Viersen Thönnessen stoppt Hobbyflieger

Viersen · Bürgermeister Günter Thönnessen hat mit einer einsamen Entscheidung den Bau des Modellflugplatzes in Viersen ins Abseits gestellt. Auslöser soll ein Anruf eines Landwirts gewesen sein. Die CDU fordert lückenlose Aufklärung.

SPD-Bürgermeister Günter Thönnessen ließ sich nicht blicken. Der Verwaltungschef überließ es Baudezernent Gerd Zenses, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und -planung zu den Vorfällen rund um den von der Politik einstimmig geforderten Bau des Modellflughafens "Hinter der Burg" zwischen Dülken und Boisheim Stellung zu beziehen.

Fakt ist: Der von den Ratsvertretern beschlossene Baubeginn in diesem Frühjahr kann nicht eingehalten werden. Zenses erklärte, dass "wenn überhaupt" die Modellpiloten — mit ihren kleinen Seglern und Elektrofliegern, die ein Maximalgewicht bis fünf Kilogramm haben — frühestens 2011 dort starten und landen können. CDU-Ratsherr Fritz Meies forderte eine lückenlose Aufklärung der "seltsamen" Umstände: "Wir erleben hier das traurige Ende einer fantastischen Idee."

Da Thönnessen persönlich im Ausschuss zu den Vorfällen nicht Rede und Antwort stehen wollte, erwartet Meies eine Stellungnahme des Verwaltungschefs in der nächsten Ratssitzung: "Ich frage mich, ob wir uns als Politik alles gefallen lassen wollen. Hier wird bürgerschaftliches Engagement missachtet. Der Bürgermeister hat mit seinem vorschnellen Handeln alles kaputtgemacht. Ich halte ihn für den wahren Schuldigen." In der Tat sind die Vorfälle rund um den nach einem SPD-Antrag (!) geplanten Bau des Modellflugplatzes fragwürdig. So bestätigte Zenses noch einmal, dass es einstimmige Beschlüsse des Bau- und Planungsausschusses zu diesem Projekt gegeben habe. In denen war vorgesehen, dass mit der Gestaltung des etwa 20 000 Quadratmeter großen städtischen Geländes im Frühjahr begonnen werden sollte.

Der Dezernent erklärte weiter, dass es im August Gespräche mit den Viersener Modellfliegern sowie deren Bundesverband gegeben habe und von der Sparkassenstiftung "grünes Licht" signalisiert worden sei, finanziell Starthilfe zu leisten. So wurden 3500 Euro für die Einsaat des Rasens zugesagt. Ein weiterer Betrag zur Teilbefestigung mit Rasengittersteinen soll bereitliegen. Zenses: "Seit dem 1. Oktober 2009 ist die zuvor landwirtschaftlich genutzte Fläche entpachtet." Nach dem derzeitigen Kenntnisstand hat es im Herbst bei Bürgermeister Thönnessen einen Anruf eines einzelnen Landwirts gegeben, der angeblich in der Nähe des geplanten Modellflugplatzes eine Pferdezucht betreibt.

Dabei habe der Bauer laut Zenses angekündigt, gegen den Platz "sämtliche Klagemöglichkeiten auszunutzen". Auf Anweisung von Thönnessen sollen deshalb alle Arbeiten der Verwaltung in dieser Sache sofort gestoppt worden sein. Pikant: Eine anschließende Information der Politik über das Telefonat oder daraus resultierende Verzögerungen des Baubeginns gab es nicht. Erst als die Hobbypiloten jetzt vom (drohenden) Aus ihrer Pläne erfuhren und sich ihrerseits an die Politik wandten, kam der Stein ins Rollen. Zenses sagte zu, den Ausschuss in der nächsten Sitzung umfassend und schriftlich über den Sachstand zu informieren.

(RP)
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