Schwalmtal Wissen, wo das Gemüse herkommt

Schwalmtal · In Schwalmtal-Eicken gründet sich eine Solidarische Landwirtschaft (Solawi): Menschen pachten gemeinsam eine Fläche, stellen Mitarbeiter ein, die biologisch Gemüse anbauen, und bekommen wöchentlich Frisches vom Hof

 Die ersten Mitstreiter sind gefunden. Sie wollen eine solidarische Landwirtschaft in Eicken gründen.

Die ersten Mitstreiter sind gefunden. Sie wollen eine solidarische Landwirtschaft in Eicken gründen.

Foto: Solawi Eicken

Als dreifache Mutter hat sich Marion Grande immer wieder Gedanken gemacht - um das Einkaufen, um den biologischen Anbau und die Frage, wo das Essen herkommt. Vor zweieinhalb Jahren stieß die Viersenerin auf die solidarische Landwirtschaft (Solawi). Für eine Solawi schließen sich Privatleute zusammen, die durch ihre Mitgliedsbeiträge einen landwirtschaftlichen Betrieb finanzieren. Sie pachten eine Fläche, entscheiden, was gepflanzt werden soll, stellen Mitarbeiter ein und erhalten einen Teil der Ernte.

 Die Mitglieder der Solawi wollen selbst bestimmen, was angebaut wird und wie es angebaut wird.

Die Mitglieder der Solawi wollen selbst bestimmen, was angebaut wird und wie es angebaut wird.

Foto: Busch

Grande war begeistert von der Idee. Gemeinsam mit dem Mönchengladbacher Georg Weber und weiteren Mitstreitern will sie nun auf einem Hof in Schwalmtal-Eicken eine Solawi gründen. Dort hat die Gruppe von Landwirt Willi Faßbender anderthalb Hektar gepachtet, auf denen zunächst Gemüse und Salat angebaut werden sollen. Später könnten auch Obstbäume und Beerensträucher hinzukommen, vielleicht auch Bienenstöcke und Hühner, damit die Mitglieder Eier erhalten. "Wir hatten das Glück, einen Landwirt zu finden, der vom konventionellen auf den biologischen Anbau umsteigen wollte und in der solidarischen Landwirtschaft seine Zukunft sieht", sagt Weber.

Um den Anbau wird sich Marion Grande kümmern - sie ist Gemüsebaugärtnerin. Fürs Erste wird die Arbeit auf dem Hof in Eicken wohl so viel Zeit umfassen wie eine Halbtagsstelle. Allerdings sei das "kein Job von 8 bis 17 Uhr", sagt Grande. Es kann sein, dass sie Hilfe braucht, beispielsweise zum Unkrauthacken oder zur Erntehilfe aufruft. Mitglieder können helfen, müssen es aber nicht. Weil die Gemeinschaft alles gemeinsam trägt - Arbeit, Risiko, eventuell auch einen Ernteausfall - trägt sie auch gemeinsam die Konsequenzen: "Wenn ich Hilfe beim Unkrauthacken brauche und keiner kommt, gibt es eben kleine, verhutzelte Möhren", sagt Grande. Doch dass keiner kommt, ist unwahrscheinlich. Gerade musste ein Folientunnel aufgebaut werden - schnell fanden sich Helfer. Auch für die Arbeit auf dem Feld werden sich Helfer finden, davon ist Georg Weber überzeugt. Er hat festgestellt: "Es gibt Leute, die haben da Lust zu, die finden das entspannend."

Die Solawi in Schwalmtal will jetzt langsam anfangen. Für die Organisation soll ein Verein gegründet werden, später könnte daraus eine Genossenschaft werden. Im Januar soll es losgehen. 40 Gemüsesorten - darunter Spinat, Sellerie, Blumenkohl, Radieschen, Kohlrabi und Kartoffeln - und neun Kräuter sind vorgesehen. 40 Ernteanteile will die Solawi im ersten Jahr vergeben, auch ein halber Ernteanteil lässt sich erwerben. Die Höhe des Beitrags hänge davon ab, welches Gemüse man anbaue, ob man Maschinen benötige, sagt Weber. Alles wird demokratisch entschieden. Wächst die Gemeinschaft, könnten in ein paar Jahren 200 Ernteanteile vergeben werden. Sie könnten 400 Menschen versorgen.

Im Durchschnitt soll ein Ernteanteil pro Woche zweieinhalb Kilo Gemüse erbringen, außerdem zwei Salate und so viel Kartoffeln, wie man braucht, erklärt Weber. Das reiche für zwei Personen. Eine vierköpfige Familie nehme zwei Ernteanteile.

Angesprochen sind alle, die in einem Umkreis von 30 Kilometern um Schwalmtal wohnen. Damit nicht jedes Mitglied jede Woche nach Eicken fahren muss, um seine Ernte zu holen, wollen die Mitglieder in Viersen und Mönchengladbach Abholstationen einrichten.

(RP)
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