Viersen Wohnen an einer Rennstrecke

Viersen · Georg Rott empfindet das Fahrverhalten innerhalb der Ortschaft Dülken an der Waldnieler Straße als unangemessen schnell. Er wandte sich an Kreis, Stadt und Polizei - mit der dringenden Bitte um schnelle Hilfe.

Seit nunmehr 30 Jahren lebt das Ehepaar Margret und Georg Rott an der Waldnieler Straße in Dülken. Sie fühlen sich dort wohl. Aber in den vergangenen Jahren hatten sie mehr und mehr den Eindruck, als würden die Autofahrer, die Tatsache, dass es sich um einen Ortsteil mit vorgeschriebenem Tempo 50 handelt, immer mehr und mehr ignorieren. "Wir wohnen unmittelbar hinter dem Ortseingangsschild, von Waldniel kommend, und haben inzwischen das Gefühl, an einer Rennstrecke zu wohnen so schnell fahren die Autos hier entlang", klagt Georg Rott.

Was den Dülkener besonders wurmt. ist die Tatsache, dass die Waldnieler Straße außerhalb der Ortschaft fast ein kompletter Tempo-70-Bereich ist. Lediglich für rund 400 Meter ist eine Geschwindigkeit von 100 km/h erlaubt - und diese Zone liegt, aus Richtung Waldniel fahrend, genau vor dem Ortseingangsschild.

Am Kreuzungsbereich Waldnieler Straße (L475)/L3 sind 70 km/h vorgegeben, aber circa 150 Meter hinter dem Bereich gibt das Straßenschild VZ 278 die Geschwindigkeit frei. Es steht für das Ende der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Damit darf auf dem kurzen Teilstück mit bis zu 100 km/h gefahren werden. Und das nutzen die meisten Autofahrer auch aus. Georg Rott ist der Meinung, dass die Autofahrer langsamer in den Ortsteil einfahren würden, wenn auf diesem Straßenabschnitt ebenfalls nur Tempo 70 erlaubt wäre.

Der Dülkener wandte sich mit dem Problem an den Kreis Viersen, die Stadt Viersen und die Kreispolizeibehörde. Alle erhielten ein Schreiben mit der Bitte, die Sachlage zu überprüfen und wenn möglich, das Verkehrszeichen VZ 278 zu entfernen. Das Schreiben verschickte Georg Rott am 16. Juni 2015. "Ich habe fünf Wochen gewartet und keine Antwort erhalten. Dann habe ich zunächst den Kreis angerufen. Ich schilderte nochmals die Lage und mir wurde ein Rückruf versprochen, der auch kam", berichtet Rott.

Dem Gespräch folgte die schriftliche Antwort, in der eine Demontage des Schildes verneint wurde. "Es besteht kein Anlass, das Schild zu entfernen. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung aus Verkehrsicherheitsgründen ist nicht gegeben. Es gibt keine Gesetzesvorgabe, Tempo 70 für den Teilabschnitt zu realisieren", informiert die Pressestelle des Kreises Viersen. Das Ortschild ist aufgrund der geraden Straßenlage schon von weitem deutlich zu erkennen und der Straßenabschnitt stellt keine Unfallhäufungsstelle dar. Wäre dies allerdings der Fall oder das Straßenschild nicht deutlich sichtbar, lägen die Voraussetzungen für eine weitere Tempobeschränkung, wie sie die Waldnieler Straße ansonsten hat, vor. So stellen der Kreuzungsbereich L 475/L3 sowie die restliche Waldnieler Straße aufgrund ihrer Gegebenheiten - weitere einkreuzende Straßen und Kurven - eine Unfallhäufungsstelle dar und haben eine dementsprechende Geschwindigkeitsbeschränkung.

Von der Stadt Viersen erhielt Georg Rott ebenfalls ein Schreiben. In dem macht die Stadt darauf aufmerksam, dass besagtes Verkehrsschild VZ 278 auf dem Gebiet der Gemeinde Schwalmtal steht und somit der Kreis Viersen als Straßenverkehrsbehörde zuständig ist. "Eine sogenannte Trichterung, also das Senken der Geschwindigkeit, vor der Ortstafel ist auch nicht möglich, da eine Geschwindigkeitsbegrenzung aus Verkehrssicherheitsgründen nicht angesagt ist", erklärt Thomas Boeken, Koordinator für den Bereich Straßen und Verkehr der Stadt Viersen. Diese Trichterung, wäre sie notwendig, könnte die Stadt Viersen sogar selber realisieren, da sich die eigentliche Stadtgrenze 250 Meter vor dem Ortsschild befindet und ein Verkehrschild in diesem Bereich von der Stadt gesetzt werden dürfte.

Von der Kreispolizeibehörde erhielt Georg Rott bis heute keine Antwort. Für den Dülkener indes ist klar, dass die Aussage "Es muss erst etwas passieren" auch auf die Waldnieler Straße zutrifft.

(tref)
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