Viersen Viersen startet selbstbewusst ins Jahr

Viersen · Bei seiner elften Neujahrsansprache ermutigte Bürgermeister Günter Thönnessen gestern Abend dazu, Projekte mit Selbstvertrauen und einem Gespür für Verantwortung und Menschlichkeit anzugehen.

 Beim Neujahrsempfang in der Viersener Festhalle begrüßte Bürgermeister Günter Thönnessen zahlreiche Gäste aus Politik und Vereinen sowie Verbänden.

Beim Neujahrsempfang in der Viersener Festhalle begrüßte Bürgermeister Günter Thönnessen zahlreiche Gäste aus Politik und Vereinen sowie Verbänden.

Foto: Busch

Dass er Viersen als moderne und weltoffene Stadt sieht, vermittelte Bürgermeister Günter Thönnessen am Freitagabend beim Neujahrsempfang in der Festhalle: Die musikalische Einleitung überließ Thönnessen den Musikern Timo Brauwers und Sebastian Polmans - beide aus Niederkrüchten - und ihrem Rap-Titel "Was keiner wagt". Im Hintergrund war ein schwarzes Bannes mit der Aufschrift "Nous sommes Charlie" in Gedenken an die Opfer der Terroranschläge in Paris eingeblendet. Vor Beginn seiner Rede lud Bürgermeister Thönnessen die Anwesenden ein, in einer Trauerminute inne zu halten.

Es war die elfte und zugleich letzte Neujahrsansprache, die Thönnessen vor rund 1000 Vertretern aus Politik, Vereinen und Verbänden hielt. Abschied nehmen wollte der ausscheidende Bürgermeister aber nicht. "Bis zum Ende meiner Amtszeit ist noch eine Menge Zeit, in der ich einiges vorhabe." Zudem ginge es auch nicht um seine Person, sondern um die Stadt, und die könne mit Selbstvertrauen ins neue Jahr starten. Immerhin habe man die Kinderbetreuung in Viersen, auch durch Kita-Neubauten - eine entsteht derzeit an der Löh - erfolgreich ausgebaut, mit dem Jazzfestival, der Graffiti-Galerie, dem Band-Contest und dem Festhalten an dem Festival "Eier mit Speck" biete man ein attraktives und zugleich junges Kulturangebot. Dem demografischen Wandel begegne man mit entsprechenden Wohnangeboten, ebenso der Hilfe für Flüchtlinge.

"Pegida-Parolen haben bei uns keinen Platz", sagte Thönnessen und nahm Bezug auf die Ausbreitung des Vereins "Patriotische Europäer gegen eine Islamisierung des Abendlandes" (Pegida), der derzeit mit anti-islamischen Protesten deutschlandweit für Aufsehen sorgt. Dass 2015 kein Jahr des Stillstands werde, verdeutlichte Thönnessen anhand größerer Bauprojekte, die in diesem Jahr realisiert werden sollen: Der neu gestaltete Bahnhofsvorplatz mit dem Inneren Erschließungsring, die Umgestaltung des Gereonsplatzes und den Bau des Edeka-Markts in Dülken hob Thönnessen als Prestigeprojekte hervor. Denn: Trotz der schwierigen finanziellen Situation Viersens habe man über entsprechende Fördermittel auf Weiterentwicklung setzen können. "Wir erhalten bei einem städtischen Einsatz von 200 000 Euro einen Wert von einer Million. Ein gutes Geschäft", fasste Thönnessen die 80-prozentige Finanzierung durch Bund und Länder zusammen.

Zugleich kritisierte er, dass zunehmend Aufgaben in städtische Verantwortung gegeben würden, ohne entsprechend durch Bund und Länder entlastet zu werden. Auch hier dient die Hilfe für Flüchtlinge als Beispiel: Für Unterkünfte und Personal wendet die Stadt jährlich rund 1,4 Millionen Euro auf, Tendenz steigend, "obwohl außenpolitische Aufgaben eigentlich Bundesaufgaben sind." Auch die Jugendhilfe, wie die Unterbringung in Heimen oder der Schutz von Kindern vor den Eltern, schlage mit 13 Millionen Euro erheblich zu Buche. Das müsse einmal gesagt werden, um Forderungen nach einem schuldenfreien Haushalt in Relation setzen zu können. "Das auf sich nehmen heißt Verantwortung tragen", sagte Thönnessen.

Er schloss seine Rede mit dem Verweis auf die Bürgermeisterwahl im September, von der er sich einen "respektvollen und fairen Wahlkampf" erhoffe und verwies auf eine Spendenaktion zugunsten des Vereins "Freunde von Kanew", der die Partnerstadt in der Ukraine regelmäßig mit Hilfsgütern unterstützt.

Der Wortlaut der Rede ist auf der Internetseite der Stadt unter: www.viersen.de abrufbar.

(apd)
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