Viersen Wau! So hilft Binah Kindern beim Lernen

Viersen · Um diesen Klassenkameraden werden die Förderschüler von Julia Brückner beneidet: Sie lernen mit Rhodesian Ridgeback Binah

 Konzentriert arbeiten die Schüler von Julia Brückner an ihren Aufgaben. Rhodesian-Ridgeback-Hündin Binah begleitet die Kinder im Unterricht.

Konzentriert arbeiten die Schüler von Julia Brückner an ihren Aufgaben. Rhodesian-Ridgeback-Hündin Binah begleitet die Kinder im Unterricht.

Foto: F.H. Busch

Wenn Binah in die Schule geht, muss sie weder Schultasche noch Hefte, Stifte oder Sportsachen mitnehmen. Sie braucht nur Julia Brückner, um an ihren Platz in ihrer Klasse zu gelangen - und der ist ganz vorne, direkt an der grünen Schultafel.

Binah ist ein vierjähriger Rhodesian Ridgeback. Von montags bis mittwochs hat sie denselben Stundenplan wie die Kinder im Förderzentrum Am Schluff. Doch sie ist mehr als nur ein tierisches Mitglied in dem kleinen Klassenverband von Julia Brückner: Sie ist der Liebling aller Schüler aus Brückners Klasse - und jedes Kind an der kleinen Schule freut sich, die hellbraune Hündin mit den bernsteinfarbenen Augen zu sehen, sie zu streicheln oder einmal ihre feuchte Hundezunge auf der Haut zu spüren.

"Binah kann sich in der Klasse frei bewegen, geht gezielt zu einzelnen Kindern und begleitet uns in die Pausen", erzählt ihre Besitzerin, die Sonderpädagogin und Reittherapeutin Julia Brückner. Vor drei Jahren hat sie das zum Begleithund ausgebildete Tier erstmals mit in den Unterricht genommen und seitdem zahlreiche positive Erlebnisse verbuchen können: "Viele Kinder hier haben negative Erfahrungen mit Erwachsenen gemacht. Auf Binah dagegen reagieren sie überaus positiv."

Im Förderzentrum Am Schluff werden Kinder - überwiegend Jungen - unterrichtet, die Förderung beim Lernen auf emotionaler oder sozialer Ebene brauchen. In Julia Brückners Klassenraum gruppieren sich Tische mit Sechs- bis Zehnjährigen um die Tafel. Darunter liegt Binah auf einer sandfarbenen Decke und döst entspannt vor sich hin.

Das kann sie auch. Denn Nils, Florian, Adriano, Leon und die übrigen Jungen sind in ihre Aufgabe vertieft: Sie sollen die Erlebnisse vom Wochenende in ihre Hefte schreiben, dazu ein Bild malen. Grillen im Garten, Fußball gucken, Lego bauen, mit dem Hund spielen - so beschreiben die Kinder ihre Freizeit. Florian etwa hat einen schlanken Hund in sein Heft gemalt: "Der ist Binah-braun", rufen seine Mitschüler. Nur der Kopf sehe anders aus.

Hündin Binah, so schildert Julia Brückner, helfe den Förderschülern besonders auf der emotionalen Ebene. "Sie spürt, wenn sich ein Kind nicht wohlfühlt. Dann geht sie zu ihm", beschreibt die Sonderpädagogin. Dadurch, dass die hellbraune Hündin in der Klasse sei, lernen die Kinder, mehr Rücksicht zu nehmen.

Durch Binah würden sie auch daran erinnert, die Regeln einzuhalten, etwa ruhig zu sein oder sich nicht laut und voller Aggressivität zu streiten. "Wenn die Schüler zu laut sind, kann ich ihnen das durch Binah klar machen", sagt die Sonderpädagogin. Da Hunde sehr empfindlich auf Geräusche reagieren, würde sich Binah zurückziehen - dies würden die Schüler sofort bemerken und ruhiger werden.

Die Schüler verlassen ihre Plätze. Zeit auch für Binah, die Augen zu öffnen. Sie dreht eine Runde durch die Klasse - und freut sich genau wie die Schüler, dass es gleich in die Pause geht. "Wir üben für ein Laufabzeichen", kündigt Julia Brückner an. Binah kann einfach mitmachen: Eigene Sportsachen braucht sie nicht.

(RP)
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