Viersen Wallfahrten nach Klein-Jerusalem

Viersen · Der Geschichte der Kapelle in Neersen geht ein Film nach, den der Viersener Verein für Heimatpflege auf DVD anbietet. Am Sonntag gibt es eine Führung.

 Herbert Boox (Mitte) hat die DVD nach dem "Drehbuch" von Paul Günter Schulte (li.) erstellt. Sie ist im Viersener Salon des Vereins für Heimatpflege, hier vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Albert Pauly (re.), erhältlich.

Herbert Boox (Mitte) hat die DVD nach dem "Drehbuch" von Paul Günter Schulte (li.) erstellt. Sie ist im Viersener Salon des Vereins für Heimatpflege, hier vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Albert Pauly (re.), erhältlich.

Foto: Busch

Die wenigsten Viersener kennen die Wallfahrtskapelle Klein-Jerusalem in Neersen - es sei denn, sie gehören einer Viersener Bruderschaft an und feiern dort regelmäßig die Schützenfeste mit. Seit Anfang September steht die Kapelle neben der Süchtelner Irmgardiskapelle im Mittelpunkt der Ausstellung "Exerzitien und Wallfahrten", die der Verein für Heimatpflege Viersen noch bis Februar im Viersener Salon in der Villa Marx an der Gerberstraße präsentiert.

Viele Besucher, so Vorsitzender Dr. Albert Pauly, haben ihm schon gestanden, zwar von der Kapelle Klein-Jerusalem gehört, sie aber nie besucht zu haben. Sie kennen zu lernen geht jetzt ganz bequem. Denn der Heimatverein bietet ab sofort eine DVD an, die Herbert Boox nach dem "Drehbuch" von Paul Günter Schulte erstellt hat. 35 Minuten dauert der Film, der viele Details zeigt, vom Glockenstuhl bis zur Unterkirche, und den Zuschauer durch die wunderbaren Farben der Gemälde eines unbekannten Meisters in den Bann zieht.

Bei seinen Recherchen stieß Schulte in der Krefelder Ausgabe der Rheinischen Post auf das Foto eines Gemäldes aus St. Cyriakus Hüls, das ganz offensichtlich vom gleichen Maler stammt. Jan Viergutz von der Volksbühne Viersen liest die Texte, in denen Schulte die gesamte Geschichte der Kapelle erzählt seit der Gründung und Errichtung 1660 durch Gerhard Vynhoven. Er wollte den Katholiken in der Gegenreformation nach den schrecklichen Glaubenskriegen wieder zu ihrem Glauben verhelfen, indem er nach einem dreijährigen Aufenthalt im Heiligen Land die Geburtsgrotte Jesu und viele Stationen seines Lebens und Leidens nachbaute. Besonders wichtig war dem Priester, dass die Menschen lesen und schreiben lernen - auch die Mädchen -, damit sie die Bibel und so die Geschichte von Jesus lesen und begreifen konnten. Er starb 1674, sein Grab ist in der Kapelle. "Für mich bedeutet Leben Christus und Sterben ist Gewinn", ruft Vynhoven dem Bild des Gekreuzigten zu.

Die Kapelle Klein-Jerusalem, die Vynhoven zuerst Beth-Jerusalem nannte, ist seit Jahrhunderten eine Wallfahrtsstätte. Vynhoven fertigte dazu eine Landkarte an, auf der nachzulesen ist, wie viele Stunden die Pilger von Düsseldorf oder Viersen, von St. Hubert oder Uerdingen benötigten. Nach vielen grundlegenden Restaurierungen und auch Besitzerwechseln gehört die Kapelle heute der Pfarrgemeinde St. Maria Willich-Neersen. Dort kann man auch die DVD "Gerhard Vynhoven und seine Stiftung Klein-Jerusalem" für zehn Euro erwerben, ebenso wie im Viersener Salon.

(flo)
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