Viersen Von der Schul-Aula in den Sitzungssaal

Viersen · Das zehnte kommunalpolitische Praktikum in Viersen hat begonnen. Beim Speed-Debating trafen die Schüler auf Politiker verschiedener Fraktionen. Jetzt müssen sie entscheiden, welche sie näher kennenlernen möchten

 Bei der Auftaktveranstaltung sprach RP-Lokalchef Martin Röse (2.v.l.) mit Schülern und Fraktionsmitgliedern darüber, was Politik auf kleinster Ebene eigentlich bedeutet. Danach startete in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums das Speed-Debating.

Bei der Auftaktveranstaltung sprach RP-Lokalchef Martin Röse (2.v.l.) mit Schülern und Fraktionsmitgliedern darüber, was Politik auf kleinster Ebene eigentlich bedeutet. Danach startete in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums das Speed-Debating.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Was ist eigentlich Kommunalpolitik? Mit dieser Frage startet Martin Röse, Redaktionsleiter der Rheinischen Post Viersen, die Auftaktveranstaltung zum kommunalpolitischen Praktikum in der Aula des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums. Eine an für sich einfache Frage, die aber schwer in einem Satz zu beantworten ist, wie die rund 50 Schüler der verschiedenen weiterführenden Schulen in Viersen feststellen können, die sich in der Aula eingefunden haben.

Eine Auftakt-Frage, die die Komplexität des Themas Politik auf der kleinsten Ebene klar verdeutlicht. Gemeinsam beleuchten die Teilnehmer verschiedene Aspekte und definieren letztendlich den Antwortsatz: Kommunalpolitik ist eine Art Arbeitsgemeinschaft für ein besseres Leben in Viersen. Warum aber ist es so schwer, das umzusetzen? Und wieso wird Viersen von einer Minderheit regiert? Mit der Anmoderation durch den Lokalchef der RP gelingt es, die Schüler von der Klasse sieben bis hin zur Oberstufe vom ersten Moment an für das Thema Politik zu gewinnen.

Seit zehn Jahren wird in der Stadt Viersen das kommunalpolitische Praktikum angeboten, bei dem Schüler ab der siebten Klasse in die Grundzüge der Kommunalpolitik blicken und Zusammenhänge zwischen Verwaltung und Politik erkennen und verstehen können. Durchschnittlich 50 Jugendliche nutzten bislang Jahr für Jahr diese einmalige Chance, wobei es in diesem Jahr trotz der langjährigen Vorgeschichte eine Premiere ist. "Wir, also die Parteien, organisieren das Praktikum zum ersten Mal komplett in Eigenregie. Bislang hatte sich die Stadt Viersen immer beteiligt", berichtet Manuel Garcia Limia von der SPD. Für die Schüler bedeutet es indes keinen Unterschied. Alles läuft wie gewohnt.

Der Abend in der Aula beginnt informativ und spannend. Einzelne Parteimitglieder der sechs agierenden Fraktionen in Viersen stellen sich vor, die Schüler erfahren etwas über die Aufteilung der Sitze im Stadtrat und die Wahlbeteiligung der Bürger in der Stadt: 75.000 Einwohner hat Viersen, von denen mehr als 60.000 wahlberechtigt sind. Bei der letzten Wahl nahmen aber nur nur 28.000 Bürger die Möglichkeit in Anspruch, mitzubestimmen.

Zur Auftaktveranstaltung des kommunalpolitischen Praktikums gehört außerdem das Speed-Debating. In Kleingruppen aufgeteilt, geht es innerhalb eines bestimmten Zeitfensters von Partei zu Partei. Fragen und Antworten im Schnelldurchlauf stehen an. Die Schüler interessieren sich unter anderem für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und bessere Anbindungen von Viersen an andere Städte. Sie fragen nach größeren Projekten, die den jeweiligen Parteien am Herzen liegen, und wollen wissen, wie sich Viersen mit Blick auf den Klimawandel aufstellt.

Fragen nach mehr und besseren Radwegen, aber auch nach der Wirtschaftsförderung für die Kreisstadt werden gestellt. Während für die ersten Schüler schon klar feststeht, in welcher Partei sie ihr kommunalpolitisches Praktikum machen möchten, sind andere noch unentschlossen. Unter den Schülern gibt es sogar "Wiederholungstäter". "Ich habe im vergangenen Jahr ebenfalls mitgemacht und es hat mir solchen Spaß gemacht, dass ich wieder dabei bin. Diesmal möchte ich aber eine andere Partei kennenlernen", sagt Nadja (15) von der Johannes-Kepler-Realschule.

Der aus Syrien stammende Mohammad, der das Clara-Schumann-Gymnasium besucht, möchte einfach den Verlauf der deutschen Politik besser verstehen. "In der Schule lernt man Politik nur ein Stück weit kennen. Ich möchte einfach mehr wissen, gerade auf lokaler Ebene, und nutze dafür die Möglichkeit des Praktikums. Ich finde das Angebot sehr gut", bemerkt indes Oberstufenschüler Raphael. Eins ist klar, egal in welcher Partei sie mitarbeiten werden, sie alle sind gespannt auf die kommenden Termine.

(tref)
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