Viersen Tierquäler-Film schockiert Viersen

Viersen · Ein 15-Jähriger, der das Kaninchen der Familie mehrmals gegen eine Wand warf, befindet sich in einer pädagogischen Einrichtung. Für das Kaninchen sucht nun das Kreis-Veterinäramt ein neues Zuhause.

 Das Kaninchen (Symbolfoto) erlitt durch die Würfe gegen die Wand keine Knochenbrüche. Es ist bei einem Tierarzt in Behandlung. Das Veterinäramt sucht für das Tier nun ein neues Zuhause.

Das Kaninchen (Symbolfoto) erlitt durch die Würfe gegen die Wand keine Knochenbrüche. Es ist bei einem Tierarzt in Behandlung. Das Veterinäramt sucht für das Tier nun ein neues Zuhause.

Foto: dpa

Auf den verschiedenen Internet-Plattformen gibt es Millionen von Videos. Lustige, solche mit tollen Leistungen, traurige – und ganz einfach schreckliche. Zur letzten Kategorie gehört ein Film mit einer Länge von einer Minute und 21 Sekunden, den eine Viersenerin am Dienstagnachmittag dort veröffentlicht hat. "Man darf mich nicht sehen", sagt der Junge, der in der ersten Szene auf einem Bett liegt. "Ich zeig das doch niemandem", sagt derjenige, der die Kamera hält. Daraufhin steht der Junge auf, zieht ein kleines braunes Kaninchen unter seinem Bauch hervor – und schleudert es brutal gegen eine Wand.

Die Jungen lachen. Immer wieder fängt der Junge vor der Kamera das verängstigte Tier ein und wirft es vor die Wand. Das Versprechen, diese Bilder niemandem zu zeigen, hält nicht lange. Der Zwölfjährige, der gefilmt hat, schickt das Video an Freunde. Die informieren teilweise ihre Eltern.

Eine der Mütter dieser Freunde lädt das Video dann hoch. Warum, das weiß die Polizei noch nicht, denn die Frau ist zwar ermittelt, aber noch nicht vernommen worden. Andere Eltern gehen am Mittwoch zur Polizei. Sie können die Namen der Jungen vor und hinter der Kamera nennen. So können die Beamten auch diejenigen beruhigen, die das Video nur bei Facebook gesehen haben und Anzeige gegen Unbekannt erstatten wollen.

Am Mittwochmittag stehen Polizei und Kreis-Veterinäramt vor der Tür der Familie in der Viersener Innenstadt. Drinnen finden sie aber weder den mutmaßlichen Täter noch das Kaninchen. "Das Kaninchen befand sich zu diesem Zeitpunkt schon in der Obhut eines Tierarztes, wo es auch immer noch ist", sagt ein Sprecher des Kreises Viersen am Donnerstagmittag. Für die dauerhafte Unterbringung suche das Veterinäramt nun einen geeigneten Privathaushalt, wohin das Tier baldmöglichst umziehen solle. Erstaunlicherweise habe das Kaninchen keine Knochenbrüche davongetragen, so der Sprecher weiter. In dem Haushalt lebten nach seinen Angaben außerdem noch vier Hunde und eine Katze. "Die sind auch dort geblieben, denn ihr Gesundheitszustand gab keinen Anlass zu Beanstandungen", sagt er.

Der mutmaßliche Täter ist in einer pädagogischen Einrichtung außerhalb Viersens. Dorthin hatte ihn seine Mutter gebracht, als vor der Haustür die ersten aufgebrachten Tierschützer standen. Im Internet hat sich das Video mit rasender Geschwindigkeit verbreitet. In vielen Gruppen, in denen es heiß – und zum Teil auch sehr unsachlich – diskutiert wurde, ist es inzwischen wieder verschwunden. Denn die Polizei hat mitgeteilt, dass sie nicht nur gegen den 15-Jährigen wegen des Verdachts auf Tierquälerei ermittle (der Zwölfjährige ist strafunmündig), sondern auch gegen die Frau, die das Video veröffentlicht hat. Niemand darf jemanden in dessen Wohnung einfach filmen. Auch ist es strafbar, solche Aufnahmen anderen zur Verfügung zu stellen – sei es dadurch, dass man es mit dem Handy verschickt, oder dadurch, dass man es auf einer Internet-Plattform Millionen Menschen zugänglich macht.

Der Jugendliche ist der Polizei bekannt. Er war in der Vergangenheit schon durch kleinere jungendtypische Vergehen aufgefallen. Tierquälerei oder gar Gewalttaten waren aber bisher nicht dabei.

(hah)
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