Niederkrüchten Vom Glück, einen Golfball zu schlagen

Niederkrüchten · Unser Autor hat sich während der Niederkrüchtener Sportwochen im Golfspielen ausprobiert. Ein Erfahrungsbericht über Vorurteile, Glücksgefühle und britische Gelassenheit

 Autor beim Abschlag: Unser Reporter versuchte sich im Golfspielen und merkte, dass der Sport nicht nur ewas für Ältere ist.

Autor beim Abschlag: Unser Reporter versuchte sich im Golfspielen und merkte, dass der Sport nicht nur ewas für Ältere ist.

Foto: jörg knappe

Müsste ich meine Beziehung zu meiner Geduld in wenigen Worten beschreiben, würde ich sagen, sie und ich stehen auf Kriegsfuß. Gelingen mir Dinge nicht auf Anhieb oder verstehen andere nicht in wenigen Augenblicken, was ich ihnen sagen will, werde ich in Sekundenbruchteilen unerträglich. Man könnte also konstatieren, dass ich nicht das angenehmste Gegenüber bin, wenn es darum geht, mir die Grundlagen eines Sports beizubringen, den ich bislang nur aus dem Fernsehen kannte. Zum Glück aber gibt es Gary.

Gary heißt mit vollem Namen Gary Hutchinson, ist Brite und deshalb schon qua Geburt höflich. Außerdem ist er Sportwart beim Europäischen Golfclub Elmpter Wald und soll mir an einem Montagnachmittag, an denen die Temperaturen eher ins Freibad als auf den Golfplatz locken, ein paar grundlegende Dinge über den Sport beibringen, den ich - so viel sei zugegeben - bis zu diesem Tag mit reichen Männern vorgerückten Alters in langen, karierten Hosen verband.

Bevor es für mich aber an den Schläger geht, dreht der höfliche Brite mit mir eine Runde im Golfbuggy über den Platz auf dem ehemaligen Militärgelände nahe der niederländischen Grenze. Gary trägt dabei Flip-Flops, seine Hose ist weder lang noch kariert. Hutchinson eins, Vorurteil null.

"Golf hat ein Stigma", sagt Gary mit seinem britischen Akzent, während er mir die markantesten Stellen des Platzes zeigt. "Es macht keinen Spaß, ist teuer, und nur alte Leute spielen es." Das sei aber gar nicht so, erklärt er, und bringt gleich ein paar Gegenbeispiele. So gebe es zum Beispiel mittlerweile rund 30 Kinder, die im Golfclub angemeldet seien - für einen Jahresbeitrag von 50 Euro. "Und wenn du siehst, wie ein Dreijähriger im Grundkurs den Ball trifft: Der hat eine Menge Spaß."

Dann geht es ans Eingemachte. Will heißen: Gary zeigt mir ein paar Trockenübungen, dann drückt er mir einen Schläger in die Hand und lässt mich auf den Golfball eindreschen. Ich versuche, alle Bewegungen, die mir mein Trainer für einen Tag gezeigt hat, nacheinander auszuführen: Füße leicht auseinander, Hintern etwas zurück, die Knie gebeugt, Arm durchstrecken, weit ausholen, den Ball treffen, das rechte Bein eindrehen, durchschwingen. Die ersten Versuche: amateurhaft. Statt mich aber anzuschreien, wie ich es wohl an seiner Stelle tun würde, tritt Gary an mich heran, korrigiert meine Haltung. Dann, nach ein paar weiteren eher unansehnlichen Versuchen, ein wahrer Erfolg. Ich treffe den Ball, schwinge durch, und er fliegt so, wie ich es aus dem Fernsehen kannte. Vielleicht nicht perfekt, aber immerhin geradeaus, hoch und etwa 100 Meter weit. "Yes, mate" - ja, Kumpel - ruft Gary und vervielfacht meine Glücksgefühle. Ich schlage noch ein paar Bälle, einige fliegen ordentlich, viele eher weniger - oder gar nicht. Meiner Laune tut das keinen Abbruch.

Ich bin seit meiner Jugend Fußballer und werde das wohl auch bleiben. Trainer Gary aber kann ich zumindest bestätigen: Wenn es klappt, macht Golfspielen auch Anfängern großen Spaß.

(tsp)
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