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Viersen Viersenerin schneidert Tango-Mode

Viersen · Monika Sommer entwirft raffiniert geschnittene Kleider, Röcke, Oberteile und Hosen für Tangotänzer. Ihre Modelle wirbeln bei Turnieren in New York, Moskau oder Tunis über das Parkett

 In ihrem Atelier in Viersen hat Monika Sommer alles, was sie braucht: Zarte Stoffe und farblich dazu passende Garne, Nähmaschinen, Maßbänder und Schneiderscheren.

In ihrem Atelier in Viersen hat Monika Sommer alles, was sie braucht: Zarte Stoffe und farblich dazu passende Garne, Nähmaschinen, Maßbänder und Schneiderscheren.

Foto: Kallianteris

Der Tango Argentino ist ein Symbol für feurige Leidenschaft: Zu gefühlvollen Klängen werden mit Körper, Gestik und Mimik Emotionen wie Liebe und Lust, aber auch Eifersucht und Melancholie ausgedrückt. Tango Argentino ist nicht nur ein Tanz - er ist sowohl Lebensart als auch Kunst. Kunstvoll sind zudem die passenden Kleider, in die sich die Tänzer hüllen, um sich elegant und stilecht zu begegnen. In der Szene heiß begehrt ist Tango-Mode aus Viersen, denn die Viersenerin Monika Sommer hat sich weltweit mit ihrem Label "Mode, die tanzt" einen Namen gemacht.

Ihr Weg dorthin begann vor zwölf Jahren, als ihr Mann sie mit einem Gutschein für einen Tango-Tanzkursus überraschte. Das war eine Liebe auf den ersten Blick, die bis heute hält und ihr Leben komplett verändert hat. Weil sie erspürte, dass Tango völliger Selbstausdruck ist und jeder Tanz ein eigenes Statement birgt, beschloss sie, ihre Ideen auch in ihre Tangobekleidung einfließen zu lassen.

Sommer favorisiert leichte, fließende und zarte Stoffe wie Seide oder Viskose, mit außergewöhnlichen Muster- und Farbkombinationen. Aus diesen entwirft sie raffiniert geschnittene Röcke, stilvolle Kleider sowie kecke Oberteile und lässt die Muster der Stoffe in verschiedenen Variationen in die Schnitte einfließen. Aber auch Hosen gehören zu ihrem Repertoire. In ihrem Atelier in Viersen kreiert und fertigt sie ihre Modelle selbst.

Das Händchen fürs Schneidern hat Monika Sommer von ihrer Mutter geerbt. "Sie konnte wunderbar nähen und hat mir schon im Alter von fünf Jahren beigebracht, mir meine Puppenkleider selbst zu nähen", erzählt Sommer. Die 59-jährige studierte Biologie und Kunst auf Lehramt und arbeitete in ihrem Leben vor dem Tango 28 Jahre als Pharmareferentin. "Bis die Umstände so kamen, dass ich mich verändern musste. Und ich war bereit für etwas Neues."

Dabei war ihr beruflicher Neustart eigentlich ein klassischer Fehlstart. Eine Bekannte hatte 2012 die Idee, auf einem dreitägigen Tango-Festival in Berlin ihre Tango-Mode auszustellen und fragte Monika Sommer, ob sie nicht Lust hätte, mitzumachen. So konnten sich beide Frauen während der Ausstellung unterstützen und sowohl Kosten als auch Risiken aufteilen. "Da ich ein gutes Gefühl hatte, habe ich zugesagt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch gar keine richtige Kollektion hatte, die ich dort hätte vorzeigen können", erinnert sie sich. Also begann sie sofort damit, ihre Ideen in die Tat umzusetzen, und entwarf ihre erste Modekollektion.

Nach Ankunft und Aufbau in Berlin erfuhren beide Frauen zu ihrem Entsetzen, dass die Messe kurzfristig abgesagt worden war. Doch die Menschen strömten trotz der Absage in die Halle des Café Moskau. "Wir haben den ersten Messetag einfach durchgezogen. Es gab keine Zeit für Trübsal. Das Interesse war so groß, und es war allen völlig egal, dass das Festival offiziell abgesagt worden war", berichtet die zweifache Mutter. Die Aussteller hielten zusammen und improvisierten.

Für die restlichen zwei Tage verlagerten die Kolleginnen ihren Kollektions-Stand kurzerhand in einen Tango-Schuhladen. Und wieder kamen die Menschen und waren begeistert. "Ab da wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Denn wenn es in diesem Chaos klappt, dann klappt es überall", sagt Monika Sommer und lacht. Sie behielt Recht. Ihre Mode "tanzt" mittlerweile nicht nur in Europa, sondern auch in New York, Moskau oder Tunis. Der Radius für Ausstellungen ist zwischen Kopenhagen, Tunis und Gran Canaria und wird stetig erweitert. Im Juli stellt sie erstmals in Tokio aus.

"Ich schneidere für den Menschen, ganz individuell und in jeder Größe. Bei mir gibt es auch eine entsprechende Typberatung", erzählt die Viersener Couturière und freut sich: "Die Amerikanerinnen, Australierinnen und Russinnen haben meine Sachen einfach mitgenommen." Tangotänzer seien eben sehr mobil und viel unterwegs. "So wie ich jetzt auch", fügt sie mit einem Schmunzeln hinzu.

Manchmal geschehe es auch, dass sich eine Frau über den Tanz hinaus verändere, wenn sie sich denn traut, einmal ganz andere Farbkombinationen und Muster auszuprobieren. "Man fühlt sich einfach gut und sexy." Und schließlich stehe der Tango für Gefühle und Schönheit. Der Tanz an sich sei ihre Inspirationsquelle. "Beim Tangotanzen habe ich meine besten Ideen", sagt Monika Sommer, die dafür sogar mit ihrem Mann bis nach Wuppertal, Bochum, Köln oder Aachen fährt.

(paka)
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