Kreis Viersen Teurer Start ins Schuljahr

Kreis Viersen · Die Liste für die zum Schulstart benötigten Dinge ist lang. Bei mehreren Kindern können da ganz schnell erkleckliche Summen zusammenkommen. Bedürftige müssen Schnäppchen suchen bei Schulmaterialien.

Aktionstage von Discountern zum Schulanfang haben in dieser Woche Hochkonjunktur. Wer kann sich schon leisten, sein Kind komplett in teuren Marken auszustatten? Eine Einschulung stellt viele bedürftige Familien vor Probleme. Während früher nach dem Bundessozialhilfegesetz Ausgaben für den Schulbesuch zusätzlich als einmalige Beihilfen gewährt wurden, gilt bei der „Grundsicherung für Arbeitssuchende” für Schulkinder nur ein festgelegter Regelsatz: bis 13 Jahre 211 Euro. Darin sind für Grundschüler etwa 1,60 Euro im Monat für Schreibwaren enthalten.

Das Bundessozialgericht will erst im Jahr 2009 über besondere Bedarfslagen für Kinder entscheiden. Die mögliche Gesetzesänderung ist derzeit in den Augen von Jo Greyn von der katholischen Arbeitsloseninitiative ein schwacher Trost. „Dass Familien, die Hartz IV erhalten, keine Erstausstattung finanziert bekommen, ist in der Beratung immer wieder Thema.“ Der Regelsatz sieht eben auch für den Schulstart einen Ansparbetrag vor. Mehr als 5800 Kinder unter 15 Jahren leben im Kreis Viersen in „Bedarfsgemeinschaften“. Materielle Hilfen sind schwer zu finden. Die Stadt Viersen hat einen „Härtefonds“, allerdings nur für Schulbücher, wenn Schulen einzelne Notfälle melden.

Betrachtet man die Einkaufslisten, die Eltern von Erstklässlern vor Schulbeginn bekommen, stehen unterm Strich allein für Schreib- und Bastelmaterialien für ein I-Dötzchen rund 60 Euro. Kleine DIN- A5-Hefte sind mit 40 Cent noch die preiswertesten Posten. Kinderscheren müssen 14 Zentimeter lang sein, eine abgerundete Spitze haben, der Griff soll aus Kunststoff sein. Dafür müssen 2,79 Euro bezahlt werden. Ein Uhu-Klebestift wird die Eltern weitere 3,59 Euro kosten und bei einem Zwölfer-Pack Buntstifte kann man locker 11,25 Euro ausgeben – wenn man sich gegen die teuerste Marke Staedtler entscheidet (15,99 Euro). Dann ist noch kein Sportzeug gekauft, kein Tornister, auch das Federmäppchen fehlt noch. Schultüten mit viel Obst werden übrigens am Samstag bei REWE an Schulanfänger verschenkt.

Ranzen – sogar die tolle Marke – gibt es gebraucht für fünf Euro im Diakonie-Laden „Robin Hood“ in Dülken. Eine Mitarbeiterin, die am Dienstag selbst ein Kind einschult, weiß, was alles kostet – und hat Spartipps. „Statt Malkittel habe ich ein altes T-Shirt ausgesucht. Fürs Turnzeug tut es auch ein einfacher Schuhbeutel für ganz wenig Geld.“ Ihrem Kind hat sie ein Tornister-Set im Sonderangebot für 110 Euro gekauft, eine andere Mutter zahlte dafür 180 Euro. Heute will sich die junge Mutter bei Kodi eindecken: Da gibt’s preiswerte Schulsachen. So kostet der Zwölfer-Pack Buntstifte von Faber dort nur einen Euro. Die Diakonie-Mitarbeiterin versichert: „Es ist nicht nötig, Scheu zu haben. Jeder muss zusehen, die Schulsachen so günstig wie möglich zu bekommen.“

(RP)
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