Kreis Viersen VVV Nordhorn macht mobil gegen Maut
Kreis Viersen · Geschäftsführer Heiko Brüning hält nichts von wortreicher Kritik. Innerhalb weniger Wochen verteilte der VVV 10 000 Anti-Maut-Vignetten an deutsche und niederländische Autofahrer. Geprüft wird auch eine Grenzblockade.
Die erste Empörung über die Mautpläne aus dem Bundesverkehrsministerium hat sich gelegt. Politische Parteien und Interessensgruppen haben sich kritisch geäußert, auf Landesebene legten CDU-Abgeordnete aus der Grenzregion gegen die Pläne von Minister Alexander Dobrindt (CSU) nach. In anderen Regionen bleibt es nicht bei wortreicher Entrüstung, da wird gehandelt. Der VVV Nordhorn in Niedersachsen hat eigene Vignetten gegen die Maut gefertigt. Deutsche und Niederländer fahren sie gut sichtbar hinter den Frontscheiben ihrer Autos herum.
Die Aktion "Für die Region - gegen die Maut" erschöpft sich nicht darin, dass innerhalb weniger Wochen 10 000 Vignetten ausgegeben wurden. "Wir arbeiten mit niederländischen Grenzgemeinden zusammen und planen weitere Aktionen. Jetzt sagt ja jeder was, und dann geht es in der Tagesordnung weiter", fürchtet Heiko Brüning, Geschäftsführer des VVV Nordhorn. "Diese Maut macht die Arbeit der letzten Jahrzehnte in Bezug auf ein einheitliches Europa zunichte."
Gerade in der deutsch-niederländischen Grenzregion gibt es eine enge Zusammenarbeit der einzelnen deutschen und niederländischen Gemeinden und Institutionen. Durch die Pläne von Herrn Dobrindt werden indirekt die Grenzen wieder eingeführt, heißt es auf der Internetseite (www.vvv-nordhorn.de).
Der VVV Nordhorn legt weitere 10 000 Vignetten auf. "Wir beteiligen daran auch andere Institutionen, die sich an den Kosten beteiligen - das ist ein rein symbolischer Betrag", erklärt Brüning.
Mit der großen Resonanz über die Grenzregion hinaus hatte der VVV Nordhorn allerdings nicht gerechnet. Doch haben vor allem niederländische Medien, Institutionen und Internet-Blogger die Aktion aufgenommen. Die niederländische Tageszeitung "de Telegraaf" berichtete ebenfalls über die Aktion und beschleunigte so das Interesse landesweit. "Wir hoffen auf noch mehr Beteiligung. Es geht nicht nur um den wirtschaftlichen Schaden, den eine Maut anrichten würde. Eine Grenze erinnert nicht nur an den dunklen Teil deutscher Geschichte, sondern vermittelt unseren Nachbarn auch das Signal: Ihr seid nicht willkommen", erklärt Brüning.
"Wir sind als VVV frei in unserem Handeln. Die Bürgermeister in der Umgebung sind froh, dass wir uns aktiv einschalten, ihr Handlungsspielraum ist begrenzt", sagt er. Der VVV Nordhorn und seine Partner auf deutscher und niederländischer Seite planen Demonstrationen und prüfen auch eine symbolische Grenzblockade. Nicht nur der Einzelhandel, sondern gerade auch der Tourismus werde gravierende Einbußen erleiden, wenn die Maut umgesetzt werde. In Nordhorn gibt es einen Tierpark, den jährlich 350 000 Menschen aus beiden Ländern besuchen. "Bleiben nur 50 000 weg, ist seine Existenz gefährdet", berichtet Brüning. Anderen Grenzregionen geh es sicherlich auch so.
"Die Maut entpuppt sich als Irrweg und nicht als Ausweg aus dem Finanzierungsstau der Straßeninfrastruktur", stellt der VVV Nordhorn fest. Halte man Menschen aus finanziellen Gründen davon ab, ein Nachbarland zu besuchen, sei das der Einstieg in eine neue Entfremdung.
Die bisher bekannten Mautpläne seien finanziell sinnlos. "Die Einnahmen sind nicht hoch, aber die Maut wird dafür sorgen, dass Umsätze sinken, Einzelhändler an den Rand ihrer Existenz gedrängt werden, Arbeitsplätze verloren gehen und Steuereinnahmen sinken. Das kann doch ernsthaft kein Politiker unterstützen", meint Brüning.