Viersen Umgekippte Bäume: Stadt in der Kritik

Viersen · Mindestens auf zwei Häuser und einen Schuppen in Dülken sind Bäume gefallen. Verletzt wurde niemand, doch der Sachschaden ist erheblich. Anwohner kritisieren die Stadt: Sie habe Warnungen wegen der Bäume ignoriert.

 Am Wochenende soll am Hohen Busch "Eier mit Speck" stattfinden. Damit Musiker und Gäste nicht knietief im Wasser stehen, sind Pumpen im Einsatz.

Am Wochenende soll am Hohen Busch "Eier mit Speck" stattfinden. Damit Musiker und Gäste nicht knietief im Wasser stehen, sind Pumpen im Einsatz.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Etwa 15 Minuten dauerte der Spuk, dann war das Unwetter am Sonntagnachmittag wieder vorbei. Doch der Hagel, starke Regen und die Windböen haben im ganzen Viersener Stadtgebiet und Teilen des Kreises erhebliche Schäden angerichtet. Verletzt wurde nach Erkenntnissen der Behörden niemand. Damit das so bleibt, warnt die Stadtverwaltung davor, sich unter Bäumen und im Wald aufzuhalten (siehe Kasten).

 Nun liegt er auf dem Fahrradweg: Am Sonntag ist ein Baum in das Haus der Familie Dickhof gestürzt. Die Feuerwehr räumte ihn von der Straße. Anschließend musste sich die Familie darum kümmern, verbleibende Äste vom Dach zu holen. Sonst hätte sie gehaftet, wenn ein herabfallender Ast Passanten getroffen hätte.

Nun liegt er auf dem Fahrradweg: Am Sonntag ist ein Baum in das Haus der Familie Dickhof gestürzt. Die Feuerwehr räumte ihn von der Straße. Anschließend musste sich die Familie darum kümmern, verbleibende Äste vom Dach zu holen. Sonst hätte sie gehaftet, wenn ein herabfallender Ast Passanten getroffen hätte.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Etliche Straßen waren am Sonntagnachmittag überschwemmt, Gullis in der Dülkener Innenstadt von den abgebrochenen Ästen und dem Laub verstopft. Die Überschwemmung der Höhenstraße war so ausgeprägt, dass der Schlamm bis an die Düsseldorfer Straße floss. Mitarbeiter der städtischen Betriebe setzten Radlader und Lastwagen ein, damit der Berufsverkehr am Montag wieder rollen konnte.

 Viele Felder standen gestern unter Wasser, so wie dieser Kartoffelacker am Ransberg.

Viele Felder standen gestern unter Wasser, so wie dieser Kartoffelacker am Ransberg.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

80 Mal rückte die Feuerwehr aus - etliche Male umsonst. So hatte der Sturm im Gewerbegebiet Mackenstein und am Bürgerhaus Dülken Brandmeldeanlagen ausgelöst. Die Feuerwehr musste dies prüfen. Sie stellte fest, dass es sich um Fehlalarme handelte.

 An der Sternstraße in Dülken ist ein großer Baum über den Gehweg in einen Schuppen gestürzt.

An der Sternstraße in Dülken ist ein großer Baum über den Gehweg in einen Schuppen gestürzt.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Bis Montagnachmittag zählte die Stadtverwaltung 225 beschädigte Bäume. Etwa jeder zehnte von ihnen ist so kaputt, dass er beseitigt werden muss. Es sind auch einige Bäume umgestürzt, die die Stadt zuvor für standsicher hielt. In Dülken kippte ein Baum auf einen Schuppen, zwei Bäume stürzten auf Wohnhäuser.

 So sah es am Sonntag aus: Ein Hausbewohner beobachtete vom Innenhof aus, wie der Baum umfiel.

So sah es am Sonntag aus: Ein Hausbewohner beobachtete vom Innenhof aus, wie der Baum umfiel.

Foto: gju

Nun stellt sich die Frage, ob dies zu vermeiden gewesen wäre. So ist ein Baum an der Rheindahlener Straße auf das Haus der Familie Dickhof gestürzt. Die Feuerwehr hat ihn mit Hilfe eines Krans auf den Fahrradweg gewuchtet, damit er die Straße nicht blockiert.

Die Familie erzählt, dass sie sich bereits mehrfach an die Stadt gewandt hatte, weil sie fürchtete, dass der Baum dem nächsten Sturm nicht standhalten würde. Die Mitarbeiter der Stadt hätten darauf nicht reagiert. Gestern Morgen war unklar, ob die Stadt überhaupt zuständig ist. Die Rheindahlener Straße ist eine Landstraße, also könnte es sein, dass der Landesbetrieb Straßen.NRW prüfen muss, wie standfest die Bäume dort sind. Gestern fuhr deshalb ein Baumkontrolleur von Straßen.NRW nach Dülken. Er kam zu dem Schluss, dass die Stadt sich hätte kümmern müssen, weil es sich um eine Ortsdurchfahrt handelt. Bei der Stadt wolle man die Sache noch einmal prüfen, sagte Sprecher Peter Abrahams am Nachmittag.

Auch beim zweiten auf ein Haus gestürzten Baum ist die Rolle der Stadt unklar. Gekippt ist er auf das Haus von Ina Vogelsang. Sie wohnt am Kampweg in Dülken. An der Straße gegenüber ihres Hauses liegt ein weitgehend verlassenes Industriegrundstück, auf dem mehrere große Pappeln stehen. Eine von ihnen ist auf Vogelsangs Haus gestürzt. "Zum Glück waren wir nicht zu Hause. Sonst wäre der Baum auf unser Auto gefallen. Aber auch so ist ein hoher Sachschaden entstanden", sagt Vogelsang. Das Auto parkt sonst vor der Tür.

Dass der Baum umkippen könnte, hat sich lange angekündigt, schildert die Dülkenerin: "Bei jedem stärkeren Regen sind da Äste heruntergefallen." Sie rief das Ordnungsamt an und warnte davor, dass der Baum umstürzen könnte. Dort habe man sie abgewimmelt: Die Bäume stehen auf einem Privatgrundstück. Dafür sei der Eigentümer zuständig, nicht die Stadt. Doch den Eigentümer der Industriebrache kennen Vogelsang und ihre Nachbarn nicht. Sie wussten daher nicht, an wen sie sich wenden sollten.

"Zunächst ist das Privatsache", bekräftigte gestern der Stadtsprecher Abrahams. Allerdings räumte er ein, dass die Stadt in Aufnahmefällen die Regie übernehmen kann: "Wenn Gefahr im Verzug ist, müssen Behörden eingreifen. Ob das in diesem Fall gegeben ist, dazu kann ich nichts sagen", erklärte er. Es ließ sich gestern nicht überprüfen, wann Vogelsang und ihre Nachbarn bei der Stadtverwaltung angerufen haben. Auch, ob die Stadt daraufhin die Bäume auf dem privaten Grundstück überprüft hat, ist bislang nicht bekannt.

Ebenso wie bei der Familie Dickhof sieht es so aus, dass die Gebäudeversicherungen den Schaden bezahlen werden. Nachdem die Feuerwehr die Straßen freigeräumt hatte, ließen beide Familien am Abend und in der Nacht das restliche Holz von den Dächern holen. "Die Feuerwehr hatte uns mitgeteilt, dass wir uns sofort darum kümmern müssen. Wären nämlich Äste auf einen Fußgänger oder Fahrradfahrer gefallen und sie hätten sich verletzt, dann wären wir als Eigentümer dafür verantwortlich gewesen", erzählt Claudia Dickhof. Auch ihre Dächer haben die Familien bereits notdürftig abdichten lassen.

(RP)
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