Viersen Wildgehege vor dem Aus?

Viersen · Die Finanznot in Viersen macht auch vor Traditionseinrichtungen nicht Halt. Die Verwaltung überlegt, das Wildgehege auf den Süchtelner Höhen zu schließen. Viele der rund 50 Tiere müssten getötet werden.

Im städtischen Streichkatalog, in dem mögliche Grausamkeiten für die Viersener Bürger aufgelistet sind, um die Stadtkasse zu entlasten, hat er die Nummer 3.2.2.9: der Punkt "Aufgabe des Wildgeheges". Dahinter verbirgt sich die mögliche Schließung einer Traditionseinrichtung zum Jahresende.

Noch regiert der Rechenstift in der Verwaltung nur auf dem Papier. Das gilt auch für das Wildgehege. Sollte die kostenlos nutzbare Freizeiteinrichtung aufgegeben werden, spart die Stadt langfristig die jährlichen Betriebskosten von rund 26 300 Euro. Doch für den Kämmerer ist das nicht alles. Die Sanierung des auf dem Gelände stehenden Wohnhauses samt Scheune würde den Haushalt mit 200 000 Euro belasten, dazu käme eine weitere Investition von rund 15 000 Euro in die technischen Sicherheitseinrichtungen des Freigeheges.

Das Wildgehege auf den Süchtelner Höhen, das seit 1974 von der Stadt betrieben wird, hat eine Gesamtfläche von rund 65 000 Quadratmetern. Gehalten werden dort Kamerunschafe und Streifengänse sowie Rot-, Dam- und Schwarzwild. Der Gesamtbestand schwankt zwischen 30 und 60 Tieren. Kein Problem mit einer Schließung des Wildgeheges hat SPD-Ratsherr Heinz Plöckes: "Ich bin begeistert, wenn das Wildgehege wegkommt. Tiere gehören für mich in die freie Wildbahn und nicht eingezäunt", so der Politiker in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bauen, Wohnen und Klimaschutz, "eine Stadt von 70 000 Einwohnern braucht kein Wildgehege." Ganz anders sieht das allerdings sein Partei- und Ratskollege Jörg Dickmanns: "Sicherlich ist das Wildgehege ein Kostenfaktor. Doch es darauf zu reduzieren, ist zu einfach. Wir haben auf den Süchtelner Höhen ein breites Freizeitangebot unter anderem mit dem Kletterwald und den zahlreichen Laufmöglichkeiten. Doch wir brauchen auch Angebote für die Familie, die vor allem kostenfrei sind. Vielleicht gibt es Partner wie die Waldjugend oder die Pfadfinder, die man einbinden und so den Fortbestand des Wildgeheges sichern kann."

Unterstützung erhielt Dickmanns von den anderen Parteien. "Es ist sicherlich richtig, diese Möglichkeit erst einmal von der Verwaltung prüfen und ein alternatives Konzept erarbeiten zu lassen", erklärte CDU-Ratsherr Erhard Braun. "Es kann nicht sein, dass hier immer von Investitionen in eine familienfreundliche Stadt gesprochen wird und wir zeitgleich solche Einrichtungen schließen sollen."

(RP)
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