Viersen Übung für den Notfall in Süchteln

Viersen · Auf dem Gelände der LVR-Klinik probte die Feuerwehr am Samstagabend einen Gefahrgut-Einsatz.

 Eine Szene wie aus einem Film: Feuerwehrleute in Schutzanzügen betreten eine Dekontaminationsdusche, um schädliche Verunreinigungen zu entfernen.

Eine Szene wie aus einem Film: Feuerwehrleute in Schutzanzügen betreten eine Dekontaminationsdusche, um schädliche Verunreinigungen zu entfernen.

Foto: Busch

So könnte es wirklich gewesen sein: Ein junger Mann bemerkt auf dem Gelände der Rheinischen Kliniken, wie Rauch aus einem der nicht genutzten Gebäude, dem "Haus 12", kommt. Er wählt den Notruf. Kurz darauf trifft das erste Feuerwehr-Fahrzeug ein. Ein Trupp macht sich zur Erkundung und Brandbekämpfung bereit - und entdeckt im Innern des verqualmten Gebäudes etwas, das wie ein nicht angemeldetes Labor aussieht. Vielleicht eine Drogenküche. Niemand weiß, wofür die Geräte und das weiße Pulver dienen, die dort in Flammen stehen.

Dieses Szenario hatten sich die Ausbilder der Viersener Feuerwehr für die Übung am vergangenen Freitag ausgedacht. Denn bei diesem Szenario müssen die Gefahrgut-Spezialisten ran - mit Fahrzeugen, die zur Dekontamination von Verletzten und Einsatzkräften dienen und die beim Löschzug Süchteln und beim Löschzug Viersen stationiert sind. Sie werden bei größeren Lagen gemeinsam eingesetzt. "Das ist personal- und technikintensiv", sagt Viersens stellvertretender Wehrführer Hans-Jürgen Thevessen.

Da müsse jeder Handgriff sitzen, auch in der Zusammenarbeit zwischen den Wehrleuten verschiedener Löschzüge. "Inzwischen gibt es Landeskonzepte dazu, bei großen Lagen können unsere Leute auch bundesweit eingesetzt werden." Die ABC-Erkundergruppe, die Messungen vornimmt und Stoffe klassifiziert, war vor kurzem noch in Schwalmtal im Einsatz, als in einer Firma versehentlich Natronlauge über Aluminiumspäne geschüttet worden war. Auch als ein Großbrand in einer Krefelder Düngemittelfabrik wütete, waren die Erkunder eingesetzt - sie nahmen Messungen in Duisburg vor.

Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, muss aber geübt werden. Zur Dekontamination von Verletzten gibt es eine Technik-Einheit, an die Zelte angebaut werden. Und als Erstmaßnahme für die Wehrleute, die in ihren Schutzanzügen aus dem Gefahrenbereich kommen, wird eine Art mobiler Dusche aufgebaut, in der sie gereinigt werden, damit sie die Gefahrstoffe nicht in die Umgebung tragen können.

Darüber, dass eine Übung dieser Größenordnung hier so reibungslos stattfinden kann, ist Thevessen sehr glücklich. "Wir erhalten die Möglichkeit, unter sehr realen Bedingungen zu üben", sagt er. Die Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland sei über Jahre hin "schon perfekt". Die Ortskenntnis, die die Wehrleute dabei praktisch nebenbei bekommen, käme im Ernstfall auch der Klinik zugute.

Die Übung läuft, die Einsatzleitwagen-Gruppe, die den Einsatz koordiniert, hat ihr Fahrzeug ein Stück abseits vom Geschehen aufgestellt. Es ist am weithin sichtbaren roten Blinklicht zu erkennen und versorgt sich selbst mit Strom. Die Mitarbeiter hier kommen aus allen Einheiten der Wehr und trainieren ebenfalls an diesem Abend ihre Zusammenarbeit. Sie wissen immer, welche Wehrleute wo arbeiten, halten den Kontakt zur Leitstelle und zum Einsatzleiter, können bei Bedarf weitere Kräfte nachfordern.

Jeder Schritt wird dokumentiert. Denn in einem Ernstfall könnte das Vorgehen und das, was vorgefunden wurde, später die Ermittler interessieren. Sie arbeiten mit moderner Software - noch in der Erprobungsphase. Ein anderes Produkt, als das, was heute zum Einsatz kommt, war im vergangenen Jahr getestet worden, erfüllte aber nicht optimal die Bedürfnisse der Viersener Wehr. Aber das aktuelle System scheint zu passen, es soll möglichst bald beschafft werden.

Zudem kommunizieren die Führungsebene, also der Einsatzleiter, die einzelnen Abschnittsleiter und der Einsatzleitwagen per Digitalfunk. Das funktioniert in der Handhabung etwas anders als beim analogen Funk und will laufend trainiert werden.

Am Ende des Abends ist Wehrführer Frank Kersbaum zufrieden mit Einsatzleiter Marcus Tack und den Wehrleuten. "Die Verzahnung zwischen den einzelnen Einheiten hat gut geklappt", sagt er. Das sei ein wichtiges Ziel. Jeder muss mit jedem gut zusammenarbeiten, egal aus welchem Löschzug er kommt. Und jeder muss sich fest auf den anderen verlassen können. Das haben die Wehrleute damit einmal mehr unter Beweis gestellt."

(hah)
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