Schwalmtal Wo Sprayen erlaubt ist

Schwalmtal · Jugendcafé und offene Jugendarbeit haben in Amern zur Schlacht an der Farbdose geladen. Jugendliche Sprayer sollen kunterstützt werden: Wer eine Wand mit Graffiti verziert haben will, kann sich melden.

Die letzten Entwürfe für den Wettkampf werden schnell noch in der Skizzen-Ecke verbessert. Was dort gezeichnet wird, soll auf eine große Holzplatte übertragen werden – mit Sprühdosen. Beim HipHop-Jam am Pfarrzentrum "Die Brücke" in Amern dürfen Jugendliche etwas, was sie sonst eigentlich nirgendwo dürfen: Graffiti sprayen.

Wo in der Szene gesprayt wird, darf Musik nicht fehlen. Für die Untermalung des Tages haben sich Rapper und Breakdancer angekündigt, unter anderem "63 Gramm" aus Wassenberg, die "Rapaholix" aus Kempen und "St. ArRecords" aus Nettetal. "Für den Wettstreit zwischen den Sprayern, den ,Graffiti-Battle', haben 16 Teilnehmer ihr Kommen zugesagt", berichtet Astrid Gröbel (34), Leiterin des Jugendcafés der offenen Jugendarbeit in Amern. Jeder der Teilnehmer erhält drei Farbdosen zum Sprühen, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Jeder kann aufsprühen, was er mag. Bewerten soll die Kunstwerke später eine Jury.

Erlaubte Flächen mit gelbem Rand

"Mit der Aktion wollen wir zeigen, dass Graffiti keine Schmierereien sind, sondern eine Form von Kunst", erläutert Streetworker Joachim Hambücher (39). Die fertigen Graffiti sollen ausgestellt werden, im Foyer des Rathauses oder in Schulen, erzählt Hambücher. Und noch eine Aktion planen die Organisatoren: die Einführung des "Legal Spot" in Schwalmtal. "Die Leute können den Jugendlichen Wandabschnitte, Garagentore oder ähnliches zum Sprayen zur Verfügung stellen, ganz legal", sagt der Streetworker. "Die Flächen kennzeichnen wir mit einem gelb-schwarzen Schild, das eine Sprühdose zeigt, oder umrahmen die Fläche mit einem gelben Rand. Innerhalb dieses Rahmens ist Sprayen dann erlaubt." Ein erster "legal spot" ist auch schon gefunden: die Rückwand des Waldnieler Pfarrbüros. Pfarrer Thorsten Aymanns hatte nichts gegen farbenfrohe Malereien auf der Mauer. Auch der alte Bauwagen am Nottbäumchen darf besprüht werden. Die Jugendlichen sind von dem Projekt begeistert. "Endlich mal die Chance, irgendwo legal zu sprayen", sagt der 16-jährige Maurice. Mit der Genehmigung falle zwar auch der "Adrenalinkick" beim unerlaubten Sprühen weg, "aber man kann sich Zeit lassen und zeigen, was man kann." Schließlich gehe es bei Graffiti um eine Botschaft, den die Sprayer vermitteln wollten. Und für die brauche man mitunter eben Zeit, sagt Maurice. Der 17-jährige Marvin wünscht sich mehr Unterstützung für die Graffiti-Szene. "Fußballer bekommen Bolzplätze, Skater ihre Halfpipes. Um uns kümmert sich doch keiner." Vielleicht, so hoffen die Jugendlichen, machen es ja einige Schwalmtaler Pfarrer Aymanns nach und stellen auch einen Teil ihrer Mauer oder Hauswand zur Verfügung.

(RP)
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