Viersen Wenn auf Körpern Kunst entsteht

Viersen · Blumen, Tiere, Borussia: Rikie Wollenweber bemalt die Bäuche von Schwangeren und erfüllt ganz persönliche Wünsche. Die gebürtige Holländerin ist Maskenbildnerin am Theater, in ihrem Atelier verändert sie Menschenkörper

 Mit diesem Bodypaint war Wollenweber bei der "Maskerade" Fünfte.

Mit diesem Bodypaint war Wollenweber bei der "Maskerade" Fünfte.

Foto: Rikie Wollenweber

Einer hochschwangeren Frau hat sie die berühmte Oper von Sydney auf den Bauch gemalt. "Das Baby war in Australien entstanden, erzählten mir die werdenden Eltern", sagt Rikie Wollenweber. Was gar nicht so einfach war. Aber es gelang. Und das Kind, das wenige Wochen nach dem Termin bei der Make-up-Artistin auf die Welt kam, erhielt den Namen - Sydney.

 Ricky Wollenweber im Atelier. mit Farben und Pinseln.

Ricky Wollenweber im Atelier. mit Farben und Pinseln.

Foto: Ilgner

Rikie Wollenweber ist gebürtige Holländerin. 1985 kam sie nach Deutschland - der Liebe wegen. Und seit 2000 arbeitet sie als Maskenbildnerin am Theater. "Das mache ich freiberuflich, in meinem Atelier entsteht meine Kunst am Körper." Auf die Idee hat sie vor Jahren ihr Vorgesetzter, Frank Baumgartner, Chefmaskenbildner gebracht. "Der hat den Bauch seiner schwangeren Frau mit einer Weltkugel bemalt", sagt Wollenweber. "Großartig sah das aus." Ab diesem Moment war sie infiziert. Neben Body- und Facepaintig widmete sie sich mit großer Freude dem Bellypainting. Um ihr Angebot bekannt zu machen, legte sie Flyer in Arztpraxen, im Viersener und im Elisabeth-Krankenhaus aus. "Die Ärzte haben mir gleich eine Zusammenarbeit angeboten, es lief wie am Schnürchen." Tut es bis heute.

Mehr als 200 Bäuche hat Rikie Wollenweber inzwischen bemalt. Voraussetzung: "Die Frauen sollten in der 30. bis 35. Schwangerschaftswoche sein." Die Frauen rufen sie an und vereinbaren einen Termin und sagen meist auch schon, welches Motiv sie sich wünschen. "Eine ist verheiratet mit einem Landwirt, sie wollte eine Kuh und einen Traktor gemalt haben", sagt Wollenweber. Wurde selbstverständlich gemacht.

Tiere waren schon oft ihr Motiv: Giraffe, Pinguin, Esel, Elefant, Pferd, Hund, Katze, Affe, Eule, Storch, Bär, Marienkäfer und Maus. Borussia und Maskottchen Günter werden gern gewählt, vor allem, wenn ein Söhnchen unterwegs ist. Viele wunderschöne Blumen sind entstanden, und das Kinderüberraschungs-Ei war auch schon mehrfach Motiv. Auch das Krümelmonster - mit echten Keksen. Oft rufen die Frauen später an und berichten, wie schwer es ihnen gefallen sei, die Malerei wieder abzuwaschen. "Aber sie haben bleibende Erinnerungen, weil sie die Fotos mitnehmen." Viele hätten großformatige Abzüge in ihrer Wohnung hängen.

Gern bezieht Rikie Wollenweber auch die Partner der Frauen ein. Die legen dann etwa den Arm um sie: "Dann wird auch der Arm bemalt und verschmilzt mit dem Bild auf dem Bauch der Frau." Drei bis vier Stunden müssen die Frauen ruhig halten, bis das Bild fertig ist. "Langweilig wird es uns nie, es sind immer sehr schöne, unterhaltsame Nachmittage." Ab und zu muss Rikie Wollenweber den Pinsel absetzen: "Das Baby spürt die Berührung und fängt an zu strampeln. Da ist dann auch schon mal ein Strich abgerutscht."

Seit ungefähr 20 Jahren schminkt die Maskenbildnerin Kinder und Erwachsene - gern auch zu Karneval und Halloween. Die Arbeit in ihrem Atelier und im Theater seien nicht vergleichbar, sagt sie: "Bei der Körperkunst geht es um Dekoration, im Theater schmicke ich die Charaktere." Da wird die Gräfin noch gräflicher durch die adelige Schminke, und Menschen im Slum sehen aus wie Menschen im Slum.

Schon mehrfach hat sie bei der "Maskerade", einem internationalen Bodypaint-Festival in Velden bei Roermond mitgemacht. 2016 landete sie auf dem 16. Platz, im vergangenen Jahr war es der fünfte.

(isch)
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