Viersen Warum Biogasanlagen es schwer haben

Viersen · Betreibern von Biogasanlagen machen schwankende Rohstoffpreise und immer neue technische Vorgaben zu schaffen.

 Kritiker machen Biogasanlagen gern für die "Vermaisung" der Landschaft verantwortlich.

Kritiker machen Biogasanlagen gern für die "Vermaisung" der Landschaft verantwortlich.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Die Zeit der großen Euphorie ist vorbei. Biogasanlagen haben derzeit keinen guten Ruf bei der Bevölkerung. Sie werden gern für die "Vermaisung" der Landschaft verantwortlich gemacht. Auch wirtschaftlich haben sie es nicht leicht: Schwankende Rohstoffpreise und immer neue technische Vorgaben machen den Anlagen bundesweit das Leben schwer. Auch die Biogas Schwalmtal ist in eine finanzielle Schieflage geraten. Laut Amtsgericht Mönchengladbach wurde am 14. Juli ein Insolvenzeröffnungsverfahren angeordnet (unsere Zeitung berichtete).

"Zu den konkreten Ursachen bei der Biogas Schwalmtal können wir natürlich nichts sagen, aber es ist derzeit keine leichte Zeit für die Betreiber", sagt Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbands Biogas. "Vielen Anlagen machen die steigenden rechtlichen Anforderungen zu schaffen. Oft ziehen sie technische Nachrüstungen nach sich", erklärt Rauh.

Die Vorgaben der Netzbetreiber beim Netzanschluss seien da ein Beispiel. Eine Vorgabe, die demnächst auch noch auf die Biogasanlagen zukomme, sei der Anlagen bezogene Gewässerschutz (AwSV). "Da muss dann unter Umständen nachgerüstet oder umgebaut werden. Und wenn viele dieser Dinge zusammenkommen, kann das schon zu Problemen führen."

Das 2014 novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht der Experte nicht als Ursache für wirtschaftliche Probleme. "Die Einspeisevergütung ist auf 20 Jahre fix. Darum wurde der Sektor oft beneidet, aber man muss natürlich die Inflation einkalkulieren."

Geschmälert wurde im Gesetz der Ausbaupfad für den "grünen Strom". Er liegt bei 100 Megawatt pro Jahr. Zum Vergleich: Der Bereich Photovoltaik, also Sonnenenergie, liegt bei einem Zubaukorridor von 2500 Megawatt jährlich. Im deutschen Strommix liegt der Anteil der erneuerbaren Energien derzeit bei 25 Prozent; acht Prozent, also etwa ein Viertel des kompletten eneuerbaren Stroms, entfällt auf Biomasse.

CDU-Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer will das Erneuerbare-Energien-Gesetz ebenfalls nicht als Grund gelten lassen: "Die bestehenden Anlagen haben Bestandsschutz, ihre Förderung läuft weiter. Anders sieht das bei neuen Anlagen aus." Auch der Ausbaupfad sei verringert worden, bestätigt Schummer. Schließlich erlebe man derzeit eine Überproduktion an Strom. "Wir müssen die regenerativen Energien in die Marktfähigkeit führen."

Kreislandwirt Paul-Christian Küskens sieht in den Rohstoffpreisen eine mögliche Ursache. "Als der Boom begann, lagen die Weizenpreise bei zehn Euro pro 100 Kilo und darunter. Aber er ist in den vergangenen Jahren auf über 20 Euro gestiegen." Am Weizenpreis orientierten sich auch alle anderen Preise, etwa von Mais und Zuckerrüben. Sie haben die beste Gasausbeute. "Vor Jahren sagte mir ein Landwirt, der Weizenpreis dürfe nicht über 13 Euro steigen, aber genau das ist geschehen", sagt Küskens. "Wer dann noch mit knappen Voraussetzungen geplant hat, hat womöglich Probleme bekommen."

Im Kreis Viersen gibt es laut Küskens weniger als zehn Biogasanlagen, davon drei in Schwalmtal und zwei in Brüggen. Verglichen mit dem Kreis Kleve sind das nicht viele. Dort stehen rund 50 Anlagen.

(RP)
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