Viersen Trio liefert kraftvollen Jazz im Weberhaus

Viersen · Die bekannten Jazzmusiker Frantisek Uhlir am Kontrabass und Jaromir Helesic am Schlagzeug gaben sich im Weberhaus beim Jazz Circle die Ehre. Sie lieferten ein dynamisches Konzert mit klassischen und neuen Kompositionen

Es war ein Wiedersehen und -hören mit zwei exponierten Jazzmusikern aus Prag im Süchtelner Weberhaus: Frantisek Uhlir, Kontrabass, und Jaromir Helesic, Schlagzeug, waren vor Jahren schon einmal Gast beim Jazz Circle. Sie stellten jetzt ihr aktuelles Projekt vor: "WUH - The Art of Trio" mit dem amerikanischen Pianisten Skip Wilkins, das am Freitag mehr als 70 Zuschauer verdient gehabt hätte.

"New Old Standards" nannten die Musiker ihr Programm. Die Besetzung des Klaviertrios lehnt sich an Größen des Jazz an. Auch die Arrangements erinnern an die historischen Vorbilder, doch die meisten Titel im Programm stammen aus der Feder von Uhlir oder Wilkins.

Eröffnet wird das Konzert mit einer Jimmy-van-Heusen-Komposition: "The Second Time Around" zeigt schon das nahezu blinde Verständnis der Musiker. Es offenbart zudem mit Uhlir einen Bassisten, der über einen außergewöhnlich guten Ton verfügt und das ganze Griffbrett beherrscht. Bis in die höchsten Lagen spielt er sich vor und beeindruckt durch seine Leichtigkeit auch in richtig schnellen Passagen. Kurze solistische Einwürfe im Zusammenspiel mit Wilkins und abwechselnd mit Helesic bringen viel Dynamik ins Spiel.

Locker geht es danach weiter: Bossa Cosa von Uhlir - das Thema auf dem Bass vorgestellt, und auch da kommt neben ihm vor allem Wilkins zu längeren Improvisationen. Auch Wilkins lotet das ganze Instrument aus. In der höchsten Oktave verweilt er ein paar Takte. Das bedarf eines sehr sensiblen Anschlags und setzt später dann kräftige Akzente, akkordisch in den mittleren Lagen. Fast meditativ dann der Einstieg in "Quiet Waltz" von Wilkins, ein Jazzwalzer nahezu zum Träumen, bevor er in "Devil May Care" nur so vor Energie strotzt. Wilkins hämmert die Tonfolgen im Staccato in den Flügel, verdichtet die Rhythmen, entwickelt Patterns, die er immer wieder mit leicht variiert.

Nicht ganz so herausragend wie sein gezupfter Basston ist Uhlirs gestrichener. In seiner Ballade "From heart to Heart" stellt er das Thema mit dem Bogen vor, auch die Improvisation wird gestrichen. Witzig ist der Schluss, bei dem er den Bass knurren lässt. "Nearly Good Wine" von Wilkins ist das letzte Stück vor der Pause, auch da ist nicht nur an den Tasten wieder reichlich Energie im Spiel. Jaromir Helesic entpuppt sich als vorzüglicher Sideman im Trio. Er ist aufmerksam, nimmt die Impulse auf und spielt damit. Dynamisch von großer Bandbreite ist sein Spiel geprägt. Er trägt das Spiel ohne große Gesten, aber immer auf den Punkt gebracht.

Neuere Kompositionen prägen die zweite Konzerthälfte, wobei auch persönliche Erlebnisse, geografische Aspekte oder auch Ausflüge in die Klassik einfließen. Bach hat man nicht nur einmal von Jazzmusikern gehört. Diesmal zitiert Wilkins Chopin und lässt dessen Musik geschmeidig in den Jazz "fließen". Volksliedhafte Anklänge aus Mähren gehören auch dazu und runden ein schönes Jazzerlebnis ab.

(n-o)
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