Viersen Weichenstellung für Viersen

Viersen · Das Unternehmen Zukunft: In einer 18-seitigen Vorlage hat die Verwaltung vier wichtige Schienenprojekte vorgestellt – Viersener Kurve, Eiserner Rhein sowie den Ausbau der Strecken nach Venlo und Düsseldorf.

Es war der lange vorbereitete Tag des leidenschaftlichen Autofahrers Fritz Meies. Seit Monaten hatte das Urgestein der Viersener Christdemokraten von der Verwaltung eine umfassende Stellungnahme zu den vier zentralen Bahnprojekten für Viersen gefordert, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und -planung lag das Papier endlich auf dem Tisch. Doch die Verwaltung selbst kam nicht einmal zu Wort: Das erledigte Meies im Alleingang.

Verheerende Auswirkungen

Die Ausgangssituation von Meies war klar – und er hat daraus nie einen Hehl gemacht. Meies hält im Prinzip alle vier Projekte mit Blick auf Viersen für schädlich. Uneingeschränkte Unterstützung erhält der Mercedes-Fahrer aus Bockert bei den möglichen Baustellen "Viersener Kurve" und "Eiserner Rhein". Die "Viersener Kurve" umschreibt den direkten Netzanschluss der Bahnstrecken Kaldenkirchen – Viersen und Viersen – Krefeld. Ihr Bau hätte verheerende Auswirkungen für die Bewohner in der gesamten Innenstadt, vor allem im Rahser. Ähnliches gilt für den "Eisernen Rhein". Viersen würde er (auf der alten Strecke über Mönchengladbach oder einer angedachten Trasse an der A 52) nur Lärm bringen – sonst nichts. In beiden Fällen gibt es seit Jahren parteiübergreifend eine ablehnende Haltung in der Viersener Politik.

Anders könnte das bereits beim zweigleisigen Ausbau der Strecke Dülken – Kaldenkirchen aussehen. Hier begrüßt die Stadt Viersen "die umweltbezogenen Effekte der Verlagerung des Güterverkehrs vom Lkw auf die Schiene" und spricht sich "für eine verbesserte Anbindung der Region an das schienengebundene Fernverkehrsnetz" aus, wie das ohne neue Gleise gehen soll, bleibt fraglich.

Nebulös und schwammig ist die Formulierung auch bei der möglichen Verlängerung der Regiobahn bis Viersen, die heute von Mettmann über Düsseldorf nach Kaarst führt. Für sie fordert die Stadt eine spezielle "Förderung der Investitions- und Betriebskosten durch das Land". Und Fritz Meies legte direkt noch einen drauf, indem er von "dunklen Wolken" in Mönchengladbach sprach, und berichtete, dass der SPD-Fraktionsvorsitzende in der Nachbarstadt das Projekt auf jeden Fall verhindern wolle. "Hinter der Regiobahn gibt es viele Fragezeichen", so Meies gegenüber seinen schweigenden Ratskollegen. Abschließend schob der Christdemokrat noch eine Zahl nach, um die mögliche Zweifler auf seine Seite zu ziehen: "Das Betriebskostendefizit der Regiobahn beträgt rund acht Millionen Euro jährlich. Diese Summe muss von den Anliegerstädten bezahlt werden." KOMMENTAR/FRAGE DES TAGES

(RP)
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