Brüggen Weniger Krach in der Schule

Brüggen · Erster "No! NOise Day" an der Gesamtschule Brüggen: Fragen über Fragen ergaben sich in einer Projektwoche zum gesunden Hören: Was sind Lärmquellen? Was passiert im Ohr? Was können wir gegen Lärm tun?

Für dieses Kein-Lärm-Projekt gewann die Gesamtschule Brüggen Prof. Dr. Wolfgang Angerstein von der Fakultät Medizin der Uniklinik Düsseldorf. "Ich bin extra noch an eine Tankstelle angefahren und habe die schwarz-rot-goldenen Tröten für die Fußballweltmeisterschaft gekauft", erzählt er Schülern der Klasse 7. Er ließ zwei Jungs zum gleichen Zeitpunkt ins Horn blasen und hielt das Lärmmessgerät entgegen. Der Lärmpegel stieg auf über 105 Dezibel. Der durchschnittliche Lärmwert liegt zwischen 80 und 90 Dezibel. "Stellt euch vor, im Stadion blasen 100 Fans zur gleichen Zeit los. Der Fußballer verliert vor Schreck den Ball", meint er und grinst. Selbst als er mit den Schülern leise sprach, lag der Wert schon bei 50 Dezibel.

Professor Angerstein warnte: "Lärm macht krank." Er ließ Stimmgabeln durch die Reihen gehen: "Ein Zeichen von Schwerhörigkeit ist, wenn der hohe Ton nicht zu hören ist." Wie viele Kinder sich jeden Tag in Lärmgefahr begeben, ist erstaunlich. Sie benutzen Walkman, Discman, MP3- oder MP4-Player oder Instrumente mit Verstärker – ohne Lärmschutzvorkehrungen. Der Mediziner riet den Jungs und Mädels: "Schaut zu, dass eure MP-Player Lautstärkebegren-zungen haben. Legt lieber ein paar Euro mehr an. Die Steckerdinge für die Ohren sind nicht unbedingt notwendig. Wer daran verdient, ist die Industrie." Lärmquellen im Alltag gibt es im starken Straßenverkehr (70-80 dB), wenn ein Düsenjäger in 30 Meter Entfernung fliegt (140 dB) oder der Kühlschrank (40-50 dB) brummt. "Viele junge Schüler klagen nach dem Unterricht über Kopfschmerzen. Das ist ein Zeichen von Stress. Oder die Klassenräume sind akustisch so schlecht bestellt, dass Schüler beim Antwort Geben zurückbrüllen müssen, weil die Akustik so schlecht ist", berichtete die Gesundheitsausschuss-Vorsitzende Beatrice Mack-Lillig.

Die Gesamtschule beteiligte sich sogar an einer Studie zur Lehrergesundheit vor zwei Jahren mit Fragen, wie sie mit Lärm umgeht. "Im Vergleich zu anderen Schulen lagen wir da ganz gut. Wir könnten noch besser sein", meinte Beatrice Mack-Lillig. Erste Schritte zur Lärmbekämpfung werden in der Mensa gemacht, wo mehrere Lärmquellen - lärmende Schüler mit Porzellangeklapper und Küchengeräusche – zusammentreffen. "Da werden Schallabsorber angebracht. Die Gemeinde stellte uns 5000 Euro zur Verfügung", erzählte Joachim Wagner, der ebenfalls in diesem Projekt eingebunden ist.

Schall in allen Räumen dämpfen

"Das ist ein erster Schritt. Am liebsten würden wir natürlich alle Räume mit schalldämpfenden Maßnahmen ausstatten", wünscht sich Schulleiter Wolfgang Jöres. Prof. Dr. Wolfgang Angerstein kann nur empfehlen: weit weg von Lärmquellen aufhalten, vorbeugende Hörschutzmaßnahmen ergreifen und einen regelmäßigen Hörtest machen lassen.

(RP)
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