Viersen Wie das alte Fahrrad wieder fit wird

Viersen · Die Repair-Cafés standen jetzt im VHS-Arbeitskreis "Einfach anders leben" im Mittelpunkt. Reparieren statt wegwerfen ist hier die Devise. Ein solches Café soll auch in Viersen entstehen - nur ein geeigneter Raum fehlt noch.

 "Wir haben zu viel Zeug", sagte Peter Loomans vom Repair-Café Roermond bei einem Vortrag in Viersen. Er hofft, dass die Idee auch die Viersener begeistert und sie selbst ein Repair-Café gründen und nutzen wollen.

"Wir haben zu viel Zeug", sagte Peter Loomans vom Repair-Café Roermond bei einem Vortrag in Viersen. Er hofft, dass die Idee auch die Viersener begeistert und sie selbst ein Repair-Café gründen und nutzen wollen.

Foto: Dpa

Wer hat sich noch nie über ein Elektrogerät geärgert, das nach zwei Jahren kaputt gegangen ist, direkt nach Ablauf der Garantie? Das Gerät kann oder will keiner mehr reparieren, es landet auf dem Müll, ein Nachfolger wird gekauft. Genau diesem Kreislauf versuchen Repair-Cafés entgegenzuwirken. Die Idee dazu entstand 2009 in den Niederlanden: Dabei treffen sich Menschen, die nicht mehr Funktionierendes wieder in Gang setzen wollen. Die Volkshochschule des Kreises Viersen hat sich nun in ihrem Arbeitskreis "Einfach anders leben" mit der Idee auseinandergesetzt. Einen Initiator für ein Repair-Café in Viersen gibt es schon, nur ein geeigneter Raum fehlt ihm noch.

"Wir haben zu viel Zeug. Vieles, was wir kaufen, wird innerhalb eines Jahres zu Müll. Wir vergeuden Energie, Rohstoffe und schaffen Verschmutzung bei der Produktion. Dabei könnte man die Lebensdauer verlängern", sagte Peter Loomans nun bei einem Vortrag in der VHS, bei dem es um die Idee ging. Loomans hat das Repair-Café Roermond im Oktober vergangenen Jahres ins Leben gerufen. Einmal im Monat treffen sich in den Räumen eines Secondhand-Geschäftes für vier Stunden Handwerker und Menschen, die etwas zu reparieren haben. Werkzeug und Verbrauchsmaterial sind vorhanden. Gemeinsam wird repariert, was kaputt ist: Elektrogeräte, Kleidung, Fahrräder, Möbel, Spielzeug. Rund 30 Gegenstände laufen pro Treffen auf. "Bei einem Drittel klappt die Reparatur, bei einem Drittel nicht und bei einem Drittel braucht man ein spezielles Ersatzteil", erzählt Loomans. Er findet, dass dies ein Erfolg ist.

Kristin Parlow hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie gehört dem Düsseldorfer Verein GarageLab an, den es seit Oktober 2011 gibt. Der Verein stellt Infrastruktur für handwerkliche Arbeiten zur Verfügung: beispielsweise Geräte für die Holz- und Metallbearbeitung, Elektronik, 3-D-Druck. "Dazu bieten regelmäßig ein Repair-Café an", erzählte sie. Rund 60 Personen nutzen das Angebot im Durchschnitt. "Man hat Spaß, kommt mit Menschen zusammen und lernt etwas. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe", sagte Parlow. In den Niederlanden sind so schon Reparaturanleitungen für eine bekannte Kaffeemaschine entstanden.

In Aachen-Forst hat der Elektroingenieur Cord Elias Anfang des Jahres ein Repair-Café gegründet. "Werkzeuge haben wir über Spenden bekommen und im evangelischen Gemeindezentrum einen Raum gefunden. Dazu kamen etliche Menschen, die handwerklich geschickt sind, Freude am Reparieren haben und ihr Wissen gerne mit anderen teilen", erzählte er. Diese Voraussetzungen seien nötig, wenn ein Repair-Café funktionieren soll.

Das Gros der Reparatur machen Geräte mit Stecker aus, aber auch das Fahrrad mit einem platten Reifen gehört dazu. Selbst hier wissen einige Menschen nicht mehr, wie es repariert wird.

Ganz wichtig: Die Reparaturen in den Cafés sind kostenlos, lediglich ein Sparschwein für freiwillige Spenden ist aufgestellt.

In Viersen hat sich schon ein Initiator für ein Repair-Café gefunden. Willi Gillissen möchte das Projekt umsetzen. Dafür hat er mit dem Verein "Miteinander -Füreinander" gesprochen, der bereits eine kleine Hilfsbörse führt. "Wir suchen jetzt Räumlichkeiten und weitere Mitstreiter, die gerne reparieren", sagte Gillissen.

(tref)
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