Niederkrüchten Verhandlungen um Kerosin-Schaden

Niederkrüchten · Ein Vertrag zwischen der Royal Air Force und Bundesrepublik soll regeln, wer für die Entsorgung des Kerosins aus dem Boden unter dem ehemaligen Militärflughafen in Elmpt aufkommt. Die Entsorgung wird noch Jahre dauern.

 Bis 2015 werden die Briten das Gelände im Elmpt zwar geräumt haben. Warnschilder an Zäunen und das ausgetretene Kerosin im Boden werden aber bleiben.

Bis 2015 werden die Briten das Gelände im Elmpt zwar geräumt haben. Warnschilder an Zäunen und das ausgetretene Kerosin im Boden werden aber bleiben.

Foto: Busch

Wie viel sind die Wohnhäuser für 10 000 Menschen wert, die die britische Luftwaffe auf dem ehemaligen Militärflughafen in Elmpt gebaut hat? Und wie viel die 44 "Hardened Aircraft Shelter", große Hallen aus gehärtetem Beton, in denen früher Kampfflugzeuge standen? Oder wie viel die Start- und Landebahn — beide drei Kilometer lang? Das werden die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und die Royal Air Force bis 2016 in einem Vertrag vereinbaren — und mit dem verrechnen, was die Bundesrepublik künftig dafür bezahlen muss, die Altlasten auf dem Gelände zu entsorgen.

Mindestens 160 000 Liter Kerosin sind unter dem ehemaligen Tanklager Zwei ausgelaufen, mindestens weitere 35 000 Liter unter dem Tanklager Eins. Die Briten gehen davon aus, dass der Schaden unter Tanklager Zwei in etwa vier Jahren entsorgt ist. "Ich will das nicht kommentieren. Aber wir sollten uns nicht wundern, wenn das länger dauert", sagt Rainer Röder vom Amt für Technischen Umweltschutz. Der Geologe war 1993 zum Flughafen gefahren, als die Briten dort das Leck in einer Leitung unter Tanklager Zwei entdeckt hatten: Über Jahre war dort Kerosin ausgelaufen.

1995 begannen die Briten, den Treibstoff zu entsorgen — der Kreis Viersen als untere Bodenschutzbehörde überwacht die Maßnahmen. Der Kreis habe damals darauf gedrungen, auch den Boden unter den anderen vier Tanklagern zu untersuchen. 2001 entdeckten die Briten die Schäden unter allen anderen Tankstationen: Mehr als 10 Millionen Euro haben sie bisher für die Sanierung ausgegeben, sagt der Verbindungsoffizier Rheinland der Royal Air Force, Alistair Clark. Röder schätzt, dass noch weitere Millionen für die Entsorgung nötig sind.

In Deutschland ist Grundwasser geschützt. Jeder, der es mit einem Schadstoff belastet, muss für die Sanierung aufkommen. "Davon mussten wir die Briten erst überzeugen", sagt Röder. Schließlich gilt in Großbritannien eine andere Rechtslage. Dort muss Grundwasser dann gereinigt werden, wenn eine Gefahr für Menschen oder Tiere davon ausgeht. Doch nach dem Völkerrecht müssen sich die Briten an die in Deutschland geltenden Gesetze halten und das Grundwasser reinigen. "Inzwischen arbeiten wir sehr gut zusammen", sagt Röder.

Was 2016 passiert, wenn die Briten das Gelände der Bundesrepublik zurückgeben, war lange unklar. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) wird das Gelände dann zunächst übernehmen. "Fälle, in denen der Boden eines solchen Geländes verunreinigt ist, sind sehr häufig", sagt ein Sprecher der Behörde. Die Bima erklärt nun, dass sie in solchen Fällen schätzt, wie viel die Gebäude und anderen Gegenstände auf dem Gelände wert sind, die die Briten hinterlassen. Außerdem wird geschätzt, wie viel die weitere Entsorgung kosten wird. Beides wird dann miteinander verrechnet.

Welchen Wert die Gebäude haben, ist unklar. Schließlich sehen die heutigen Konzepte für die weitere Nutzung vor, dass es keine Wohnhäuser auf dem Flughafengelände geben soll — viele der Häuser würden abgerissen. Auch die unterirdischen Bunker, die militärischen Schuppen und Hallen würden wohl nicht in der großen Zahl gebraucht, in der sie heute auf dem Gelände stehen. Die weiteren Sanierungskosten sind noch nicht bekannt. Gerade an Tanklager Eins wissen die Geologen noch nicht, wie das Kerosin aus dem Boden entfernt werden kann. Der Kreis versucht nun vor den Verhandlungen der Bundesrepublik mit der Royal Air Force, einen Überblick über alle Altlasten zu bekommen. Eine Untersuchung dazu läuft gerade, alleine sie kostet 750 000 Euro. An 41 Stellen auf dem Gelände sind Boden- und Gewässerschäden nachgewiesen, 355 Flächen wurden kartiert, auf denen der Verdacht auf eine hohe Verschmutzung besteht. Gefunden wurden in Teilen des Bodens neben Kerosin bereits diverse Schadstoffe. Seite C 3

(RP)
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