Viersen Was von Kaiser in Viersen bleibt

Viersen · Im Alter von 96 Jahren ist der Künstler Hanns-Josef Kaiser gestorben. Zahlreiche Arbeiten in seiner Heimatstadt erinnern an ihn

 Das Portal der Kirche St. Notburga im Rahser mit den eindrucksvollen Türen, die Hanns-Josef Kaiser entwarf.

Das Portal der Kirche St. Notburga im Rahser mit den eindrucksvollen Türen, die Hanns-Josef Kaiser entwarf.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wie viele Menschen mögen im Laufe der Jahre die schweren Türen zur Kirche St. Notburga im Rahser aufgezogen haben mit den Reliefs aus der Hand Hanns-Josef Kaisers, oder durchs Treppenhaus im Don-Bosco-Heim gelaufen sein, vorbei an einem etwa 25 Quadratmeter großen Glasfenster, das Kaiser 1957 gestaltete? Wer in Viersen unterwegs ist, kommt an Kaiser nicht vorbei. Die Arbeiten des Malers, Zeichners und Materialbildners begleiten die Viersener seit Jahrzehnten. Jetzt ist Kaiser im Alter von 96 Jahren gestorben. Was er schuf, wird den Viersenern bleiben.

Der Künstler, 1920 in Dülken geboren, studierte ab 1937 an der Meisterschule des deutschen Handwerks in Krefeld Kunst. Dort lernte er seine spätere Frau Ruth Braun, Jahrgang 1921, kennen. Sie stammte aus Viersen - ihr Vater führte das bekannte Radio- und Fernsehgeschäft Braun an der Hauptstraße. 1949 heirateten die beiden und bekamen zwei Söhne, Reinhard und Stefan. Der Vater malte, entwarf Wandbilder und Mosaike, die Mutter fotografierte und schuf Plastiken, und Sohn Reinhard berichtete später von "einer mit Kunst gefüllten Welt, die nichts Künstliches und Abstraktes hatte, sondern handfest war und nicht so erhaben daher kam".

In den 1950er-Jahren schloss sich Hanns-Josef Kaiser der Künstlergruppe "Die Planke" in Mönchengladbach an. Neben der freien künstlerischen Tätigkeit übernahm er auch Auftragsarbeiten, illustrierte für Zeitungen und Zeitschriften. 1954 kam der erste große öffentliche Auftrag: Kaiser entwarf ein Wandbild für die Mädchenschule in Mönchengladbach. In den folgenden Jahren kamen viele weitere Arbeiten hinzu, darunter Portale, wie etwa für St. Notburga, oder die Türen für die Totenhalle auf dem Löh-Friedhof, sowie Mosaike und Wandbilder, beispielsweise für die Remigiusschule in Viersen. Viele Viersenern wird Kaiser auch lehrend in Erinnerung bleiben: Von 1968 bis 1986 unterrichtete er neben seiner künstlerischen Arbeit am Humanistischen Gymnasium in Viersen Kunst.

Mit Reliefbildern aus verschiedenen Materialien fand Kaiser große Anerkennung. 1959 erschuf er das erste Materialbild, inspiriert durch einige aufgeschnittene Zahnpastatuben, die innen metallisch glänzen. Mit Briefklammern und Ölfarbe entstanden "Goldene Waben". In den 1980er- und 1990er-Jahren wandte sich Kaiser den Aquarellen zu und entwarf Fotocollagen.

Im Jahr 2009 zeigte Städtische Galerie im Park in der Ausstellung "Vier Mal Kaiser" Arbeiten von Hanns-Josef, Ruth, Reinhard und Stefan Kaiser. Der Verein für Heimatpflege legte dazu einen reich bebilderten Band vor. Wie sehr sich Hanns-Josef und Ruth Kaiser in ihrem künstlerischen Schaffen gegenseitig trugen, zeigt ein Auszug aus einem Gespräch mit dem Heimatvereinsvorsitzenden Albert Pauly, das in diesem Band nachzulesen ist: Ruth Kaiser berichtet, dass jeder den anderen nach seiner Meinung fragte und der andere die Arbeit kommentierte. Oft werden die beiden zu einer Meinung gekommen sein, denn Hanns-Josef Kaiser erklärt: "Wenn wir etwas Bestimmtes - ein Möbel oder einen Teppich - hätten kaufen wollen und wären nacheinander in einen Laden gegangen, um aus dem, was da angeboten wurde, etwas auszuwählen - wir hätten dasselbe genommen." Im Jahr 2000 ging Ruth Kaiser ihrem Mann in den Tod voraus. Jetzt ist er ihr gefolgt.

Info Die Trauerfeier für Hanns-Josef Kaiser findet am Montag, 23. Januar, auf dem Löh-Friedhof am Hoserkirchweg in Viersen statt. Beginn ist um 11 Uhr.

(RP)
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