Viersen Tickt an der Brüsseler Allee eine Bombe?

Viersen · Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst haben am Montag erste Untersuchungen gemacht. Von der Zinkbadewanne bis zur Bombe mit Säurezünder könnte in sieben Metern Tiefe alles liegen. "Wir sind auf alles vorbereitet", sagt die Stadt.

 Gestern Morgen bohrten die Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst ein sieben Meter tiefes Loch in den Boden an der Brüsseler Allee.

Gestern Morgen bohrten die Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst ein sieben Meter tiefes Loch in den Boden an der Brüsseler Allee.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Was verbirgt sich in sieben Metern Tiefe neben der Brüsseler Allee? Um die Frage zu klären, sind seit Montagmorgen Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes im Einsatz. Sie untersuchen die Erde mit Sonden. "Es könnte alles sein", sagt Experte Silvio Kunkel. Auch wenn solche Untersuchungen längst Alltag sind — die Stadt ist auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Viersen: Tickt an der Brüsseler Allee eine Bombe?
Foto: Stadt Viersen

"Im schlimmsten Fall liegt dort unten eine Bombe mit Säurezünder", sagt Stadtsprecher Frank Schliffke. Gebohrt wird an der Brüsseler Allee, weil dort 2014 mit dem Bau des Inneren Erschließungsringes begonnen werden soll. Der Kampfmittelräumdienst hatte zuvor auf Luftaufnahmen die Brüsseler Allee als möglichen "Kampfmittelverdachtspunkt" ausgemacht. Im vergangenen Jahr musste eine amerikanische Fliegerbombe mit einem solchen Zünder gesprengt werden und verwüstete Teile der Innenstadt. Deshalb hoffe man natürlich auf einen harmloseren Fund. "Es kann auch sein, dass gar nichts dort unten liegt", sagt Schliffke. Denn es sei auch durchaus möglich, dass die potenzielle Bombe nach der Aufnahme noch explodiert ist oder sie bereits in den Nachkriegsjahren entfernt wurde.

Die Experten vom Kampfmittelbeseitigungsdienst vor Ort schauen jedenfalls genau hin, was dort unten möglicherweise seit dem Zweiten Weltkrieg vor sich hin rostet. Mit einem Spiralbohrer tasten sie sich Stück für Stück in sieben Meter Tiefe vor. "Bei einer Berührung bleibt der Bohrer sofort stehen", sagt Silvio Kunkel. Das sei "relativ ungefährlich". 37 Löcher im Radius von sechs Metern sind nötig, um sich darüber sicher zu sein, ob es eine Bombe oder vielleicht doch nur die Zinkbadewanne ist. Denn auch so etwas sei schon im Nachlauf einer solchen Untersuchung wieder an die Oberfläche geholt worden. Bei der Bohrung vertrauen die Experten auf ein Magnetometer. "Das schlägt aus, wenn es in der Erde auf Metall stößt", erklärt Silvio Kunkel. Doch vor Ort erfahren sie in der Regel gar nicht, ob sie jetzt auf eine Bombe oder anderes Metall gestoßen sind. "Das Magnetometer speichert die Daten, und in Düsseldorf wertet der Kampfmittelräumdienst das Abbild aus und entscheidet, ob bei einem Fund die Bombe geräumt wird oder nicht", erklärt Kunkel.

Sollte es sich um eine Bombe handeln, muss es schnell gehen. Pläne dafür seien ständig vorbereitet. "Der Stab für außergewöhnliche Einsatzlagen wird das entsprechende Prozedere einleiten", berichtet Schliffke. Im Umkreis von 250 bis 1000 Metern müssten die Viersener ihre Wohnungen und Häuser verlassen. "Ich denke, die Evakuierung würde alle Bewohner bis zur Freiheitsstraße treffen", sagt der Stadtsprecher. Das seien nicht so viele wie im vergangenen Jahr an der Gartenstraße. Für die Bohrungen gestern und heute hat die Stadt die Haltestelle am Altenheim zur Halteverbotszone gemacht, damit die Senioren zur Not in Rollstühlen evakuiert werden könnten.

Doch erst einmal muss die Auswertung der Bohrungen abgewartet werden. 25 von 37 Löchern wurden gestern gebohrt — ein Ergebnis liegt noch nicht vor. Wegen der Bohrung ist die Brüsseler Allee bis einschließlich Donnerstag, 31. Oktober, gesperrt.

(RP)
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