Viersen Vermisst in der Königsburg

Viersen · "Such, Emma!": Wie Vermisste aufzuspüren sind, trainiert das Team der Mantrailing-Schule "Kopfarbeit" mit sieben Hunden in dem Denkmal

 Immer der Nase nach: In der denkmalgeschützten Königsburg trainieren Hunde, Menschen aufzuspüren, nachdem sie deren Geruch kennen.

Immer der Nase nach: In der denkmalgeschützten Königsburg trainieren Hunde, Menschen aufzuspüren, nachdem sie deren Geruch kennen.

Foto: Busch

Kaum hat Diana Jäger die Leine ans Geschirr ihrer Hündin Emma geklinkt, wird der achtjährige Mischling wachsam und verfolgt sie jede Bewegung ihrer Besitzerin. Jäger greift zu einer verschlossenen Plastiktüte mit einem Taschentuch. Nach einem Nicken von Mantrailerin Petra Vranken geht es los. Jäger öffnet die Plastiktüte und lässt Emma den Geruch des Tuches aufnehmen. Damit hat sich zuvor Catrin Lemke das Gesicht abgewischt. Emma schnuppert aufmerksam.

"Trail!", ruft Jäger. Es ist das Kommando für die Hündin, dem soeben aufgenommen Geruch - trotz weiterer Gerüche - durch die Räume der Süchtelner Könisgburg zu folgen. Die Nase dicht über dem Boden, zieht sie die Treppen zum Festsaal hinauf. Auf der ersten Empore, wo Stufen zu beiden Seiten abgehen, dreht Emma einen kleinen Kreis. Dann läuft sie nach rechts. Jäger folgt ihr, hält die lange Leine leicht gespannt. Quer durch den Saal steuert Emma die nächste Treppe, hinab ins Dunkel. Doch die eben noch so souveräne Hündin wirkt auf einmal unsicher. Sie stoppt vor den Stufen, weicht zurück, geht wieder vor. "Sie hat eindeutig Angst vor dem Abstieg ins Dunkle. Lass ihr Zeit", rät Petra Vranken. Von Beginn hat sie das Mensch-Hund-Team mit Abstand begleitet und sorgfältig beobachtet. Diana Jäger spricht behutsam auf Emma ein, ermuntert sie immer wieder, weiter zu gehen. Nach dem Abstieg zögert Emma nicht mehr, nimmt die Treppe zur unbeleuchteten Bühne hinauf - und findet die vermisste Catrin Lemke. Von allen Seiten wird Emma gelobt. Zur Belohnung gibt es ein besonderes Leckerchen, denn Emma hat ihre Aufgabe hervorragend gelöst. Jetzt kann sie die Pfoten ausstrecken.

Das große denkmalgeschützte Haus, das der Verein Königsburg 2.0 zum Kulturzentrum umbaut, ist jetzt ein Trainingsort. Die Mantrailerin übt mit ihrer Gruppe die Menschensuche. "In einem Hausinneren zu suchen, ist etwas Besonderes. Die Geruchsentwicklung ist in Räumen anders als draußen", sagt die Wegbergerin. Die Gelegenheiten zu einer interessanten Innensuche gebe es nicht oft. Umso mehr freue sie sich jetzt darüber.

Über Cornelia Breidenbach, die zum Verein Königsburg 2.0 gehört und selbst mit ihrem Hund bei Vranken trainiert, entstand der Kontakt. "Das Trailen ist eine schöne Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund. Wenn ich die Trailtasche raushole, sind meine Hunde total begeistert, weil sie wissen, was folgt", sagt Marisol Klein. Sie macht nicht nur mit Luke seit Jahren Mantrailing, sondern auch mit seiner Schwester Dinky. Mantrailing sei in der Regel etwas für jeden Hund, weil es seiner natürlichen Nasenbegabung entgegenkomme. "Man muss immer schauen, ob es einem selbst und dem Hund Spaß macht, schließlich ist es Teamarbeit. Angefangen wird mit Miniübungen, die dann komplexer werden", informiert Vranken. Und nun ist es Luke, der mit seiner Besitzerin Marisol Klein auf die Suche geht. Sein Auftrag: Angela Birke in den Räumlichkeiten der Königsburg versteckt. "Trail" hallt es - und Luke nimmt die Spur auf.

(tref)
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