Viersen Süchtelns letzter Nachtwächter

Viersen · Vor 150 Jahren wurde Caspers "Aues" (August) geboren. 25 Jahre lang ließ er Süchteln auch nachts in hellem Licht erstrahlen.

Caspers "Aues" (August), der letzte Süchtelner Nachtwächter, würde dieses Jahr 150 Jahre alt. Irrtümlicherweise wird oft der 1875 gestorbene Heidhausen ("Heidhuse Schluff") als letzter Nachtwächter von Süchteln genannt. "Da uns aber schon immer vom Hörensagen bekannt war, dass August Caspers der letzte Nachtwächter von Süchteln war, haben wir mal intensiver bei den Nachkommen und im Stadtarchiv recherchiert", sagten Ingeborg und Friedhelm Rath, beide Mitglied im Heimat- und Verschönerungsverein Süchteln.

August Caspers (geboren am 5. Oktober 1865) verstarb am 1. November 1946. Er heiratete zweimal und hatte 13 Kinder. Vom 1. April 1901 bis 30. April 1926 war er als Nachtwächter, Lampenwächter und Rathausdiener beschäftigt. Beworben hatte er sich für dieses Amt am 3. Februar 1901. Früh trat er in den Ruhestand - wegen Rheumatismus.

Gemäß Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 1. März wurde er zum 1. April zum Nachtwächter der Stadt Süchteln mit Beamteneigenschaft ernannt. Sein Jahresgehalt für diese Position betrug 500 Mark. Ihm war es kaum möglich, von seinem kleinen Gehalt seine Familie zu ernähren. Daher bat er am 10. November 1905 um eine Mietentschädigung, die auch den örtlichen Polizeibeamten gewährt wurde. Als Nachtwächter hatte er Polizeigewalt und sorgte stets auf seine taktvolle Art, dass die Polizeistunde eingehalten wurde. Abends beim Anzünden der Laternen waren seine kleinen Jungs mit dabei. Schwupps hangelten sie sich ohne fremde Hilfe an den Laternenmasten hoch. Süchteln erstrahlte daraufhin in vollem Licht, wie sein Enkel Günther Caspers berichtet. Doch durch so manchen Übeltäter erlosch die eine oder andere Laterne wieder kurze Zeit später, was immer mit viel Spaß verbunden war.

Er bekam auch einmal eine Abmahnung, weil er die Laternen nicht ordnungsgemäß gesäubert hätte. Dagegen legte er Widerspruch beim Bürgermeister ein und begründete das damit, dass er jetzt einige Laternen mehr als am Anfang zu betreuen hätte und das bei seiner Dienstzeit von halb elf bis vier Uhr; halb sieben bis ein Uhr und fünf Uhr bis halb 10 - also 16 einhalb Stunden - nicht zu bewältigen wäre.

Zu seinem 25-jährigen Dienstjubiläum mit Verabschiedung in den Ruhestand wurde ihm die goldene Uhr überreicht. Die musste nach dem Krieg wegen großer Hungersnot von einem seiner Schwiegersöhne gegen Lebensmittel eingetauscht werden, wie die Enkelinnen Irmgard Wildenberg und Ursula Daun erzählen.

1912 wohnte er in der Hochstraße 71. Später zog er in die Klemensstraße 16. Ein paar Meter weiter auf dem Ostring, wo sich jetzt die Irmgardis-Kindertagesstätte befindet, soll erlaut den Enkelinnen Käthe Bierbaums und Anneliese Heisters, einen Garten mit Gemüse und schönen Obstbäumen gehabt haben.

Wenn er sonntags vom Frühschoppen nach Hause kam, wurde bei Familie Caspers wie üblich zu Mittag gegessen. Zum Nachtisch gab es Pudding, den er für sein Leben gerne aß. Da ihn nach dem oft ausgedehnten Frühschoppen beim Essen die Müdigkeit überkam, musste der Pudding später nach dem Mittagsschlaf verspeist werden. Damit die Kinder nicht davon naschten, streute er vorsorglich Pfeffer darüber, so die Enkelinnen. Vom Hörensagen soll er auch das erste Dienstfahrrad gehabt haben, amtlich bestätigt ist dies allerdings nicht. Das sind die einzigen Begebenheiten, woran sich die Nachkommen noch erinnern können.

Vielleicht weiß der eine oder andere Süchtelner Bürger noch etwas über die Dienstzeit von August Caspers zu berichten.

(off)
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