Kreis Viersen Wie "Burglind" im Kreis Viersen wütete

Kreis Viersen · Stromausfälle, überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, umgestürzte Bäume, tischtennisballgroße Hagelkörner — und 60 Passagiere, die stundenlang im Regionalexpress 13 festsaßen. Eine Bilanz des Sturmtiefs

Unwetter: Sturmtief Burglind trifft mit Orkanböen auf NRW
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Sturmtief "Burglind" trifft mit Orkanböen auf NRW

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Foto: Oliver Berg/dpa

Sturmtief "Burglind" hat im Kreis Viersen zu massiven Verkehrsbeeinträchtigungen geführt, Menschen kamen nicht zu Schaden. Strommasten knickten um, Bäume stürzten auf die Straßen, Keller liefen voll, Landstraßen wurden überflutet. Mehr als 640 Feuerwehrleute waren bis zum Nachmittag im Einsatz. Insgesamt gab es 77 Einsatzstellen - damit war der Kreis Viersen am Niederrhein am stärksten vom Sturmtief betroffen.

Besonderes Pech hatten rund 60 Passagiere des Regionalexpress 13. Rund 400 Meter vom Viersener Bahnhof entfernt war ein Baum auf die Oberleitung gestürzt, hinderte den Zug am Weiterfahren. Die Bahn bat gegen 7.45 Uhr die Freiwillige Feuerwehr Viersen um Unterstützung, 25 Einsatzkräfte wurden alarmiert. Die Wehrleute sägten den Baum frei, hielten sich bereit, um den Zug zu evakuieren. Der Strom in der Oberleitung wurde abgeschaltet. Allerdings hätten die Passagiere an der Stelle den Zug nicht über die Böschung verlassen können, berichtete Frank Kersbaum, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Wehrleute machten sich bereit, die Passagiere über die Gleise in den Bahnhof zu geleiten. "Leider erhielten wir keine verbindliche Ansage der Bahn, ob der Zug fahren könne oder nicht", so Kersbaum. Schließlich konnte die Oberleitung repariert werden, gegen 9.45 Uhr wurde der Triebzug rückwärts mithilfe einer Diesellok in den Bahnhof geschoben.

Wegen Überflutung mussten mehrere Landstraßen im Kreis Viersen gesperrt werden. Die B221 in Nettetal wurde vollgesperrt, nachdem der Sturm einen Lkw-Anhänger umgepustet hatte. Betroffen waren nach Auskunft vom Landesbetrieb Straßen NRW auch die B509/L373 bei Lobberich Richtung Hinsbeck. Dort waren mehrere Hochspannungsmasten umgestürzt. Die Kreuzung B509/L373 musste für mehrere Stunden gesperrt werden, weil genau dort ein Strommast aus Holz umgeknickt war. Der Verkehr wurde von der Polizei teilweise über Wirtschaftswege umgeleitet - besonders schwierig war das gegen 9 Uhr, als mehrere Lastwagen den Schlibecker Berg in Richtung Kreuzung herunterkamen und gleichzeitig ein Linienbus über den Wirtschaftsweg in die Straße Am Schlibecker Berg einbiegen wollte.

 Am Schultheißenhof in Viersen fiel eine riesige Tanne auf eine Garagenanlage. Sie wurde am Mittag zersägt.

Am Schultheißenhof in Viersen fiel eine riesige Tanne auf eine Garagenanlage. Sie wurde am Mittag zersägt.

Foto: Knappe

In Leuth riss gegen 4.30 Uhr eine Freileitung. Mehrere Nadelbäume waren auf sie gestürzt. Bis 5.48 Uhr waren die Menschen ohne Strom. "Der Riss hatte gravierende Auswirkungen", sagte Norbert Dieling, Geschäftsführer der Stadtwerke Nettetal. Die Leitung soll heute repariert werden - ohne Beeinträchtigungen für den Verkehr oder die Strombezieher. Auch in Schwalmtal fiel zeitweise der Strom aus. Der Mast einer 10.000-Volt-Freileitung war umgeknickt. Aus Sicherheitsgründen trennte der Betreiber Westnetz den Ortsteil Vogelsrath vom Strom. Um kurz nach 11 Uhr war bereits ein Notstromaggregat aufgebaut, hatten die Bewohner von Vogelsrath wieder Strom.

 Vollsperrung an der Kreuzung B509/L373 - ein Strommast war abgeknickt.

Vollsperrung an der Kreuzung B509/L373 - ein Strommast war abgeknickt.

Foto: Jungmann Günter
 Mehrere Keller liefen voll — unser Foto entstand in Boisheim. Dort gab's am Morgen ein schweres Gewitter mit großen Hagelkörnern.

Mehrere Keller liefen voll — unser Foto entstand in Boisheim. Dort gab's am Morgen ein schweres Gewitter mit großen Hagelkörnern.

Foto: Günter Jungmann
 An der B221 pustete eine Windbö einen Lkw-Anhänger um. Mit einem Kranwagen wurde er wieder aufgerichtet, die Straße musste derweil gesperrt werden.

An der B221 pustete eine Windbö einen Lkw-Anhänger um. Mit einem Kranwagen wurde er wieder aufgerichtet, die Straße musste derweil gesperrt werden.

Foto: Jungmann Günter
 Diese Diesellok schob den RE13 in den Viersener Bahnhof.

Diese Diesellok schob den RE13 in den Viersener Bahnhof.

Foto: Heike Ahlen

Den ersten Einsatz der Nacht gab es in Schwalmtal. Der Löschzug Amern wurde gegen 3 Uhr zum Heidweiher gerufen, wo ein dicker Ast über die Straße gefallen war. In Viersen kam es unter anderem auf der Gladbacher Straße zu Überflutungen. Blätter und Äste verstopften die Gullys. Auch einzelne Keller liefen voll, unter anderem in Boisheim. Dort hatten die Bewohner gegen 8 Uhr ein seltenes Naturschauspiel verfolgen können: Bei einem Gewitter fielen fast Tischtennisball große Hagelkörnern. Straßen und Vorgärten waren im Nu weiß.

(RP)
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