Niederkrüchten Wie die Jugend löschen lernt

Niederkrüchten · Die Nachwuchs-Wehrkräfte der Löschzüge aus Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten werden gemeinsam ausgebildet. Froh sind die Wehrchefs über die junge Männer und Frauen, die sich für das Ehrenamt begeistern.

Niederrheinischer Nieselregen fällt zwischen den früheren Tornado-Hangars in den Javelin-Barracks in Elmpt. Feuerwehrleute scheinen Befehle zu flüstern. "Ihr müsst lauter rufen! Bei einem richtigen Einsatz laufen Generatoren, die Fahrzeuge, das Wasser – da hört euch keiner, wenn ihr so leise seid!", schreit Jochen Trumm, stellvertretender Wehrführer der Schwalmtaler Feuerwehr.

Die drei Wehren aus dem Westkreis, aus Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten, bilden gemeinsam aus. 27 junge Feuerwehrleute besuchen den Truppmann-2-Lehrgang. Sie hatten theoretischen Unterricht und praktische Übungen, jetzt steht die Prüfung an. Das Szenario: "In dem Haus da vorn rechts brennt es", sagt Trumm und deutet auf den ehemaligen Mannschaftsraum, "eine Person wird vermisst".

Vermisst wird – eine Puppe

Die ersten neun jungen Feuerwehrleute machen sich bereit: Angriffstrupp, Wassertrupp, Schlauchtrupp, Melder, Maschinist und Gruppenführer sind bestimmt, dann geht es los. Die Wehrleute müssen sich vorstellen, dass die Räume verraucht sind. Sie kriechen über den Boden, tasten sich vor. Im letzten Zimmer finden sie die vermisste Person – eine Puppe. Hier soll auch die Quelle des Feuers sein, es wird gelöscht. "Feuer aus", heißt es über Funk, die Kameraden kommen mit Atemschutzgeräten herein, verfrachten die Puppe auf eine Trage und schon geht es wieder raus. "Wasser halt!", rufen sie laut. Auch die beiden, die draußen die "brennenden" Lebensbäume löschen sollten, haben ihre Aufgabe bewältigt, die Prüfer sind zufrieden.

Bianca Beeker, Heiko Lehnen und Niklas Feger setzen die Helme ab und wischen sich den Schweiß von der Stirn. Knapp acht Jahre ist Bianca Beeker (19) schon bei der Feuerwehr, sie ist mit zwölf Jahren in die Jugendwehr eingetreten und "familiär vorbelastet": Ihr Vater und ihre Schwester sind ebenfalls bei der Feuerwehr. Ihre Freunde kennen Bianca nicht anders, auch wenn manche immer noch fragen: "Gehen da auch Mädchen hin?" Ja. Nur müssen die manchmal eben ein Sommerkleid in der Uniform zusammenknüllen, wenn ein Einsatz kommt. An den ersten Einsatz erinnert sich die junge Frau noch genau. Der war am 1. Mai 2009, als ein Brachter sich nach einem Nachbarschaftsstreit im Haus verschanzt hatte und drohte, es in die Luft zu sprengen. "Ich habe zwar nur an der Absperrung gestanden, aber vergessen werde ich das nie."

Heiko Lehnen vom Löschzug Bracht wartet noch auf den ersten Einsatz: "Seit ich dabei bin, ist zwar schon ein paar Mal der Pieper gegangen, aber da war ich immer in Krefeld arbeiten." Rudi Bottenberg, stellvertretender Brüggener Wehrführer, ist zufrieden mit dem Nachwuchs. Auch Niederkrüchtens Wehrführer André Erkens nickt anerkennend. Sie wissen, wie schwer es ist, noch junge Leute für das Ehrenamt zu begeistern. Aber die, die einmal dafür brennen, seien dann auch mit Feuereifer dabei.

(RP)
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