Viersen WDR-Sinfonieorchester begeistert in der Festhalle

Viersen · Das Orchester hatte zum jüngsten Gastspiel den legendären Heinz Holliger als Solisten mitgebracht

 Heinz Holliger ist nicht nur Oboist, sondern auch Dirigent.

Heinz Holliger ist nicht nur Oboist, sondern auch Dirigent.

Foto: dpa

Musik muss ein Jungbrunnen sein - diesen Gedanke dürften viele Besucher in der bis auf wenige Plätze lückenlos gefüllten Festhalle anlässlich des vierten Sinfoniekonzertes der laufenden Spielzeit gehegt haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass der inzwischen 77-jährige Heinz Holliger - einer der renommiertesten Oboisten - nicht nur eine hoch anspruchsvolle, umfangreiche Komposition für Oboe interpretierte, dabei noch dirigierte und auch bei den Orchesterwerken die Stabführung übernahm?

Ausgewählt für diesen Parforce-Ritt hatte der gebürtige Schweizer, der - nicht zuletzt angeregt von seinem Lehrer, dem bekannten Komponisten Pierre Boulez - seit seiner Studienzeit komponiert und auch viele Jahre als allseits geschätzter Hochschulprofessor wirkte, das Doppelkonzert für Oboe, Harfe und Streicher. Das hatte Hans Werner Henze (1926-2012), einer der geachtetsten Tonsetzer der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, im Jahre 1966 für den Oboisten und seine vor einigen Jahren verstorbene Ehefrau, die Harfenistin Ursula Holliger, komponiert.

In der Festhalle war der Soloharfenist des WDR-Sinfonieorchesters, Andreas Mildner, Holligers Partner und an einigen Stellen, wenn die Oboe eines der hoch komplizierten Soli zu bewältigen hatte, auch dessen Co-Dirigent. Die beiden bestens harmonierenden Solisten verstanden es im Verein mit den achtzehn aufmerksam agierenden und vorbildlich eingebundenen Streichern des WDR-Orchesters bewundernswert, der weitgehend spröden und wenig zugänglichen Musik durch ihre engagierte und hochkarätige Interpretation Leben einzuhauchen und sie auf diese Weise den Zuhörer näher zu bringen.

Der nimmermüde Heinz Holliger machte zu Beginn des Programms mit einer selten zu hörenden, anmutigen Bläserserenade von Antonin Dvorak bekannt. Dieses kurzweilige, viersätzige Werk gewinnt seinen Reiz nicht zuletzt durch die ungewöhnliche Besetzung mit zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotten, einem Kontrafagott, drei Hörnern, einem Violoncello und einem Kontrabass. Krönender Abschluss des anregenden Konzertabends war die "Prager Sinfonie" Nr.38, D-Dur, KV 504 von Wolfgang Amadeus Mozart. Hier leitete der illustre Gastdirigent die bestens aufgelegten WDR-Musiker voller Temperament und bewundernswert agil, die kompositorischen Stimmungsschwankungen des teils tiefgründigen Tongemäldes markant herausarbeitend. Neben einer Fülle orchestraler Glanzleistungen seien vor allem die Holzbläser mit ihren voller musikantischer Frische gestalteten Soli erwähnt.

Großen Jubel für alle Beteiligten - vor allem aber für den aus dem musikalischen Jungbrunnen schöpfenden Heinz Holliger.

Info Das nächste Sinfoniekonzert findet am 29. April statt, Beginn ist um 20 Uhr. Dann ist das Orchestre Philharmonique du Luxembourg zu Gast.

(RP)
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