Niederkrüchten Wassong besorgt um Flüchtlinge in Elmpt

Niederkrüchten · Nach schweren Vorwürfen gegen das Sicherheitsunternehmen hat sich der Bürgermeister Niederkrüchtens gestern an die Bezirksregierung gewandt. Er hofft, dass die Regierungspräsidentin "die Kuh vom Eis" holt

Kalle Wassong, parteiloser Bürgermeister der Gemeinde Niederkrüchten, ist irritiert über die Vorgänge rund um die Ausschreibung für einen neuen Sicherheitsdienst auf dem ehemaligen Britengelände in Elmpt. Nachdem unsere Redaktion berichtet hatte, dass die Bezirksregierung Düsseldorf ein hoch umstrittenes Sicherheitsunternehmen ab Dezember mit der Bewachung des Geländes beauftragen will, hatte Wassong gestern an Regierungspräsidentin Anne Lütkes geschrieben. Darin teilte er sein Unverständnis und seine Besorgnis mit. Wassongs Sorge gilt den Menschen, die in der Unterkunft leben, ebenso wie den Menschen in der Gemeinde Niederkrüchten.

Auf dem Gelände der Javelin Barracks in Elmpt hat das Land Nordrhein-Westfalen eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge eingerichtet. Betreiber ist das Unternehmen European Homecare. Ein Sicherheitsdienst bewacht das Gelände. Die Unterkunft gilt als eine der größten des Landes, weil sie über eine Aufnahmekapazität von maximal 1000 Menschen verfügt, derzeit sollen dort aber weit weniger Menschen untergebracht sein. Bei den Flüchtlingen, die auf dem ehemaligen Britengelände leben, handelt es sich um sogenannte vulnerable (verletzliche) Personen - Familien, Frauen und Kinder. Der Vertrag mit dem derzeit dort tätigen Sicherheitsdienst läuft im November 2016 aus. Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte daher zum 1. Dezember ein neues Sicherheitsunternehmen gesucht, im Vergabeverfahren waren mehrere Angebote verschiedener Firmen eingegangen. Nach Recherchen unserer Redaktion erhielt ein Sicherheitsunternehmen den Zuschlag, das bei Mindestlohn und Abrechnungen gegen die Vorgaben verstoßen, außerdem vorbestrafte Mitarbeiter beschäftigt haben soll.

Gegen die Vergabe legten zwei Mitbewerber Beschwerde ein. Die Bewachung der Unterkunft in Elmpt ab 1. Dezember ist nun noch nicht vergeben. Wie die Bezirksregierung mitteilte, wolle man das weitere Vorgehen jetzt prüfen. Die Sicherheit der Einrichtung solle durchgängig gewährleistet sein. Auch das derzeit in Elmpt tätige Unternehmen ist nicht unumstritten, es steht wegen angeblicher Vergehen von Mitarbeitern in einer Flüchtlingsunterkunft in Burbach in der Kritik.

Nie sei ihm zu Ohren gekommen, dass es mit dem derzeit in Elmpt tätigen Sicherheitsdienst irgendwelche Probleme gegeben habe, erklärt Bürgermeister Wassong. Die Gemeinde Niederkrüchten stehe in regelmäßigem Austausch mit der Bezirksregierung in Düsseldorf, "schließlich wollen wir wissen, was da passiert", so Wassong. Die Gemeinde habe ein großes Interesse daran, dass in der Unterkunft alles gut laufe, kooperiere mit der Landesregierung und steuere den Einsatz der Ehrenamtler in der Unterkunft, "und das funktioniert auch", sagt der Bürgermeister. Im Gegenzug erwarte er aber, dass die Bezirksregierung das Ihrige dazu tue. Er hoffe, dass sie eine gute Alternative finden werde, schrieb Wassong an Lütkes, und dass sie "die Kuh schnell vom Eis" hole.

Sollte die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland drastisch ansteigen, ist in Elmpt eine Reservekapazität von zusätzlich 500 Plätzen vorgesehen. Zur Unterbringung der Menschen hat die Gemeinde Niederkrüchten mit dem Land eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung geschlossen, sie gilt bis Ende Juni 2020.

(RP)
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