Viersen Von Viersen in die Pflege starten

Viersen · Das Fachseminar für Altenpflege des regionalen Caritasverbandes ist von Nettetal nach Viersen gezogen.

Vier großzügige Klassenräume, ein Demonstrationsraum, in dem praktische Übungen durchgeführt werden können, dazu die Büros der pädagogischen Mitarbeiter, das Sekretariat und Gruppenräume: Das neue Domizil des Fachseminars für Altenpflege des regionalen Caritasverbandes am Viersener Kränkelsweg bietet viel Platz für die Theorie.

Wer den Beruf des Altenpflegers ergreift, der hat nicht nur seinen Ausbildungsplatz in einem Altenheim oder bei einem ambulanten Pflegedienst, sondern besucht auch das Fachseminar für Altenpflege. Soziales und Medizinpflege, Anatomie, Krankheitslehre, Recht und Pflegeplanung sind nur einige der Bereiche, die auf dem Stundenplan stehen.

23 Jahre lang unterrichteten die pädagogischen Mitarbeiter und die Honorardozenten in Nettetal, doch die früheren Räume im Haus Lamberti in Breyell platzten aus allen Nähten. "Vor drei Jahren entschlossen wir uns, pro Jahrgang zwei Kurse, statt wie bis dahin einen Kurs anzubieten. Wir verdoppelten unsere Kapazität und setzten damit ein deutliches Signal gegen den Fachkräftemangel", erinnerte Caritas Geschäftsführer Peter Babinetz bei der Eröffnung der neuen Räume an die Hintergründe des Platzmangels.

Die Suche nach einem neuen Domizil startete und endete im August vergangenen Jahres am Kränkelsweg in den früheren Räumlichkeiten der Firma Metz, die ihrerseits umgezogen war. Rund 150 Schüler sind es aktuell, die in Klassen a 25 Teilnehmern im Fachseminar unterrichtet werden.

Im Rahmen der Eröffnung mit Einsegnung durch den Regionaldekan Johannes Quadflieg brachte Babinetz einen altbekannten Wermutstropfen ins Spiel. "Seit Jahren sind die Fachseminare in NRW unzureichend finanziert. Vom Land erhalten wir 280 Euro pro Monat und Schüler. Um jedoch auf Sicht eine hochwertige Ausbildung garantieren zu können, benötigen wir 360 Euro", sagte Babinetz.

Das strukturelle Defizit ist auf lange Sicht gesehen programmiert. Schulische Ausbildung sei eine staatliche Aufgabe. Niemand käme auf die Idee, dass der Installateurbetrieb oder der Friseursalon bezahlen müsste, damit die Azubis eine Berufsschule besuchen könnten, fügte der Geschäftsführer an.Die Frage, warum allerdings ausgerechnet in der Altenpfleger-Ausbildung die Schulträger finanziell im Regen stehen würden, blieb im Raum stehen.

Ein Punkt, den die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Maaßen aufgriff, die zum Thema "Ausbildung in der Altenpflege - Zukunft und Perspektiven" referierte. Sie erinnerte daran, dass das Land NRW das Schulgeld für die Altenpflegeausbildung bereits vor 25 Jahren abgeschafft hat, wogegen es immer noch sieben Bundesländer gibt, in denen es verlangt wird.

Zudem hat NRW eine rechtliche Absicherung in Sachen Finanzierung der Altenpflegeausbildung geschaffen, nachdem dies jahrelang eine freiwillige Leistung war. "Mit dem Gesetz zur Finanzierung der Altenpflegeausbildung haben wir eine gesetzliche Grundlage geschaffen. Der Zuschuss der Finanzierung der Fachseminare ist in der bisherigen Höhe von 280 Euro im Gesetz verankert worden", betonte Maaßen. Eine von ausnahmslos allen Trägern der Fachseminare geforderte Erhöhung ist hingegen in der derzeitigen Lage aussichtslos.

"Kämen wir dieser Forderung nach, wären weitere erhebliche Finanzmittel notwendig, die der defizitäre Haushalt im Land zumindest im Jahr 2015 nicht stemmen kann", sagte Maaßen. Sollte es Spielräume im Haushalt 2016 geben, erfolgt erneut eine Überprüfung, ob die finanzielle Ausstattung der Fachseminare für die Altenpflege angepasst werden kann.

(tref)
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