Viersen Viersener Seifenkisten rollen nicht mehr

Viersen · Der Seifenkisten-Verein Viersen hat sich nach 30 Jahren Bestehen aufgelöst. In den letzten Momenten kam Wehmut auf. Das verbleibende Vermögen will der Verein an Kinder in Viersen spenden.

Der Seifenkisten-Verein Viersen 84 (SKV) ist jetzt Geschichte. Im vergangenen Jahr beschlossen die verbliebenen 30 Mitglieder seine Auflösung. Claudia Strucken, Volkmar Richter, Werner Pütz und Helmuth Ruth wurden zu Liquidatoren gewählt. Nach dem Verkauf der Sachwerte musste der Verein noch ein Jahr bestehen. Beschlossen wurde dann, dass nicht der Verein "Deutsches Seifenkisten Derby" das verbleibende Geld des Vereins erhalten sollte, sondern Kinder in Viersen.

Ein wenig Wehmut kam bei Werner Pütz und Helmuth Ruth auf, als sie die 30 Jahre noch einmal Revue passieren ließen. "Blicken wir zurück, dann sehen wir einen Deutschen Meister in unseren Reihen, drei Vize-Meister und einen europäischen Titelträger. Dazu jede Menge Kinder, die ihren Spaß hatten." Der deutsche Seifenkistensport stammt ursprünglich aus dem Taunus, wo bereits 1907 das erste "Kinderautomobilrennen" stattfand. Von dort brachte Nina Messer die Idee nach Viersen. Sie vermittelte drei Bausätze für Seifenkisten aus Bad Soden, der Zentrale des Deutschen Seifenkisten Derby (DSKD).

Das - angeblich - erste Seifenkistenrennen in Viersen fand 1951 auf dem Lichtenberg statt. Das Interesse an diesem Kindersport schwand, bis katholische Jugendgruppen ihn wieder belebten. Allerdings sollten die Kinder nicht "allein mit Gottvertrauen, sondern mit Sicherheit" den gefährlichen Lichtenberg hinunterrasen. So wurden vom DSKD alle technischen Materialien besorgt, die Rennen nach dem DSKD-Reglement ausgefahren.

1984 gründete sich dann der SKV Viersen aus einer kleinen Gruppe von Eltern, die mit ihren Kindern auch zu anderen Rennen fahren wollten. Die Mitglieder lernten, selber Seifenkisten zu bauen, die aktive Gruppe bestand je nach Jahrgang aus fünf bis 15 Fahrerinnen und Fahrern. Die Viersener Kinder nahmen ab 1984 an den Deutschen Meisterschaften teil, 1985, 1986 und 1987 stellten sie den Vizemeister, 1988 holten sie den Meistertitel. 1994, zur Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft in Viersen, zogen die Seifenkisten zur Ernst-Moritz-Arndt-Straße um, eine selbstgebaute Rampe bewirkte ein stärkeres Gefälle. Werner Pütz baute seine "Pützi's", die die Kisten wieder hinaufzogen.

Auch vor dem SKV Viersen machte die demografische Entwicklung nicht Halt. Es kam kaum Nachwuchs. Am letzten Rennen 2011 nahmen noch fünf Kinder aus Viersen teil. Aber auch andere Faktoren bestimmten den Niedergang des Vereins. Die Stamm-Mannschaft wurde immer älter, Eltern ohne Teilnehmer-Kinder wollten nicht mehr mitmachen. Der Zustand der Rennstrecke verschlechterte sich durch das Befahren der vielen schweren Lkw. Die Auflagen wurden immer höher: Höchstens 500 Personen durften am Straßenrand die Deutsche Meisterschaft 2009 bestaunen, ein professioneller Sanitätsdienst wurde verlangt.

Doch das Fass zum Überlaufen brachte beim letzten Rennen ein Mitarbeiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Kreises Viersen. Er habe alles bis ins Kleinste kontrolliert und Unmögliches verlangt, sagen die Organisatoren. Denen reichte es - das Ende des Vereins wurde beschlossen.

(flo)
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