brennt" ist fest etabliert in der Viersener Musikszene. Mit ihrer Mischung aus familiärer Atmosphäre und professioneller Organisation genießt es bei Musikern wie Fans gleichermaßen hohes Ansehen.

"Rakede": Heimspiel vor dem Durchstart

Für die Band Rakede ist der Auftritt in Süchteln ein Heimspiel. Sänger Julian kommt von hier, die "Triebwerke", wie sich die Bandmitglieder bezeichnen, sind Stammgäste beim Festival. Ihre partytaugliche Mischung aus Elektro-, Rock-, HipHop- und Dub-Reggae-Elementen feierten die Fans gebührend. Ihr bejubeltes Festival-Finale ist zugleich Probeflug vor dem Durchstarten, steht doch in diesem Jahr die erste CD-Veröffentlichung bei einem Major-Label an.

Auch Marcel "Chubby" Römer, durch sein Mitwirken in verschiedenen Bandprojekten bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, peilt mit seinem neuen Bandprojekt Aeverium die ganz großen Bühnen an. Er überraschte vor dem Auftritt mit dem Bekenntnis: "Ich habe die Hosen voll!". Unbegründet: Beim Publikum kam die Metal-Spezialmischung aus Chubbys düsteren Shoutings und dem glockenhellen Sopran von Frontfrau Aeva Maurelle bestens an. Ein Gastauftritt der jungen Geigerin Sabine Drabben gab dem überzeugenden Auftritt der Metaller eine besondere Note.

Ausgelassene Tanz-Exzesse

Erfrischend die "Weltraum Power" aus Berlin: gradliniger Spaßpunk in bester NDW-Tradition plus rockige Gitarrenriffs. Spring- und Tanzfaktor groß — Stimmung erfolgreich angeheizt. Als Festival-Opener punkteten Linus wie bei ihrem Eröffnungs-Auftritt beim "Eier mit Speck"-Festival die aktuellen "Young Talents"-Gewinner mit überraschender musikalischer Reife, unaufgeregt-schnörkellosem Mainstream-Rock eigener Prägung und eingängigem Songwriting. Geheimfavorit der Party-Fraktion waren die Münsteraner Ska-Raggae-Spezialisten Dreadnut Inc. Mit dreiköpfigem Bläsersatz und treibenden Offbeat-Ryhthmen trieben sie ausgelassene Tanz-Exzesse an.

Der Essener Medizinstudent Tim Robens ist Viersener. "Süchteln brennt" bietet die willkommene Gelegenheit zum Besuch der Heimat und alter Freunde. Merle Föhr lebt in Viersen und arbeitet in Düsseldorf. Für sie ist das Festival ein Pflichttermin: "Ich war mit 16 das erste Mal hier. Das gehört zur tollen Viersener Musikszene dazu wie das 'Eier mit Speck'-Festival oder die 'Rockschicht'. Das muss man unterstützen."

Auch aus dem Stadtteil jenseits der Höhen gab es neidlose Anerkennung. Andreas Goßen vom Dülken-Büro ist, wie so viele andere Besucher seiner Altersklasse seit Jahren Stammgast. Er sagt: "Solch ein Jugendkultur-Highlight wünsche ich mir auch für Dülken."