Niederkrüchten Täglich in Kontakt mit Kathmandu

Niederkrüchten · Von Niederkrüchten aus stellt Jürgen Richterich von der Nepal Kinderhilfe gerade ein Hilfsteam zusammen für die vom Erdbeben ebenfalls zerstörte Region Langtang. Für "seine" Schulkinder dort befürchtet er das Schlimmste.

Nepal Kinderhilfe hilft nach Erdbeben
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Bei all den Katastrophennachrichten, die gerade aus der Erdbebenregion in Nepal kommen, kann Jürgen Richterich eine gute Nachricht vermelden: Den 20 Waisenkindern, die von der Nepal Kinderhilfe betreut werden, geht es gut. Auch die Leiter des Waisenhauses, Gita und Mim Lal Shrestha, sind unverletzt. "Sie haben vor dem Waisenhaus ein Zelt aufgeschlagen. Sie leben auf der Straße wie Tausende in Kathmandu. Alle sind traumatisiert. Sie haben fürchterliche Angst, in Häuser hineinzugehen", berichtet Richterich, Gründer und Vorsitzender der Nepal Kinderhilfe.

Täglich steht der Niederkrüchtener seit dem Erdbeben am Samstag in Kontakt mit dem Leiter der nepalesischen Partnerorganisation "Manadal Welfare Society", Mim Lal Shrestha, in Kathmandu. "So langsam kommt die Kommunikation in Gang. Die ersten Tage war es schwierig. Die Internetverbindungen brechen zusammen, die Stromversorgung klappt nur sporadisch."

Das Waisenhaus, das der Verein vor sechs Jahren in Kathmandu gebaut hat, steht noch. So viel weiß der Niederkrüchtener. Verglichen mit 95 Prozent der Häuser, die aus Ziegeln gebaut und notdürftig mit ein bisschen Zement zusammengehalten werden, ist es relativ stabil. Die Waisenkinder und ihre Helfer haben Wasser, Essen vermutlich vom Gaskocher erhitzt, und nachts liegen die Temperaturen knapp unter 20 Grad. "Die Situation ist erträglich, solange jetzt nicht der Monsunregen einsetzt und die Böden aufweicht."

Ob "seine" Schulkinder in den Bergen überlebt haben, weiß er indes nicht. "Ich befürchte das Schlimmste. Wir hatten noch keinen Kontakt." Für rund 300 Kinder hat der Verein eine Schulpatenschaft übernommen. Große Sorgen macht Richterich die Region Langtang. Sie lag im Epizentrum des Erdbebens.

Noch im November war Richterich mit seiner Frau in Nepal und hat das Gebiet im jetzigen Epizentrum bereist. "Schon zu guten Zeiten gibt es dort Straßen, die schwer passierbar sind, die durch Erdrutsche verschüttet waren."

Von seinem Schreibtisch in Niederkrüchten aus setzt Richterich alle Hebel in Bewegung. Um Spendengelder zu akquirieren, aber auch um Hilfe in Nepal zu organisieren. "Ich rekrutiere gerade ein Hilfsteam, das auf dem Landweg ins Langtang-Gebiet aufbricht." Facebook sei Dank. Acht Mal war der Niederkrüchtener schon in Nepal. Er weiß um die kulturellen Unterschiede.

"Sie haben eine andere Mentalität. Auf der einen Seite gehen sie leichter mit Schicksalsschlägen um, auf der anderen Seite fallen sie schneller in Lethargie. Während wir eher zum Aktionismus neigen." Mim Lal habe ihn am Telefon gebeten: "Gebt uns Zeit. Wir müssen erst mal mit der Situation fertig werden." Richterich kennt auch die Örtlichkeiten und ihre Erschwernisse: "Kathmandu liegt in einem Talkessel auf 1300 Metern Höhe und ist von 3000 Meter hohen Gebirgsketten umgeben. Große Flugzeuge dürfen da nicht vollgetankt starten, weil sie dann nicht schnell genug an Höhe gewinnen."

Im Jahr 2000 ist der Niederkrüchtener IT-Leiter einer Unternehmensberatung erstmals nach Nepal gereist, hat die Schönheit und die Armut des Landes entdeckt. 2005 gründete er die Nepal Kinderhilfe, nachdem er die Erfahrung gemacht hatte, dass Spenden auf dem Weg "verloren" gehen. Richterich setzt auf die Bildung der Kinder. "Sie sind sehr motiviert, wenn man ihnen eine Chance gibt."

Wer für die Erdbebenopfer spenden möchte, findet die Bankverbindung unter www.nepalkinderhilfe.de.

(RP)
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